Dieser Aspekt der Fairness ist auch ein treibender Faktor im Einsatz von KI-gestützten Systemen in der Personalauswahl. Die KI agiert (scheinbar) vorurteilsfrei. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Entscheidungsfähigkeit einer KI abhängig ist von den Daten, die zum Training verwendet werden. Wurde die KI vorwiegend mit Daten weißer Männer trainiert, trägt sie diesen Bias in ihren Entscheidungen weiter. Die Anbieter von KI-Systemen zur Personalauswahl bemühen sich, diesen Effekt durch neue Trainingsdaten zu minimieren.
Eine Vorauswahl von Bewerbungen über ein KI-System erleichtert die repetitive Arbeit für die Recruiter. Diese Systeme ermüden nicht und analysieren die 30. Bewerbung immer noch mit der gleichen Aufmerksamkeit wie die erste.
Unternehmen sind jedoch auf das Vertrauen der Bewerber angewiesen, um nachhaltig ausreichend Bewerber auf offene Stellen zu gewinnen. Insofern ist es von hoher Bedeutung, wie weit die Bewerber eine KI-gestützte Auswahl akzeptieren. Einer aktuellen Studie zufolge schreiben Bewerber einem menschlichen Entscheider eine höhere Vertrauenswürdigkeit zu als einer KI. Der Einsatz von KI-Systemen in der Personal(vor-)auswahl erfordert also eine kommunikative Begleitung, um einen Vertrauensverlust zu vermeiden.
Ein möglicher Einsatz von KI-Systemen könnte aber auch in der Anforderungsanalyse liegen. Die Auswertung von Interviews mit Stakeholdern durch eine KI könnte andere Facetten der wahrgenommenen Anforderungen hervorbringen als die Filterung durch die Wahrnehmung des Eignungsdiagnostikers. Auch in der Konstruktion von Interviewleitfäden und Simulationen kann die KI wertvolle Beiträge liefern – selbst, wenn die tatsächlich geführten Interviews dann von den Interviewern mit ihrem persönlichen Stil gefüllt werden. Eine KI als Begleiter in remote geführten Interviews könnte in der Auswertung der Interviews Beobachtungen beisteuern, die den menschlichen Interviewern und Beobachtern entgehen.