Unternehmen investieren unglaubliche Mühe und Aufwand in ein Hochglanz-Employer-Branding, eine gut geölte und professionelle "Bewerbungsmaschine" und umwerben Top-Kandidaten in den Vorstellungsgesprächen und Vertragsverhandlungen. Kurzum: Der ausgewählte Bewerber hat i. d. R. eine gut durchdachte und sehr attraktive Candidate Journey durchlaufen. Und dann?
Versetzen wir uns nun in die Lage eines Mitarbeiters, wenn er sich für den Job im Unternehmen entschieden hat und der Vertrag unterschrieben wurde. Wie geht es jetzt weiter?
Für HR ist der "Job" erstmal erledigt. Das Team und die Führungskraft freuen sich zwar auf den Neuen, aber er ist ja noch nicht da und der Arbeitsalltag hat Priorität. Denn: Je nach Kündigungsfrist dauert es meistens noch einige Wochen, wenn nicht gar Monate bis zum ersten Arbeitstag beim neuen Arbeitgeber. Eigentlich viel Zeit für die Führungskraft, um die Einarbeitung zu planen – aber auch viel Zeit für den Neuen, um es sich nochmal anders zu überlegen. Z. B., weil nach der Vertragsunterzeichnung noch ein vielversprechenderes Angebot reingekommen ist oder Zweifel an der getroffenen Entscheidung entstehen.
Auch ein Mitarbeiter durchläuft parallel zum Unternehmen die drei zuvor vorgestellten Phasen des Onboardings.
Preboarding-Phase aus Sicht des Onboardees
Nachdem der Auswahlprozess, mehrere Gespräche und die Vertragsverhandlungen vorbei sind und nun alles unter Dach und Fach ist, machen sich oft die ersten Zweifel breit:
- "Lohnt sich direkt ein Umzug an den neuen Arbeitsort, oder lieber erstmal remote arbeiten?"
- "Was bedeutet der Jobwechsel für mein Privatleben?"
- "Jetzt habe ich gerade noch ein anderes lukratives Job-Angebot reinbekommen – was jetzt?"
- "Habe ich mich wirklich richtig entschieden oder soll ich doch noch andere Interviews führen?"
Mit solchen oder ähnlichen Fragen ist der vermeintlich neue Mitarbeiter nun beschäftigt. Er fällt in das berühmt-berüchtigte "schwarze Loch". Seinem starken Bedürfnis nach "psychologischer Sicherheit", die ihn in seiner Wahl bestätigt, wird nicht entsprochen.
Erfolgsfaktor Psychologische Sicherheit
Laut der umfassenden Google-Studie "Aristoteles" ist dies bei weitem der wichtigste Faktor für eine gute Zusammenarbeit im Team. Wenn sich ein (neuer) Mitarbeiter psychologisch sicher fühlt, bedeutet das, dass er sich nicht nur wohl, geschätzt und gut aufgehoben fühlt, sondern sich vor allem so sicher fühlt, dass er auch mal Risiken eingehen kann – und Fehler riskieren! Ist diese Sicherheit vorhanden, steigen folgende Faktoren:
- Meinungsvielfalt (und deren Äußerung) im Team,
- Team und Unternehmen profitieren von "gesundem Infragestellen",
- unkonventionelle Ideen,
- ehrliches Feedback,
- Bereitschaft, Fehler einzugestehen.
Wird ein neuer Mitarbeiter in dieser Unsicherheitsphase vor dem ersten Arbeitstag komplett sich selbst überlassen, kann es gut passieren, dass er seine Entscheidung nochmal überdenkt und vom Vertrag zurücktritt. Das ist natürlich der "Worst Case". Aber selbst wenn der neue Mitarbeiter (zunächst) bei der Stange bleibt: Ein ungutes Gefühl bleibt, denn der künftige Arbeitgeber hat die Möglichkeit nicht genutzt, in der Preboarding-Phase präsent zu sein und aktiv zu unterstützen!
Unsicherheit vor dem ersten Arbeitstag
Gegen Ende der Preboarding-Phase rückt so langsam der erste Arbeitstag näher und selbst wenn der neue Mitarbeiter nach der Vertragsunterzeichnung in irgendeiner Form in Kontakt mit dem neuen Arbeitgeber stand, machen sich so langsam Nervosität und Unbehagen breit:
- "Ich habe schon länger nichts von meinem neuen Arbeitgeber gehört. Wissen die überhaupt, dass ich nächste Woche anfange?"
- "Wann und wo soll ich eigentlich am ersten Tag erscheinen?"
- "Mit wem von HR hatte ich denn die Gespräche? Erkenne ich sie gleich wieder? Bei jedem Gespräch waren andere Kollegen dabei ..."
- "Beim Vorstellungsgespräch waren alle so schick gekleidet, wie soll ich mich am ersten Tag anziehen, gibt es da eigentlich Vorgaben?"
- "Wo kann ich parken, ich habe gar keine Mitarbeiterparkplätze gesehen?"
- "Wie kann ich mich inhaltlich vorbereiten? Was muss ich schon alles an Unternehmenswissen mitbringen?"
Bei aller Freude auf den neuen Job, ein Neuanfang geht immer auch mit Unsicherheit und Ängsten einher. Das Vertraute bleibt zurück und man betritt neues Terrain, das man noch nicht abschätzen kann. Jeder geht damit anders um. Bei Manchen hält sich daher die Vorfreude in Grenzen. Aber das muss nicht sein. Es gibt genügend Maßnahmen, die dem neuen Mitarbeiter schon vorher zeigen, dass alle ungeduldig auf ihn warten und sich freuen, Verstärkung zu bekommen.
Onboarding-Plattform erleichtert Preboarding
Eine digitale Onboarding-Plattform eignet sich hervorragend für Vorab-Kontakte und die erste Informationsvermittlung. Wenn das Team den Neuen zunächst digital herzlich willkommen heißt und sich um ihn "kümmert", ist zumindest die oft gefürchtete Hürde des ersten Arbeitstages erfolgreich genommen. Genaue Zahlen gibt es nicht, Kündigungsgedanken vor und am ersten Arbe...