Bei der Materialbereitstellung kommt es häufig zu einem Zielkonflikt zwischen den Anforderungen der Logistik und Produktion. Die Intralogistik bevorzugt standardisierte Behälter, die nicht optimiert sind für eine ergonomische Entnahme im Prozess. Mitarbeiter in der Montage hingegen benötigen den einfachen Zugriff für eine sichere Vereinzelung besonders bei kleinen Bauteilen. Beide Anforderungen lassen sich mit einem ergonomischen Arbeitsplatzsystem erfüllen (vgl. auch Abschn. 11).
Um den Arbeitsvorgang während der Versorgung mit Material am Arbeitstisch nicht zu unterbrechen, wird vorzugweise der Nachschub von der Hinterseite des Tisches erledigt. Über schräg gestellte Tabletts oder Rollenbahnen werden die Materialien möglichst nah in die Einhandzone des Greifraums geführt.
Der Winkel der Schräge ist entscheidend für einen sicheren Betrieb. Einerseits muss er steil genug sein, dass Behälter in der gewünschten Weise nachrutschen, anderseits dürfen sie nicht zu schnell werden, damit es in der Endlage nicht zur ungewollten Entladung kommt.
Um einen einmal eingestellten Winkel wiederholgenau zu reproduzieren, eignen sich fein gerasterte Winkelfeststellungen mit einer Skala. Bei Rollenbahnen muss die Auswahl der Rollen und ggf. bremsender Elemente genau auf die Bodenbeschaffenheit, Gewicht und Größe der zu transportierenden Behälter abgestimmt werden.
Neben der Anordnung entsprechend der Greifzonen sollte bedacht werden, dass Greifvorgänge über Herzhöhe, Schulter und Nacken sowie den Kreislauf höher belasten. Dementsprechend werden Materialen nach außen und nach oben hin abnehmend hinsichtlich ihrer Nutzungshäufigkeit und ihres Gewichts angeordnet.
Im Bereich der eigentlichen Entnahme werden Kleinteile in Greifschalen oder ähnlichen Vereinzelungszonen vorportioniert, um von dort leicht separiert gegriffen werden zu können (Abb. 15).
Abb. 15: Ergonomische Greifschalen erleichtern das Greifen von Kleinteilen
Ergonomische Greifschalen erkennt man an einer möglichst flachen, gerundeten Entnahmezunge, die eine natürliche Hand- und Greifbewegung unterstützt. Eine spezielle Ausformung des Schalenbodens lässt Kleinstteile wie Scheiben leicht ankippen. Dies erleichtert das gezielte Herauspicken besser als ein ebener Boden. Sind Greifschalen leicht abnehmbar und standsicher, kann man sie bei Bedarf direkt auf der Tischfläche in der unmittelbaren Einhandzone platzieren.
Bei der Bereitstellung von größeren Teilen, die händisch entnommen werden, bedient man sich direkt aus den angelieferten Behältern. Dazu werden die Kleinladungsträger (verbreitet im Automotive-Bereich), Sichtlagerkisten oder auch Kartons leicht nach unten geneigt. Das sorgt für einen besseren Entnahmewinkel, ein Nachrutschen der Teile innerhalb des Behälters und für einen guten Einblick. Eine durchgängige unmissverständliche Kennzeichnung erleichtert die fehlerfreie Zuordnung von Greifschalen, Logistikbehältern, Lagerstellen usw. für alle Beteiligten.
- Greifraum berücksichtigen.
- Anordnung über Herzhöhe vermeiden.
- First in first out (Fifo) bevorzugen.
- Behälteröffnung dem Benutzer zuneigen.
- Schwenkarme zur Unterstützung.
- Durchgängiges Beschriftungskonzept.
- Sehr hohe und sehr tiefe Entnahmestellen vermeiden.
- Ergonomische Greifschalen für Kleinteile, ggf. auf der Tischfläche positionierbar.
Rollenbahnen richtig testen
Testen Sie Rollenbahnen immer mit den tatsächlich eingesetzten Transportkisten, Werkstückträgern etc., bestückt mit der realistischen Menge an Originalteilen. Nur so kann die richtige Entscheidung aus der Vielzahl an möglichen Konstellationen von verschiedensten Rollen, Bremselementen, Trenn-/Führungsfunktionen und Anstellwinkel getroffen werden.