Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst
Es gibt keine einheitliche Definition von Burnout und auch kein festes und einheitliches Erscheinungsbild. Es werden bis zu 130 unterschiedliche Symptome beschrieben. Auch im klinischen Sinne ist Burnout kein Krankheitsbild, sondern gilt als Zusatzdiagnose, z. B. zu einer Depression. Burnout zeigt sich meist auf 4 Ebenen des Organismus: dem körperlichen Befinden, dem Gefühlsleben, der geistigen Leistungsfähigkeit und der Fähigkeit und Bereitschaft zur sozialen Interaktion. Leitsymptom eines Burnout-Zustands ist oft eine ausgeprägte Erschöpfung.
Die körperliche Erschöpfung kann sich in einer Fülle unterschiedlicher und unspezifischer Symptome äußern, z. B. Schlafstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, Verspannungen, Kopfschmerzen, geschwächtes Immunsystem, erhöhter Blutdruck, Magen-Darm-Beschwerden usw.
Die psychische Erschöpfung kann sich ebenfalls auf sehr unterschiedliche Weise bemerkbar machen:
- Frustration, Desillusion, Verlust von Idealismus,
- weniger Einfühlungsvermögen, mechanisches "Funktionieren",
- Ungeduld, Intoleranz, Reizbarkeit, unkontrollierte Gefühlsausbrüche,
- aggressives Verhalten,
- verminderte emotionale Belastbarkeit, Entmutigung,
- starker Widerwille, zur Arbeit zu gehen,
- Zynismus, Sarkasmus, Schlechtmachen von Klienten, Patienten,
- Misstrauen, Angst, Nervosität,
- Flucht- und Selbstmordgedanken,
- Neigung zum Weinen, depressive Reaktionen, Rückzug.
Die mentale Erschöpfung kann sich z. B. zeigen als Gedächtnis- oder Konzentrationsschwäche, Entscheidungsschwäche, Verlust der Motivation, Verlust der Flexibilität, Durchsetzungsschwäche, "Dienst nach Vorschrift".
Der letzte Bestandteil, die soziale Erschöpfung, betrifft die Unfähigkeit, noch soziale Kontakte angemessen aufrechterhalten zu können. Sie zeigt sich z. B. durch:
- soziale Kontakte als Belastung empfinden,
- Unfähigkeit, sich auf andere Menschen einzulassen, ihnen zuzuhören,
- Überdruss bzw. Unlust, Menschen zu treffen,
- Verschieben von Klientenkontakten,
- häufigere Fehlzeiten,
- längere Pausen,
- verringerte Konfliktfähigkeit,
- Rückzug, Isolation,
- Flucht in Computerspiele, TV, digitale Medien,
- Partner- und Familienprobleme.
Da Burnout keine klinische Diagnose ist, gibt es auch nur wenige Angaben über die Häufigkeit des Syndroms. Bei bestimmten Berufsgruppen, die sehr anstrengende und belastende Berufe mit viel Sozialkontakt haben, ist Burnout besonders häufig anzutreffen. So sind bei den Ärzten ca. 15–30 % betroffen, bei den Lehrern ca. 35 % und bei Pflegekräften auf Intensiv-, Aids- und Krebsstationen ca. 40–60 %. Eine Studie aus Finnland ergab, dass ein milder Burnout bei 25 % der Berufstätigen vorliegt, ein schwerer Burnout bei 2,4 %.