Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Zusammenfassung
Unter Rauchen wird die Inhalation (bzw. die Aufnahme in den Mundraum) von Tabakrauch verstanden, der beim Abbrand (Glimmbrand) von Tabakerzeugnissen wie Zigaretten, Zigarillos, Zigarren oder Pfeifen entsteht. Passivrauchen ist die inhalative Aufnahme von Tabakrauch durch Nichtraucher.
Der Konsum von E-Zigaretten fällt formal nicht unter Rauchen.
Da der Tabakkonsum legal ist, beziehen sich die gesetzlichen Regelungen stets auf den Nichtraucherschutz, z. T. auch ein Zurückdrängen des Tabakkonsums durch Werbeverbote. In Deutschland gilt seit 2007 das Bundes-Nichtraucherschutz-Gesetz, das das Rauchen in Einrichtungen des Bundes und in öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich verbietet. Es trat zusammen mit einem Mantelgesetz (Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens) in Kraft, durch das einige andere Gesetze entsprechend angepasst wurden und v. a. das Mindestalter für den Kauf von Tabakwaren (auch aus Automaten) auf 18 Jahre angehoben wurde.
Bis 2008 traten dazu die Nichtraucherschutzgesetze der Länder in Kraft. Diese sind unterschiedlich, umfassen aber i. d. R. mehr oder weniger eng gefasste Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden (z. B. Behörden, Gerichte, Museen, Theater, Hochschulen), Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen für Kinder und Jugendliche (Schulen!), Sportstätten, Diskotheken und Gaststätten. Am Arbeitsplatz schreibt die Arbeitsstättenverordnung vor, dass der Arbeitgeber "die nicht rauchenden Beschäftigten … wirksam vor den Gesundheitsgefahren durch Tabakrauch" schützen muss. Rauchen am Arbeitsplatz ist damit nicht mehr eine Frage der Belästigung von Nichtrauchern, sondern eine Gefährdung, gegen die der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen muss (Passivrauchen ist in die TRGS 905 als krebserzeugender Stoff aufgenommen). Ein weitreichendes Rauchverbot am Arbeitsplatz ist damit i. d. R. unausweichlich geworden.
Diverse DGUV-Vorschriften und -Regeln enthalten darüber hinaus Rauchverbote für bestimmte Bereiche aus Gründen des Brand- und Explosionsschutzes oder der Hygiene.
1 Gesundheitsrisiko Rauchen
Nach Darstellung der WHO ist Tabak unter den frei erhältlichen Konsumgütern mit Abstand dasjenige mit dem höchsten Gesundheitsrisiko. Die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickstoffoxide, Schwermetalle und Aromatenverbindungen (Benzol u. a.) führen zu schweren und tödlichen Gesundheitsschäden wie
- Krebserkrankungen,
- Herzkreislauferkrankungen (z. B. Durchblutungsstörungen, Gefäßentzündungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall),
- chronischen Atemwegserkrankungen.
Weitere negative gesundheitliche Folgen sind:
- erhöhte Infektanfälligkeit,
- verminderter Geruchs- und Geschmackssinn,
- Potenz- und Fruchtbarkeitsstörungen,
- vorzeitige Hautalterung.
Von diesen Auswirkungen sind alle Raucher betroffen. Statistisch gesehen muss die Mehrheit mit schweren und tödlichen Krankheiten durch das Rauchen rechnen. Die Lebenserwartung von Rauchern ist (je nach Konsumverhalten) um 8 bis 20 Jahre verkürzt. In Deutschland sterben jährlich etwa 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, und damit mehr als durch Unfälle, Straftaten, Suizide, Alkohol und Drogen zusammen. Rauchen ist damit die häufigste Todesursache für Menschen in mittleren Jahren.
Wegen des hohen Gesundheitsrisikos – auch für Passivraucher – sinkt in den letzten Jahren die gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens. Nichtraucherschutz und Maßnahmen zur Raucherentwöhnung sind daher auch am Arbeitsplatz ein Thema.
1.1 Wer raucht?
Nach Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rauchen in Deutschland etwa 26 % der Bevölkerung. Der Gesamtanteil der Raucher ist leicht rückläufig, überproportional bei Jugendlichen. Hier wirken neben einem möglicherweise gestiegenen Gesundheitsbewusstsein wohl auch die hohen Kosten für Tabakerzeugnisse. Generell rauchen nach wie vor mehr Männer (27 %) als Frauen (21 %), wobei rauchende Männer etwas häufiger zur Zigarette greifen. Weil aber der Anteil rauchender Männer in den letzten Jahren stärker rückläufig war, während die Zahl der Frauen nahezu konstant blieb, wird mit einem allmählichen Ausgleich gerechnet, zumal nicht länger gesellschaftliche Normen das Rauchen von Frauen besonders negativ bewerten.
Besonders häufig wird im jüngeren Erwachsenenalter geraucht, danach (ab ca. 40 Jahren) geht der Raucheranteil zurück.
Rauchverhalten steht deutlich in einer Beziehung zu Bildungsgrad, Lebensstandard und -zufriedenheit. Dabei spielt neben einem möglicherweise geringeren Aufklärungsstand in bildungsferneren Bevölkerungsschichten wohl der für das Suchtverhalten typische Belohnungsanreiz eine Rolle, der umso stärker wirkt, desto weniger Anerkennung und Selbstwertgefühl ein Mensch erhält bzw. aufbauen kann. Menschen mit Hauptschulabschluss rauchen fast doppelt so häufig wie solche mit Hochschulreife. Während etwa 50 % der Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung rauchen, trifft das nur auf ca. 15 % der Ärzte, Lehrer und Ingenieure zu.
1.2 Warum wird geraucht?
Das Rauchverhalten wird v. a. durch die suchtauslösenden Substa...