2.1 Verhältnis der Rentenanpassung und der Rentenanpassung (Ost)
Rz. 10
§ 254c Satz 1 sieht eine Anpassung der Renten vor, denen ein aktueller Rentenwert (Ost) zugrunde liegt. § 254c ist daher eine Sonderregelung zu § 65. Flankiert wird § 254c von § 255c, der regelt, dass zum 1.7.2024 der aktuelle Rentenwert an die Stelle des aktuellen Rentenwerts (Ost) tritt (zur Anpassungsmitteilung vgl. weiter unten unter Rz. 16 ff.).
Rz. 11
Der Gesetzgeber hat mit dem Rentenüberleitungs-Abschlussgesetz v. 17.7.2017 (BGBl. I S. 2575), in Kraft ab 1.1.2018, die Angleichung des aktuellen Rentenwerts (Ost) an den aktuellen Rentenwert umgesetzt. Dabei versucht der Gesetzgeber, der Lebenswirklichkeit Rechnung zu tragen. Es soll eine vollständige Rentenangleichung Ost-West bis 2024 stattfinden. Da der Angleichungsprozess hinsichtlich der Lohnentwicklung in den alten Ländern und im Beitrittsgebiet nicht sicher prognostiziert und weil selbst bei gleicher Dynamik wie in den letzten Jahren die vollständige Angleichung kurzfristig nicht erreicht werden kann, wird zum 1.7.2024 eine vollständige – gesetzlich geregelte – Rentenangleichung stattfinden (so die ausdrücklichen gesetzgeberischen Erwägungen; vgl. BT-Drs. 18/11923 S. 2). Ab dem 1.7.2024 wird daher nur noch eine einheitliche Rentenanpassung erfolgen und nur noch ein aktueller Rentenwert nach §§ 65, 69 festgesetzt. § 65 verdrängt dann zum 1.7.2024 die zum 30.6.2024 außer Kraft tretende Regelung des § 254c.
2.2 Rentenanpassung
Rz. 12
Der Begriff "Rentenanpassung" ist ein rechtstechnischer Begriff des Rentenrechts, der in § 65 näher und eindeutig beschrieben ist (vgl. instruktiv BSG, Urteil v. 20.7. 2005, B 13 RJ 17/04 R, Rz. 23). Zum 1.7. eines jeden Jahres werden die Renten angepasst, indem der bisherige aktuelle Rentenwert durch den neuen aktuellen Rentenwert ersetzt wird. Die Bestimmung des jeweiligen aktuellen Rentenwerts erfolgt nach Maßgabe der §§ 68 und 68a sowie der §§ 255d bis 255g. Dabei legt § 68 die Regeln für den aktuellen Rentenwert (West) fest. Zur Anpassung der Renten, denen ein aktueller Rentenwert (Ost) zugrunde liegt, ist noch bis 30.6.2024 die Vorschrift des § 254 c heranzuziehen.
2.3 Umsetzung der Rentenanpassung
Rz. 13
Der ab 1.7. jeden Jahres maßgebende aktuelle Rentenwert wird – nach der Verordnungsermächtigung i. S. d. § 69 Abs. 1 – ab dem Jahre 1992 durch Rechtsverordnung festgesetzt. Nach § 69 Abs. 1 hat die Bundesregierung durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates den zum 1.7. eines Jahres maßgebenden aktuellen Rentenwert und den Ausgleichsbedarf bis zum 30.6. des jeweiligen Jahres zu bestimmen. Die bis dahin geübte Rechtspraxis bis zum Jahr 1991 war, dass die Rentenanpassung durch entsprechende Anpassungsgesetze umgesetzt wurde (zu den einschlägigen Rentenanpassungsgesetzen vgl. noch die Abbildung in der Vorauflage, hier Rz. 3). Mit § 65 wurden die bisherigen Rentenanpassungsgesetze ersetzt.
2.4 Rentenanpassungen im Überblick
Rz. 14
Der aktuelle Rentenwert (West/Ost) beträgt nach der jeweiligen Rentenwertbestimmungsverordnung in den laufenden Jahren ab 2008:
- ab 1.7.2008 26,56 EUR bzw. 23,34 EUR (Art. 2 des Rentenanpassungsgesetzes 2008 v. 26.6.2008, BGBl. I S. 1076),
- ab 1.7.2009 27,20 EUR bzw. 24,13 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2009 v. 17.6.2009, BGBl. I S. 1335),
- ab 1.7.2010 unverändert (Rentenwertbestimmungsverordnung 2010 v. 25.6.2010, BGBl. I S. 816),
- ab 1.7.2011 27,47 EUR bzw. 24,37 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2011 v. 6.6.2011, BGBl. I S. 1039),
- ab 1.7.2012 28,07 EUR bzw. 24,92 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2012 v. 21.6.2012, BGBl. I S. 1389),
- ab 1.7.2013 28,14 EUR bzw. 25,74 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 v. 12.6.2013, BGBl. I S 1574),
- ab 1.7.2014 28,61 EUR bzw. 26,39 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2014 v. 16.6.2014, BGBl. I S 746),
- ab 1.7.2015 29,21 EUR bzw. 27,05 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2015 v. 12.6.2015, BGBl. I S. 965),
- ab 1.7.2016 30,45 EUR bzw. 28,66 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2016 v. 20.6.2016, BGBl. I S. 1360),
- ab 1.7.2017 31,03 EUR bzw. 29,69 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2017 v. 8.6.2017, BGBl. I S. 1522),
- ab 1.7.2018 32,03 EUR bzw. 30,69 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2018 v. 12.6.2018, BGBl I S. 838),
- ab 1.7.2019 33,05 EUR bzw. 31,89 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2019 v. 13.6.2019, BGBl. I S. 791),
- ab 1.7.2020 34,19 EUR bzw. 33,23 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2020 v. 8.6.2020, BGBl. I S. 1220),
- ab 1.7.2021 34,19 EUR bzw. 33,47 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2021 v. 31.5.2021, BGBl. I S. 1254).
Nach offizieller Schätzung sollen die Renten im Juli 2022 in Westdeutschland um 5,2 % und im Osten um 5,9 % steigen (https://www.haufe.de/sozialwesen/leistungen-sozialversicherung/rentenerhoehung-kommt-zum-1-juli_242_405920.html; zuletzt abgerufen am 31.5.2022). Vgl. im Einzelnen Komm. zu § 68. Unterdessen liegt auch ein Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Rentenanpassung 2022 und zur Verbesserung von Leistungen für den Erwerbsminderungsrentenbestand (Rentenanpassungs- und Erwerbsminderungsrenten-Bestandsverbesserungsgesetz) v. 13.4.2022 vor, das u. a. eine Änderung von § 68 i...