Im Folgenden wird vorgestellt, wie man Führungskräfte in Unternehmen und Verwaltungen für gesundheitsgerechte Führung sensibilisieren kann, wo mögliche Stolpersteine liegen und wie man diese beiseite räumen kann.
3.1 Planung unter Einbezug der betrieblichen Akteure
Ein Projekt zum betrieblichen Gesundheitsmanagement ist umso erfolgreicher, je mehr betriebliche Akteure von Beginn an mit im Boot sind. So ist es z. B. sinnvoll, auf den Arbeitsschutzausschuss zurückzugreifen. Er kann die Grundlage für einen Arbeitskreis Gesundheit sein, dem u. U. weitere Mitglieder angehören, z. B. die Gleichstellungsbeauftragte oder Sozialberater. Dieser Arbeitskreis Gesundheit wird fortan zum Steuerungsorgan für das Projekt "Gesund Führen in Firma XY".
Geschäftsleitung von Beginn an ins Boot holen
Starten Sie nie ohne das Okay Ihrer Geschäftsführung! Mit deren Commitment steht und fällt der Erfolg des Projekts. In Abschn. 4.2 finden Sie dafür spezielle Tipps.
Am Anfang des Projekts sollten dessen Ausgangslage und Zielsetzung definiert werden. Zur Bestimmung der Ausgangslage können Erkenntnisse aus der Gefährdungsanalyse, einer Mitarbeiterbefragung, dem betrieblichen Eingliederungsmanagement, des Betriebsarztes oder der Arbeit der Sozialberater herangezogen werden. Auch Fallberichte von Betriebsräten oder Sicherheitsfachkräften können hier einfließen.
Bei der Zielsetzung sollten sozialwissenschaftliche Erfolgskriterien gleichrangig neben betriebswirtschaftlichen stehen. So können z. B. Werte aus periodisch wiederholten Mitarbeiterbefragungen oder Betriebsklima-Barometern im zeitlichen Verlauf miteinander verglichen werden.
3.2 Auswahl von Veranstaltungsformen und Anbietern
Insbesondere wenn zu vermuten ist, dass die Führungskräfte im Unternehmen auf Seminarangebote zum Thema "Gesund Führen" eher abwehrend bzw. negativ reagieren könnten (vgl. Abschn. 4.1), empfiehlt es sich, mit einem Impulsvortrag ins Thema einzusteigen. Die Teilnahme an einem Vortrag (Dauer 60 bis 90 Minuten) kann verpflichtend angeordnet werden. Auf Pflichtveranstaltungen von ein- oder mehrtägiger Dauer sollte hingegen nach Möglichkeit verzichtet werden.
Keine Pflichtseminare
Anders als bei Veranstaltungen zur Arbeitssicherheit sind beim Thema "Gesund Führen" keine Pflichtseminare zu empfehlen. Es ist z. B. widersinnig, einer Führungskraft vorzuschreiben "Und ab jetzt führen Sie gefälligst mit Wertschätzung". Sinnvoller ist darauf zu vertrauen, dass die Führungskräfte, die freiwillig teilnehmen, den anderen von der Veranstaltung vorschwärmen und diese durch Mundpropaganda dazu verleiten, sich ebenfalls anzumelden.
Die Aufgabe des Impulsvortrags besteht darin
- Befürchtungen der Teilnehmer zu entkräften,
- für die Einflussmöglichkeiten auf die eigene Gesundheit zu sensibilisieren,
- für die Einflussmöglichkeiten auf die Gesundheit der Mitarbeiter zu sensibilisieren,
- das Thema aus der Tabuzone zu holen,
- Interesse an der Teilnahme an einem vertiefenden Seminar zu wecken.
Diese Aspekte sollten möglichst in genau dieser Reihenfolge abgearbeitet werden. Unverzichtbar ist der Bestandteil des Vortrags, von dem die Führungskräfte ganz persönlich profitieren und Tipps oder neues Wissen für ihre eigene Gesundheit mitnehmen. Erfahrungsgemäß sind sie im Anschluss daran umso offener für eine Reflexion der Gesundheitswertigkeit ihres Führungsverhaltens gegenüber den Mitarbeitern.
Oft wird der Impulsvortrag auch als "Kick-Off-Event" bezeichnet, weil weitere Veranstaltungen folgen, die um gesundheitliche Themen kreisen. Oder er ist direkt in einen Gesundheitstag für die gesamte Belegschaft eingebettet. Das hat den Vorteil, dass sich niemand diskriminiert fühlt.
Bei den Mitarbeitern wird der Eindruck vermieden, dass den Führungskräften besondere Wohltaten zuteil werden. Zugleich erhalten sie die – nicht selbstverständliche – Erlaubnis, an den Veranstaltungen des Gesundheitstages während der Arbeitszeit teilzunehmen, da ja ihre Vorgesetzten ebenfalls anwesend sind. Und die Führungskräfte ihrerseits brauchen nicht zu befürchten, beim Vortrag wegen ihres Führungsverhaltens an den Pranger gestellt zu werden, denn dieser Vortrag ist ja Bestandteil eines Reigens von wertschätzenden Angeboten am Gesundheitstag. Sie kommen also mit einer positiven Erwartungshaltung zur Veranstaltung.
3.3 Durchführung von Maßnahmen
Es dient den Zielen der Veranstaltung, wenn Wertschätzung auch in den Rahmenbedingungen ausgedrückt wird. Das beginnt bei der Raumauswahl (hell, groß, repräsentativ) und erstreckt sich auf die Ausstattung des Raums ebenso wie auf die Bewirtung. Häufig werden Obstsalate, Gemüsesticks mit Kräuterquark oder besondere Fruchtsäfte neben Tee und Kaffee angeboten. Bei Seminarveranstaltungen sollte die Teilnehmerzahl 12 nicht übersteigen. Idealerweise stehen die Teilnehmer in keiner direkten Führungsbeziehung zueinander. Die Offenheit ist so größer.
Projekte des betrieblichen Gesundheitsmanagements sollten auf möglichst vielfältige Weise im Unternehmen kommuniziert werden. Das Intranet, die Mitarbeiterzeitschrift oder Plakate können über die Veranstaltung informieren, wobei natürlich der Datenschutz beachtet werden m...