Zusammenfassung
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) hat sich in den letzten Jahren als entscheidender Faktor für die Förderung der Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern etabliert. Um Gesundheitsverhaltensweisen nachhaltig zu fördern, ist es notwendig, geeignete Modelle als Grundlage der Konzeptentwicklung zu nutzen. Die Gesundheitspsychologie bietet hierbei neben Erkenntnissen aus wissenschaftlichen Studien insbesondere praxiserprobte Ansätze, die Verhaltensänderung in Richtung Gesundheitsverhaltensweisen unterstützen und begleiten.
1 Gesundheitspsychologie
Die Fachdisziplin der Gesundheitspsychologie beschäftigt sich mit den die Gesundheit beeinflussenden personalen, sozialen und strukturellen Faktoren. Dabei greift die Gesundheitspsychologie auf innerhalb der Fachdisziplin entwickelte Theorien und Modelle zu, welche die Entstehung und Aufrechterhaltung von gesundheitsbeeinträchtigenden und gesundheitsförderlichen Einstellungen und Verhaltensweisen beschreiben und erläutern. Mit Blick auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) sind insbesondere die innerhalb der Gesundheitspsychologie entwickelten und evaluierten Interventionen der 3 Präventionszeitpunkte, der primären, sekundären und tertiären Prävention, von besonderem Interesse. Im BGM wie auch in der Gesundheitspsychologie basieren Interventionen auf allen Präventionszeitpunkten und auf individueller und struktureller Ebene.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie beschreibt die Gesundheitspsychologie als wissenschaftlichen Beitrag der Psychologie zur:
- Förderung und Erhaltung von Gesundheit,
- Prävention und Behandlung von Krankheiten,
- Förderung der Rehabilitation,
- Identifikation von psychischen Faktoren, die zur Entstehung von Krankheiten beitragen,
- Identifikation von Determinanten des Krankheitsbewältigungs- und Genesungsprozesses und
- zum Einfluss des Zusammenwirkens zwischen Gesundheitssystem und Patient auf das individuelle Gesundheitsverhalten.
Als Planungsgrundlage für Interventionen im BGM bieten sich unterschiedliche Modelle der Gesundheitspsychologie an. Im Folgenden soll ein Modell als Grundlage für den Transfer in das BGM dienen. In der Praxis des BGM stellen Interventionen zur Unterstützung der Lebensstilmodifikationen eine besondere Herausforderung dar. In den Unternehmen finden sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Menschen, die jeweils unterschiedliche Einstellungen zum Thema Gesundheit haben. Eine "One-Size-fits-all"-Lösung gibt es nur sehr selten.
2 Transtheoretisches Modell
Das Transtheoretische Modell (TTM) ist ein in der Gesundheitspsychologie und Psychotherapie weit verbreitetes und anerkanntes Modell zur Beschreibung gesundheitsrelevanter Verhaltensänderung. Es hat seinen Ursprung im Bereich der Raucherentwöhnung, d. h., in der Analyse der Veränderung problematischer, potenziell gesundheitsgefährdender Verhaltensweisen. Die Änderung eines Problemverhaltens ist als dynamischer Prozess zu verstehen, der über qualitativ unterschiedliche Stufen verläuft. Diese zeitlichen Dimensionen des Veränderungsprozesses werden "Stages of Change" bzw. "Stufen der Verhaltensänderung" genannt. Aufgrund dieser Entstehungsgeschichte hat sich das Modell zuerst als theoretisch-methodischer Ansatz bei Interventionen im Suchtbereich bewährt. Es findet jedoch auch in anderen Bereichen, wie Bewegung, Ernährungsverhalten sowie in der Psychotherapie Anwendung und Bestätigung.
Nach dem TTM verlaufen Verhaltensänderungen in 5, voneinander abgrenzbaren Stufen bzw. Phasen, den "Stages of Change", die nachfolgend dargestellt werden. Die Veränderungsstrategien in den ersten Stufen beziehen sich vor allem auf die Einstellung und später stärker auf das Verhalten. Im Prozess der Verhaltensänderung kann keine Stufe übersprungen werden, d. h. wenn die eine nicht abgeschlossen ist, kann die nächste nicht erfolgreich realisiert werden. Es ist jedoch möglich – und bei Veränderung sehr gefestigter Gewohnheiten, insbesondere bei Süchten, eher die Regel, dass die einzelnen Stufen mehrmals durchlaufen werden. Beispielsweise gelingt es vielen Personen nicht im ersten Anlauf, sich das Rauchen abzugewöhnen.
Stufen der Veränderung und Transfer in ein BGM
Stufe 1: Absichtslosigkeit
Gesundheitsschädigendes Verhalten rückt in das Bewusstsein, wird jedoch immer wieder abgewehrt. Die Gründe für die Abwehr sind vielfältig, z. B. Mangel an relevanten Informationen und/oder Fehlen von Problembewusstsein bezüglich der ungünstigen Konsequenzen des entsprechenden Verhaltens. Mitunter kann auch zu hoher sozialer Druck vonseiten Außenstehender, z. B. von der Familie oder von Freunden, zu einem Reaktanzverhalten des Betroffenen führen. Auch mehrere erfolglose Veränderungsversuche können die Ursache daf...