Beim innerbetrieblichen Warentransport werden oft große Mengen von A nach B transportiert. Ob komplette Werkstücke oder einzelne Kisten mit Muttern – über das Jahr gerechnet kommen viele Tonnen Gesamtgewicht zusammen, die mit Muskelkraft bewegt werden.
In den meisten Fällen wird der innerbetriebliche Transport von Material und Produkten mittels nicht angetriebener, handgeführter Wagen durchgeführt. Die Verwendung großer (> 100 mm) kugelgelagerter Rollen erlaubt ein kraftschonendes Manövrieren durch den Mitarbeiter. Mit weichen Rollenbelägen erzielt man einen ruhigeren Lauf. Für eine gute Kurvengängigkeit und Spurtreue sind mindestens 2 Lenkrollen vorzusehen. Besser auf engem Raum rangieren kann man mit 4 Lenkrollen. Wird ein stationärer Einsatz mit einer direkten Entnahme für den Prozess geplant, werden die Rollen über Doppelfeststeller arretiert. Die blockierte Lenkbewegung und das gebremste Rad schaffen dann temporär einen sicheren Stand. Die Andienung des Materials über derartige mobile Lösungen findet aus ergonomischer Sicht am besten von hinten am Tisch statt, sodass die Materialien in den Greifraum ragen. Neben dem Mitarbeiter platzierte Lösungen stellen oft nur einen unsauberen Kompromiss dar, der unweigerlich ständig eine Verdrehung der Lendenwirbel erfordert.
Bei der Beladung ist darauf zu achten, die Gewichtsverteilung grundsätzlich von unten nach oben abnehmend zu organisieren. Das dient in erster Linie der Arbeitssicherheit, genau wie die Ladungssicherung z. B. durch umlaufende Ränder der einzelnen Regalböden. Die Betriebssicherheit für handgeführte Transportwagen wird in DIN EN 1757 geregelt. Aus ergonomischer Sicht werden Fachböden so bestückt, dass häufig entnommene Materialien in bequemer Position zwischen Schulter- und Bauchhöhe platziert werden.
Die Anlieferung über Materialwagen in FIFO-Ausführung erfreut sich großer Beliebtheit, insbesondere in der Automobilindustrie. Das first-in-first-out-Konzept bezeichnet eine Methodik, bei der Behälter von hinten in mehreren Ebenen über eine Schräge (meist über Rollenbahnen) dem Transportwagen zugeführt werden. Nach der Anlieferung am Arbeitsplatz werden die Teile von vorne direkt aus Behältern entnommen. Für Leergut ist oft im oberen oder ganz unteren Teil ein Rücklauf vorgesehen.
An der Entnahmestelle ist eine steilere Schräglage der Behälter vorzuziehen (vgl. Abschn. 9). Die Perfektion in Sachen Ergonomie bilden sog. "Shooter"-Lösungen. Über trickreiche Auslösemechanismen wird bei der Bestückung am Arbeitsplatz das benötigte Material aus dem Materialwagen in den Tisch bzw. in den unmittelbaren Greifraum bewegt, während gleichzeitig die leeren Behälter zurück in den Wagen geführt werden. Diese Funktionen werden i. d. R. mit einfachen Mitteln ohne externe Energiezufuhr realisiert und sind dementsprechend robust.
Solche Prinzipien werden auch als Karakuri bezeichnet, ein Begriff aus der Lean-Philosophie in Anlehnung an die automatisierten Puppenspiele im historischen Japan. Karakuri-Lösungen finden z. B. auch Anwendung für eine schnelle handbetätigte Rückführung von Leergut, um Mitarbeiter von belastenden Bewegungen (Tragen, Bücken, Strecken etc.) zu entlasten.
Wo bei der Bereitstellung direkt über den Materialwagen meist eine Drehung der Wirbelsäule oder ein Ausfallschritt vonnöten ist, befinden sich bei "Shooter"-Lösungen die Teile in einer gesundheitlich unbedenklicheren Position zur Weiterverarbeitung im Prozess.
Unabdinglich sind natürlich, gerade bei viel bewegten, handgeführten Transportwagen, ausreichend dimensionierte Griffe, die vertikal paarweise oder horizontal (wie bei einem Einkaufswagen) angeordnet sind.
- Modulare Mobile ermöglichen Anpassung an Anforderungen.
- Stabiles "Fahrwerk" und große Rollen verwenden.
- Weiche Rollenbeläge.
- Doppelfeststeller für sicheren Stand.
- Bauform an Bedarf anpassen.
- "Shooter"-Lösungen oder andere Karakuri-Umsetzungen bevorzugen.
- Leergut-Rücktransport berücksichtigen.
Materialwagen für modulare Konfiguration
Mit systemisch aufgebauten Materialwagen, die eine modulare Konfiguration erlauben, ist ergonomischen und betrieblichen Ansprüchen deutlich besser gerecht zu werden. Im Gegensatz zu einem starren Standardwagen lassen sich bei einem konfigurierbaren alle Ebenen individuell an verschiedene Behältergrößen und -arten sowie jegliche ergonomische Anforderungen anpassen.