Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Nach Darstellung der WHO ist Tabak unter den frei erhältlichen Konsumgütern mit Abstand dasjenige mit dem höchsten Gesundheitsrisiko. Die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickstoffoxide, Schwermetalle und Aromatenverbindungen (Benzol u. a.) führen zu schweren und tödlichen Gesundheitsschäden wie
- Krebserkrankungen,
- Herzkreislauferkrankungen (z. B. Durchblutungsstörungen, Gefäßentzündungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall),
- chronischen Atemwegserkrankungen.
Weitere negative gesundheitliche Folgen sind:
- erhöhte Infektanfälligkeit,
- verminderter Geruchs- und Geschmackssinn,
- Potenz- und Fruchtbarkeitsstörungen,
- vorzeitige Hautalterung.
Von diesen Auswirkungen sind alle Raucher betroffen. Statistisch gesehen muss die Mehrheit mit schweren und tödlichen Krankheiten durch das Rauchen rechnen. Die Lebenserwartung von Rauchern ist (je nach Konsumverhalten) um 8 bis 20 Jahre verkürzt. In Deutschland sterben jährlich etwa 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, und damit mehr als durch Unfälle, Straftaten, Suizide, Alkohol und Drogen zusammen. Rauchen ist damit die häufigste Todesursache für Menschen in mittleren Jahren.
Wegen des hohen Gesundheitsrisikos – auch für Passivraucher – sinkt in den letzten Jahren die gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens. Nichtraucherschutz und Maßnahmen zur Raucherentwöhnung sind daher auch am Arbeitsplatz ein Thema.
1.1 Wer raucht?
Nach Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rauchen in Deutschland etwa 26 % der Bevölkerung. Der Gesamtanteil der Raucher ist leicht rückläufig, überproportional bei Jugendlichen. Hier wirken neben einem möglicherweise gestiegenen Gesundheitsbewusstsein wohl auch die hohen Kosten für Tabakerzeugnisse. Generell rauchen nach wie vor mehr Männer (27 %) als Frauen (21 %), wobei rauchende Männer etwas häufiger zur Zigarette greifen. Weil aber der Anteil rauchender Männer in den letzten Jahren stärker rückläufig war, während die Zahl der Frauen nahezu konstant blieb, wird mit einem allmählichen Ausgleich gerechnet, zumal nicht länger gesellschaftliche Normen das Rauchen von Frauen besonders negativ bewerten.
Besonders häufig wird im jüngeren Erwachsenenalter geraucht, danach (ab ca. 40 Jahren) geht der Raucheranteil zurück.
Rauchverhalten steht deutlich in einer Beziehung zu Bildungsgrad, Lebensstandard und -zufriedenheit. Dabei spielt neben einem möglicherweise geringeren Aufklärungsstand in bildungsferneren Bevölkerungsschichten wohl der für das Suchtverhalten typische Belohnungsanreiz eine Rolle, der umso stärker wirkt, desto weniger Anerkennung und Selbstwertgefühl ein Mensch erhält bzw. aufbauen kann. Menschen mit Hauptschulabschluss rauchen fast doppelt so häufig wie solche mit Hochschulreife. Während etwa 50 % der Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung rauchen, trifft das nur auf ca. 15 % der Ärzte, Lehrer und Ingenieure zu.
1.2 Warum wird geraucht?
Das Rauchverhalten wird v. a. durch die suchtauslösenden Substanzen im Tabakrauch gesteuert. Nikotin führt relativ schnell zur körperlichen Abhängigkeit. Es wirkt intensiv auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn und greift so in den Hormonhaushalt ein. Die dadurch u. a. angeregte Ausschüttung von Dopamin ("Glückshormon") ruft den Belohnungseffekt hervor, den das Rauchen für den Konsumenten bedeutet. Andere durch Nikotin beeinflusste Prozesse sorgen dafür, dass das Rauchen als Befriedigung körperlicher Bedürfnisse und existentiell notwendig erlebt wird.
Weitere körperliche Wirkungen, die Raucher am Tabakkonsum schätzen, sind erhöhte Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit (durch Nikotin und Koffein im Tabakrauch) sowie der damit verbundene erhöhte Grundumsatz, der zusammen mit einer appetitzügelnden Wirkung des Rauchens dazu beitragen kann, dass Raucher weniger schnell Übergewicht aufbauen.
Zu den psychischen Faktoren, die das Rauchen attraktiv machen, gehört für viele Raucher v. a. die "Zigarettenpause", die die Möglichkeit bietet, monotonen oder stressigen Situationen kurzzeitig auszuweichen und zwanglose Kommunikation mit anderen auszuüben. Auf diese Weise wird Rauchen als entspannend und beruhigend erlebt. Aber auch der Wunsch, in einer Gruppe akzeptiert zu werden, fördert vor allem bei jungen Menschen das Rauchen.
Psychische Abhängigkeit
Verstärkend kommt hinzu, dass sich mit der Zeit die als angenehm empfundene Situation derart mit dem dabei ausgeübten Rauchen verknüpft, dass Rauchen als solches als Bedingung für positive Gefühle empfunden wird. So entsteht neben der körperlichen auch eine psychische Abhängigkeit, die oft besonders schwer zu überwinden ist.