In einer kurzen Zusammenschau werden wesentliche Aspekte von Chancen und Grenzen der KI in Human Ressource Development beleuchtet und so die Grundlage geschaffen für die abschließende Frage von HR/D: Was ist jetzt zu tun?
3.1 Chancen
Der Einsatz von KI in der Personalentwicklung ist zeitgemäß und modern. Das allein aber wäre ein mäßig guter Grund damit zu arbeiten. Die Arbeit mit KI bietet aber darüber hinaus einige Chancen, die den Einsatz lohnenswert machen:
- Bei einer zunehmenden Arbeitsverdichtung, dem – auch im Personalentwicklungsbereich spürbaren Fachkräftemangel bietet die KI spürbare Entlastung der Aufgaben, deren Zeitaufwand höher ist als die Wertschöpfung.
- Eine gute KI in der Personalentwicklung – die zum Beispiel im Kontext einer Learning Experience Platform (LXP) eingesetzt wird – kann maßgeblich zu einem selbstgesteuerten Lernen beitragen.
- Personalentwicklung kann sich zunehmend mehr in den Bereichen einbringen, wo tatsächliche menschliche Qualitäten gefordert sind (auch wenn das ggf. noch für eine Weile eine Zeit-Investition in das Trainieren der KI auf Personalentwicklungsbelange mit sich bringt).
- Eine kluge Nutzung von KI fokussiert die Personalressource und die Arbeitskapazitäten dieser mit Blick auf eine wirksamere, nachhaltigere Personalentwicklung als derzeit bei vergleichbaren Kosten möglich.
- Aus Management-Perspektive – kann bis zu einem gewissen Grad der zunehmenden Schwierigkeit geeignetes Personal zu bekommen entgegengewirkt werden. Zudem wirkt sich die Arbeit mit einer KI im Personalentwicklungsbereich mittelfristig positiv auf das Know-how-Management im Fachbereich und indirekt im Unternehmen aus
- Und perspektivisch: Wird die KI nicht nur hausintern, sondern von der „Szene“ gut angenommen und genutzt, entfalten sich Potenziale, welche bislang verborgen bleiben. Ideen und Erfahrungen werden unternehmensübergreifend verfügbar.
3.2 Grenzen
Die Chancen, die sich mit dem Einsatz einer KI im Personalbereich ergeben sind attraktiv – doch sollten diese auch stets mit der anderen Seite der Medaille betrachtet werden, den Grenzen.
- Die kommerziell verfügbare KI ist derzeit (noch) nicht in der Lage, den Wünschen der Personalentwicklung tatsächlich Rechnung zu tragen.
- Die Nutzung einer KI ersetzt den kompetenten und erfahrenen Mitarbeiter NICHT – Im Gegenteil. Einsteigerinnen in die Personalentwicklung, die die Qualität von KI-Ergebnissen manchmal (noch) nicht einordnen oder beurteilen können, sind für die Arbeit an anspruchsvollen Aufgaben mit einer KI nicht geeignet.
- Bereits heute suchen viele Einsteigerinnen ohne Erfahrung meist nach „Checklisten“, „Benchmarks“ und „Gold Standards", welche nach dem „copy-paste“-Modell realisiert werden. Dabei geht es in vielen Fällen eher um das „kapieren“ als um das „kopieren“. Selbst eine selbstlernende KI wird keine wirklich neuen, kreative Lösungen herausarbeiten. Die Folge: Innovation stagniert.
3.3 Zusammenschau
Der zielgerichtete Einsatz von KI in HR und HR Development kann Potenziale und Synergien heben . Standardisierung und Prozessoptimierung entschlackt HR/D direkt und die Organisation indirekt. Die Potenziale für zielgerichtete Entwicklung werden effizienter gehoben und Eigenverantwortung kann gesteigert werden.
Und – das im Kontext von agilen Arbeitsformaten bekannte Prinzip: „a fool with a tool is still a fool“ gilt auch für den Umgang mit Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Die Bewertung einer KI-Analyse, die Einordnung oder das Ableiten von konkreten Aktivitäten setzen eine Vielzahl von Kenntnissen und Erfahrungen voraus. Blindes Vertrauen auf KI-Analysen allein bergen ein nicht zu unterschätzendes Risiko – und machen zudem den Entscheidungsträger überflüssig. Sich mit einem erweiterten Blick – auch außerhalb von Mehrheitsmeinungen oder Rationalitätsaspekten – zu bewegen, erfordert einen thematisch sachkompetenten – idealerweise erfahrenen – und mit Blick auf ethische oder soziale Fragestellungen Typus, welcher nicht immer bequem und sicher nicht für kleines Geld zu haben ist.
Darüber hinaus gilt es immer zu berücksichtigen, dass sich KI auf Daten stützt, die – wo auch immer – bereits dokumentiert wurden. Die Orientierung wird keine Innovation hervorbringen, sondern sich immer an bereits bestehenden orientieren. Es ist in dem Sinne keine bewusste Intelligenz, sondern eben eine künstliche, kognitive Intelligenz – und die gilt es klug zunutzen.