Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst
Eine neue Situation stellt uns auch vor die Herausforderung, ganz neue und unbekannte Probleme möglichst schnell lösen zu müssen. In akuten Krisen können die üblichen Prozesse zur Problemlösung häufig nicht angewendet werden. Dann ist es hilfreich, auf verschiedene Techniken des Problemlösens zurückgreifen zu können. Im Resilienzmodell nach Al Siebert werden 3 verschiedene Arten des Problemlösens beschrieben: analytisches, kreatives und praktisches.
Analytisches Problemlösen
Diese Art des Problemlösens wird häufig im beruflichen Bereich eingesetzt, insbesondere im IT-Bereich. Hier wird, ausgehend vom aktuellen Ist-Zustand, ein Soll-Zustand definiert und es werden Lösungswege entwickelt, von denen schließlich einer umgesetzt wird. Wichtig ist dabei immer, eine Erfolgsprüfung vorzunehmen und die Maßnahmen zur Problemlösung ggf. anzupassen.
- Verstehen Sie das Problem genau.
- Fragen Sie sich, was Sie wollen, was Ihr Ziel ist.
- Suchen Sie mehrere mögliche Lösungen und wägen Sie deren mögliche Risiken ab.
- Werden Sie aktiv!
- Prüfen Sie die Folgen Ihrer Lösungsschritte.
- Lernen Sie aus diesem Feedback und verändern Sie ggf. Ihre Bemühungen.
- Prüfen Sie wieder die Erfolge.
- Fragen Sie sich, was Sie daraus gelernt haben.
Kreatives Problemlösen
Beim kreativen Problemlösen verfolgt man keinen gradlinigen Weg vom Ist- zum Soll-Zustand. Stattdessen wird versucht, neue Perspektiven mit kreativen Problemlösungen zu finden und dabei auch ungewöhnliche Methoden einzusetzen.
- Zuerst alle relevanten Informationen sammeln.
- Ungewöhnliche Lösungen entwickeln.
Fragen stellen:
- Wie könnte ich das anders betrachten?
- Was wäre, wenn ich genau das Gegenteil täte?
- Was müsste ich tun, um eine gute Lösung zu verhindern?
- Was ist auch komisch an der Situation?
- Listen schreiben, Mindmap erstellen, Zeichnungen machen.
- Pausen einlegen, rausgehen, Musik hören.
Praktisches Problemlösen
Diese Art des Lösens von Problemen eignet sich besonders für Situationen, in denen die üblichen Abläufe und Qualitätsstandards nicht eingesetzt werden können. Es geht darum, die wichtigen Prozesse am Laufen zu halten, auch mit ungewöhnlichen Methoden und oft auch nur um eine gewisse Zeit zu überbrücken. Und auch bei diesen neuen Strukturen müssen unentwegt neue Lösungen für kleine und große Probleme gefunden werden.
- Handfeste Lösungen finden, die ausreichend funktionieren.
- Provisorische Lösungen finden.
- Ungewöhnliche Materialien verwenden.
- Das Ziel erreichen, auch auf ungewöhnlichen Wegen.
- Nicht von Gewohnheiten oder Erwartungen, wie etwas laufen sollte, bremsen lassen.
Praktisches Problemlösen fördern
In Krisensituationen, in denen schnell praktikable neue Wege gefunden werden müssen, gewinnt das praktische Problemlösen an Wichtigkeit. Dafür muss Experimentieren erlaubt sein; vieles regelt sich jetzt nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum". Wo nötig und möglich, sollte dabei auch von den normalerweise üblichen Qualitätsstandards abgewichen werden dürfen. Diese gelten für den Regelfall und nicht für Ausnahmesituationen.