Mobbing ist zwar nicht der häufigste Auslöser für psychische Belastung und Beanspruchung. Für die von Mobbing Betroffenen stellt es jedoch einen extrem starken Belastungsfaktor dar. Da Mobbing im Unternehmen auch zu einem allgemeinen Klima von Verunsicherung und Ängstlichkeit führt, sind meist auch das Wohlbefinden und die Arbeitsleistung der übrigen Belegschaft beeinträchtigt – selbst wenn diese nicht betroffen sind, sondern von Mobbing-Vorfällen im eigenen Unternehmen nur über Gerüchte gehört haben.

8.2.1 Mobbing – was bedeutet das?

Unter Mobbing sind nicht die üblichen Konflikte und Reibereien zu verstehen, die zwar ärgerlich und belastend sein können, aber einfach zum Leben dazugehören. Mobbing ist etwas ganz anderes, hier wird Psychoterror ausgeübt, der extreme Formen von Stress zur Folge hat. "Unter Mobbing versteht man also eine feindselige, zielgerichtete Interaktion und Konflikte am Arbeitsplatz, die sich systematisch und dauerhaft gegen eine Person richten."

Im "Mobbing-Report"[1] wird folgende Definition von Mobbing gegeben: "Unter Mobbing ist zu verstehen, dass jemand am Arbeitsplatz häufig über einen längeren Zeitraum schikaniert, drangsaliert oder benachteiligt und ausgegrenzt wird." Mobbing kann von Vorgesetzten, Gleichgestellten oder Untergebenen ausgeübt werden. Manchmal handelt nur eine Einzelperson, manchmal betreibt eine ganze Gruppe Mobbing. Die beim Mobbing auftretenden Handlungen lassen sich 5 verschiedenen Bereichen zuordnen:

  1. Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen (Verweigerung von Kontakten, nicht gefragt oder angehört werden),
  2. Angriffe auf soziale Beziehungen (ignoriert werden, geschnitten werden),
  3. Angriffe auf das soziale Ansehen (Gerüchte verbreiten, lächerlich machen),
  4. Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation (Zuweisung sinnloser oder überfordernder Aufgaben),
  5. Angriffe auf die seelische oder körperliche Gesundheit (zu gesundheitsschädigenden Aufgaben zwingen, körperliche oder sexuelle Übergriffe).

Abb. 4: Mobbing-Handlungen nach Häufigkeit des Auftretens

Frauen sind etwas häufiger Opfer von Schikanen als Männer. Bei Beamten und bei Personen, die eine Tätigkeit auf sehr hohem Niveau ausüben, kommt Mobbing seltener vor. In 38,2 % der Fälle wird das Mobbing ausschließlich vom Vorgesetzten betrieben. Dazu kommen weitere 12,8 % der Fälle, in denen der Vorgesetzte gemeinsam mit anderen Mitarbeitern mobbt. Damit sind Vorgesetzte zu 51 % an Mobbing-Handlungen aktiv beteiligt! Männer (in 59,3 % der Fälle) treten dabei weitaus häufiger als Mobber in Erscheinung als Frauen. Besonders Männer werden von anderen Männern gemobbt. Es gibt keine eindeutigen Erkenntnisse dazu, ob bestimmte Branchen besonders von Mobbing betroffen sind.

Der "Mobbing-Report" liefert ebenfalls Daten zu Häufigkeit und Dauer von Mobbing-Handlungen. Fast jedes vierte Mobbing-Opfer wird täglich schikaniert, fast jeder Dritte mehrmals pro Woche. Die meisten Betroffenen sind dem Psychoterror also sehr häufig ausgesetzt. Für ungefähr ein Drittel dauert der Mobbing-Prozess weniger als 6 Monate. Bei knapp einem Viertel wird das Mobbing aber über 1 bis 2 Jahre fortgesetzt. Die typische Mobbingdauer ist kürzer als 1 Jahr.

[1] Meschkutat et al.: Der Mobbing-Report, Wirtschaftsverlag N. W., Bremerhaven, 2002.

8.2.2 Ursachen

Die Ursachen von Mobbing lassen sich auf verschiedenen Ebenen finden: der Organisation, des Teams und der beteiligten Personen.

Ursachen in der Organisation können sein:

  • unklare Verteilung der Aufgaben,
  • fehlende Arbeitsplatzbeschreibungen,
  • unvorbereitete Rationalisierungsmaßnahmen,
  • wirtschaftliche Schwierigkeiten des Unternehmens,
  • Personalabbau.

Wenn die Situation am Arbeitsplatz gekennzeichnet ist von Unter- oder Überforderung, stark schwankenden Arbeitsbelastungen, geringen Handlungsspielräumen, belastenden Arbeitszeiten und einem schlechten Teamklima kann ebenfalls Mobbing entstehen. Auf der persönlichen Ebene finden sich häufig Führungsmängel, wie z. B. mangelnde Führungsqualitäten, Mangel an Zivilcourage, fehlende Fach- oder Sozialkompetenz oder Akzeptanz von Gewalt. Letztendlich handelt es sich also beim Mobbing um ein multikausales Geschehen, dem ein ganzes Bündel an Ursachen zugrunde liegen kann.

 
Ich wurde gemobbt, weil bzw. wegen ... %
... ich unerwünschte Kritik geäußert habe 60,1
... ich als Konkurrenz empfunden wurde 58,9
... der/die Mobber neidisch auf mich war/en 39,7
... es Spannungen zwischen mir und meinem Vorgesetzten gab 39,4
... meiner starken Leistungsfähigkeit 37,3
... ein Sündenbock gesucht wurde 29,1
... meines Arbeitsstils 28,5
... der/die Mobber meinen Arbeitsbereich an sich ziehen wollte/n 24,8
... meiner angeblich unzureichenden Leistungen 23,3
... ich neu in die Abteilung/Gruppe gekommen bin 22,1
... meines persönlichen Lebensstils 17,7
... ich ein Mann/eine Frau bin 12,5
... meines Aussehens 9,1
... meiner Nationalität 3,8
... meiner sexuellen Orientierung 2,3
Sonstige Motive 28,2
Ich weiß nicht, weshalb ausgerechnet ich gemobbt wurde 7,9

Tab. 2: Motive für das Mobbing aus Sicht der Betroffenen

Es scheint auch b...

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