Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst
Mit Burnout wird eine starke Reaktion auf andauernde Belastungen beschrieben. Diese Reaktion kann sich entweder psychisch oder körperlich äußern. Häufig hat ein ausgeprägtes Burnout-Syndrom langfristige Folgen für das Wohlbefinden und die Gesundheit der betroffenen Mitarbeiter. Daher ist es auch im Interesse des Arbeitgebers, Burnout-Fälle in der Belegschaft nach Möglichkeit zu verhindern.
8.1.1 Symptome
Es gibt keine einheitliche Definition von Burnout und auch kein festes und einheitliches Erscheinungsbild. Es werden bis zu 130 unterschiedliche Symptome beschrieben. Auch im klinischen Sinne ist Burnout kein Krankheitsbild, sondern gilt als Zusatzdiagnose, z. B. zu einer Depression. Burnout zeigt sich meist auf 4 Ebenen des Organismus: dem körperlichen Befinden, dem Gefühlsleben, der geistigen Leistungsfähigkeit und der Fähigkeit und Bereitschaft zur sozialen Interaktion. Leitsymptom eines Burnout-Zustands ist oft eine ausgeprägte Erschöpfung.
Die körperliche Erschöpfung kann sich in einer Fülle unterschiedlicher und unspezifischer Symptome äußern, z. B. Schlafstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, Verspannungen, Kopfschmerzen, geschwächtes Immunsystem, erhöhter Blutdruck, Magen-Darm-Beschwerden usw.
Die psychische Erschöpfung kann sich ebenfalls auf sehr unterschiedliche Weise bemerkbar machen:
- Frustration, Desillusion, Verlust von Idealismus,
- weniger Einfühlungsvermögen, mechanisches "Funktionieren",
- Ungeduld, Intoleranz, Reizbarkeit, unkontrollierte Gefühlsausbrüche,
- aggressives Verhalten,
- verminderte emotionale Belastbarkeit, Entmutigung,
- starker Widerwille, zur Arbeit zu gehen,
- Zynismus, Sarkasmus, Schlechtmachen von Klienten, Patienten,
- Misstrauen, Angst, Nervosität,
- Flucht- und Selbstmordgedanken,
- Neigung zum Weinen, depressive Reaktionen, Rückzug.
Die mentale Erschöpfung kann sich z. B. zeigen als Gedächtnis- oder Konzentrationsschwäche, Entscheidungsschwäche, Verlust der Motivation, Verlust der Flexibilität, Durchsetzungsschwäche, "Dienst nach Vorschrift".
Der letzte Bestandteil, die soziale Erschöpfung, betrifft die Unfähigkeit, noch soziale Kontakte angemessen aufrechterhalten zu können. Sie zeigt sich z. B. durch:
- soziale Kontakte als Belastung empfinden,
- Unfähigkeit, sich auf andere Menschen einzulassen, ihnen zuzuhören,
- Überdruss bzw. Unlust, Menschen zu treffen,
- Verschieben von Klientenkontakten,
- häufigere Fehlzeiten,
- längere Pausen,
- verringerte Konfliktfähigkeit,
- Rückzug, Isolation,
- Flucht in Computerspiele, TV, digitale Medien,
- Partner- und Familienprobleme.
Da Burnout keine klinische Diagnose ist, gibt es auch nur wenige Angaben über die Häufigkeit des Syndroms. Bei bestimmten Berufsgruppen, die sehr anstrengende und belastende Berufe mit viel Sozialkontakt haben, ist Burnout besonders häufig anzutreffen. So sind bei den Ärzten ca. 15–30 % betroffen, bei den Lehrern ca. 35 % und bei Pflegekräften auf Intensiv-, Aids- und Krebsstationen ca. 40–60 %. Eine Studie aus Finnland ergab, dass ein milder Burnout bei 25 % der Berufstätigen vorliegt, ein schwerer Burnout bei 2,4 %.
8.1.2 Auslöser und Risikofaktoren
Ein Burnout-Syndrom wird ausgelöst durch eine Kombination von
- äußeren Faktoren, z. B. Belastungen aus der Arbeitswelt und dem Privatleben und
- inneren Faktoren, wie Persönlichkeit, Werte und Einstellungen.
Diese äußeren Faktoren begünstigen Burnout
Zu den äußeren Faktoren am Arbeitsplatz, die ein Erschöpfungssyndrom begünstigen können, gehören:
- zu hohe Arbeitsbelastung,
- mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzmittel, ideelle Unterstützung),
- zu wenig positives Feedback,
- dauernde Probleme von Kunden,
- keine klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben,
- zu starkes Engagement für das Unternehmen,
- zu hohe oder unklare Erwartungen und Ziele,
- Zerrissenheit zwischen Erwartungen des Chefs und der Kunden,
- schlechte oder unflexible Arbeitsorganisation,
- schlechte Teamarbeit,
- Fehlen sozialer Unterstützung.
Bestimmte Risikofaktoren können das Auftreten von Burnout bei Beschäftigten begünstigen:
- wenig Partizipation im Arbeitsalltag: 3,5-fach erhöhtes Risiko;
- belastendes Sozialklima und Vorgesetztenverhalten: 1,5 bis 1,8-fach erhöhtes Risiko;
- Führungsstil wenig mitarbeiterorientiert: 2,5-fach erhöhtes Risiko;
- Führungsstil mit wenig sozialer Unterstützung: 2,3-fach erhöhtes Risiko.
Gerade besonders engagierte Mitarbeiter sind in Gefahr, vom Burnout betroffen zu werden. Zu den am stärksten betroffenen Berufsgruppen zählen Führungskräfte und Angehörige sozialer Berufe. Häufig stecken verschiedene Motive dahinter, warum jemand sich weiter über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus verausgabt:
- sehr hohe Ideale, Ehrgeiz,
- Perfektionismus,
- Unfähigkeit zum Nein-Sagen,
- Angst, Erwartungen nicht zu entsprechen,
- Angst vor Arbeitsplatzverlust,
- Angst vor Versagen und Kritik,
- Wunsch, helfen zu können,
- Wunsch nach Anerkennung, Wertschätzung.
8.1.3 Maßnahmen gegen Burnout
Entsprechend den verschiedenen Ursachen lassen sich bei Burnout sowohl organisatorische, als auch individuelle Gegenmaßnahmen unterscheiden (Tab. 1).
Organisatorische Maßnahmen |
Individuelle Maßnahmen |
- Arbeitsabläufe effizie...
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