Das Transtheoretische Modell (TTM) ist ein in der Gesundheitspsychologie und Psychotherapie weit verbreitetes und anerkanntes Modell zur Beschreibung gesundheitsrelevanter Verhaltensänderung. Es hat seinen Ursprung im Bereich der Raucherentwöhnung, d. h., in der Analyse der Veränderung problematischer, potenziell gesundheitsgefährdender Verhaltensweisen. Die Änderung eines Problemverhaltens ist als dynamischer Prozess zu verstehen, der über qualitativ unterschiedliche Stufen verläuft. Diese zeitlichen Dimensionen des Veränderungsprozesses werden "Stages of Change" bzw. "Stufen der Verhaltensänderung" genannt. Aufgrund dieser Entstehungsgeschichte hat sich das Modell zuerst als theoretisch-methodischer Ansatz bei Interventionen im Suchtbereich bewährt. Es findet jedoch auch in anderen Bereichen, wie Bewegung, Ernährungsverhalten sowie in der Psychotherapie Anwendung und Bestätigung.
Nach dem TTM verlaufen Verhaltensänderungen in 5, voneinander abgrenzbaren Stufen bzw. Phasen, den "Stages of Change", die nachfolgend dargestellt werden. Die Veränderungsstrategien in den ersten Stufen beziehen sich vor allem auf die Einstellung und später stärker auf das Verhalten. Im Prozess der Verhaltensänderung kann keine Stufe übersprungen werden, d. h. wenn die eine nicht abgeschlossen ist, kann die nächste nicht erfolgreich realisiert werden. Es ist jedoch möglich – und bei Veränderung sehr gefestigter Gewohnheiten, insbesondere bei Süchten, eher die Regel, dass die einzelnen Stufen mehrmals durchlaufen werden. Beispielsweise gelingt es vielen Personen nicht im ersten Anlauf, sich das Rauchen abzugewöhnen.
Stufen der Veränderung und Transfer in ein BGM
Stufe 1: Absichtslosigkeit
Gesundheitsschädigendes Verhalten rückt in das Bewusstsein, wird jedoch immer wieder abgewehrt. Die Gründe für die Abwehr sind vielfältig, z. B. Mangel an relevanten Informationen und/oder Fehlen von Problembewusstsein bezüglich der ungünstigen Konsequenzen des entsprechenden Verhaltens. Mitunter kann auch zu hoher sozialer Druck vonseiten Außenstehender, z. B. von der Familie oder von Freunden, zu einem Reaktanzverhalten des Betroffenen führen. Auch mehrere erfolglose Veränderungsversuche können die Ursache dafür sein, dass die betroffene Person resigniert, ihre eigene Handlungswirksamkeit oder die Wirksamkeit des jeweiligen Programms bezweifelt. Sie verspricht sich von einem erneuten Veränderungsversuch keinen Erfolg mehr, z. B. nach mehreren erfolglosen Diätversuchen.
Stufe 2: Absichtsbildung
Das Problem wird bewusst, die Veränderungsmotive werden stärker. Die Stufe des Bewusstwerdens bzw. der Absichtsbildung ist durch die offene Auseinandersetzung der Betroffenen mit ihrem Risikoverhalten gekennzeichnet, ohne dass diese Auseinandersetzung in das unmittelbare Ergreifen von Maßnahmen zur Veränderung mündet.
Prochaska, DiClemente und Norcross charakterisieren diese Personen treffend als "knowing where you want to go, but not quite ready yet". Gute Vorsätze allein reichen in der Regel nicht aus, um das eigene Verhalten zu ändern. Ein wesentlicher Bestandteil der Stufe der Absichtsbildung ist das Abwägen der Vor- und Nachteile, die eine Veränderung mit sich bringen würden. Häufig überwiegen zu diesem Zeitpunkt jedoch eher die Nach- als die Vorteile, z. B.: "Wenn ich regelmäßig Sport treibe, habe ich weniger Zeit, um mich mit Freunden zu treffen."
Stufe 3: Vorbereitung
Entschluss, Zielsetzung, Maßnahmen, Selbstwirksamkeitserwartung. Personen in der Stufe der Vorbereitung zeichnen sich dadurch aus, dass der wahrgenommene Nutzen größer eingeschätzt wird als der damit verbundene Aufwand und die Veränderung als machbar und der Mühe wert erscheint.
Personen befinden sich auf dieser Stufe, wenn sie
- die feste Absicht äußern, in den nächsten 30 Tagen das Zielverhalten zu erreichen und
- bereits erste Schritte unternehmen, dies in die Tat umzusetzen.
Die Stufe wird somit durch das Vorhandensein einer Handlungsintention und durch bereits gezeigtes Verhalten zur Einleitung einer Veränderung charakterisiert.
Stufe 4: Handlung
Verhaltensmuster ändern. Die Handlungsstufe ist gekennzeichnet durch aktive Versuche, problematisches Verhalten abzubauen und dafür notwendige Veränderungen im eigenen Erleben (z. B. durch Veränderung kognitiver Bewertungsprozesse) und in den Umweltbedingungen (z. B. durch Stimulus-Kontrolle) herbeizuführen. Dies ist wiederum nur durch ein hohes Maß an Entschlossenheit ("commitment") und Engagement zu leisten.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Stufen stehen hier offene, beobachtbare Verhaltensweisen stärker im Vordergrund als kognitiv-affektive Prozesse, weshalb Personen in dieser Phase auch am häufigsten Reaktionen von außenstehenden Personen erfahren.
In Abhängigkeit von den individuellen motivationalen und volitiven Voraussetzungen der Person sollten stimulierende, stützende und stabilisierende Bedingungen geschaffen werden. So ist es für die meisten Menschen z. B. einfacher, wenn sie ihr neues Gesundheitsverhalten im Rahmen einer Gruppe...