Prof. Dr. Hans-Dieter Litke, Dr. Ilonka Kunow
In jedem Projekt treten Hindernisse und Konflikte auf – und zwar viel eher sozialer als inhaltlicher Art. Ein Projektleiter, der behauptet, bei ihm gäbe es keine Schwierigkeiten, ist entweder ein Schönredner, ein Verdränger oder sein Team ist ihm eigentlich vollkommen fremd – und in allen drei Fällen wird er damit selbst zu einem Problem für das Projekt. Tatsächlich könnten die Möglichkeiten, Konfliktpotenzial in ein Projekt einzubauen oder dem Vorhaben Steine in den Weg zu legen, hier endlos aufgezählt werden.
Konflikte im Team
Häufig läuft im Team etwas schief, weil Absprachen nicht eingehalten werden, Mitarbeiter sich überlastet fühlen, rigide Planvorgaben die Arbeit bremsen, Informationen nicht weitergeleitet werden, nicht klar ist, wer was zu tun hat, Rivalitäten im Projekt ausgetragen werden, zu wenig besprochen wird, einzelne Mitarbeiter unmotiviert sind oder sich drücken, die Chemie zwischen Projektleiter und Team nicht stimmt, und und und.
Als ganz typische Konfliktquellen können Sie die folgenden vier Bereiche im Auge behalten:
- Uneinigkeit über Ziele, Aktivitäten und die Richtung,
- unrealistische Schätzungen und Pläne,
- fehlender Teamgeist,
- zwischenmenschliche Konflikte.
Ein Planungsfehler?
Sie haben eine bestimmte Aufgabe nicht unmissverständlich delegiert, da es Ihnen offensichtlich schien, dass sie erledigt werden muss. Unglücklicherweise taucht sie auch auf keinem Plan noch irgendeiner Terminliste auf. Unmotivierte Mitarbeiter können sich in solchen Fällen immer herausreden mit "Hat mir ja keiner gesagt, dass ich das tun soll." Und Sie müssen sich dann erst einmal um die Erledigung kümmern. Wenn Ihnen jedoch schon seit geraumer Zeit dämmert, dass an der entscheidenden Stelle ein "Bremser" sitzt, der das Projekt eher als Zeitvertreib betrachtet, hätten Sie die Aufgabe womöglich klar delegiert oder gleich jemand anderem anvertraut.
Konflikte zwischen Projektleiter und anderen Stellen
Reibereien können auch über der Projektebene entstehen, wenn etwa Differenzen zwischen Management und Projektleiter nicht ausgeräumt werden können, verantwortliche Stellen auf einmal nicht mehr hinter dem Projekt stehen, ein Konkurrenzkampf zwischen Abteilungen und Projektstellen herrscht, über die Kompetenzverteilung zwischen Linien- und Projekt‐management gerangelt oder um Ressourcen gestritten wird.
Sie haben es als Projektleiter kaum in der Hand, solche Spannungen oder Bedrohungen zu verhindern. Aber wer sensibel genug gegenüber Stimmungen ist und Warnzeichen zu deuten weiß, kann drohende Konflikte vielleicht rechtzeitig orten und ihnen mit entsprechenden Maßnahmen entgegensteuern.