Unser Verhalten wird durch Automatismen bestimmt, egal ob im Privatleben oder im beruflichen Alltag. Ein äußerer Reiz (z. B. ein Arbeitsauftrag oder Feedback im Teammeeting) trifft auf das Individuum und dieses reagiert auf Basis der erlernten bzw. erworbenen Verhaltens- und Denkmuster. Diese Verknüpfungen zwischen dem individuellen Wahrnehmen, Denken und Fühlen geschehen meistens unreflektiert. Situationen, in denen wir Stress erfahren, verstärken diese automatischen Verknüpfungen. Der Kopf schaltet auf Autopilot und das Verhalten ist nicht mehr situationsbedingt angepasst. Hier setzt das Achtsamkeitstraining an. Achtsamkeitstraining steigert die Präsenz, sodass wir bestmöglich und bewusst auf die jeweilige Situation reagieren.
Zur Verdeutlichung der Wirkungsweise des Achtsamkeitstrainings zeigt Abb. 1 eine Gegenüberstellung der beiden Reiz-Reaktion-Mechanismen. Links wird ein durch Automatismen gesteuertes Verhalten dargestellt. Das Individuum empfängt einen Reiz und reagiert unreflektiert auf Basis der gewohnten Wahrnehmungsmuster. Durch regelmäßiges Achtsamkeitstraining kann dieser Prozess durchbrochen werden. Das Achtsamkeitstraining schult die Präsenz und so können Erlebnisse (Reize) bewusst wahrgenommen, bedacht und gefühlt werden (Besinnung), bevor wir darauf reagieren (Reaktion).
Abb. 1: Reiz – Besinnung – Reaktion (modifiziert nach Ballreich, 2012)
Dieser Moment des Innehaltens dient dem Klären folgender Fragen:
- Wie nehme ich diese Situation wahr?
- Was denke ich über diese Situation?
- Wie fühle ich mich in diesem Moment bzw. in dieser Situation?
- Was möchte ich jetzt in diesem Moment bzw. in dieser Situation?
- Wie möchte ich in dieser Situation reagieren/handeln?
Indem wir uns mit uns selbst auseinandersetzten, uns auf den gegenwärtigen Moment besinnen und dem Jetzt bewusst sind, ändern sich die Denk- und Verhaltensweise positiv. Wie Horx in der Einleitung des Zukunftsreports 2016 schrieb: "Achtsamkeit lehrt uns, in den Problemen die Lösungen zu sehen". Herausforderungen begegnen uns tagtäglich, sowohl im privaten, als auch im beruflichen Leben. Doch besonders im beruflichen Alltag kommt es aufgrund von Arbeitsverdichtung und Termindruck immer wieder zu stressigen Arbeitsphasen, in denen Besonnenheit und lösungsorientiertes Denken bzw. Handeln zum Erreichen der Ziele erforderlich sind. Daher können Kompetenzen der Achtsamkeit am Arbeitsplatz entscheidend sein.