Agiles Sprintlernen folgt im wesentlichen drei Phasen, welche durch verschiedene Schritte gekennzeichnet sind[1].

[1] Jungclaus/Schaper: Agiles Sprintlernen wirkt – aber warum? Theoriegeleitete Analyse der Wirkprinzipien eines Gestaltungsansatzes für arbeitsbezogene Kompetenzentwicklung Gruppe, Interaktion, Organisation (GIO). Springer. 2021

3.1 Phase 1

In der ersten Phase geht es um die beiden Schritte Vorbereitung (hier geht es insbesondere um die Konkretisierung des Auftrags und der Ausarbeitung der Lernaufgaben) und Auftragserteilung (welche nicht nur die formale Auftragserteilung, sondern auch die Vermittlung des Lernauftrags in einer Art „Kick-off“ umfasst. In dieser ersten Phase sollten die o. g. Aspekte des „Was?“ und „Wie?“ bereits gut ausgearbeitet sein. Hierzu ist es gut zu verstehen, dass eine Sequenzierung von umfangreichen Lerninhalten zwingend ist. Im Gegensatz zu traditionellen Lernstrategien in denen ein ganzer Themenkomplex (mehr oder weniger) vollständig – in Entwicklungsprogrammen oder Seminarreihen – vermittelt wurde, sind diese beim agilen Lernen in den meisten Fällen anachronistisch.

Ist erst einmal klar, was gelernt werden soll, sollte dies möglichst ohne weiteren Verzug sofort und „auf den Punkt“ als „Learning Nugget“, „Learning Snippet“ etc. vermittelt werden.

Um dies fundiert vorzunehmen, ist eine Unterscheidung in Stufen (Schwierigkeitsgrade von gering bis hoch) und Ebenen umgangssprachlich z. B. Kopf, Herz, Hand) hilfreich. Diese Differenzierung sollte den meisten professionellen Weiterbildnern und Personalentwicklungseinheiten gut vertraut sein. Es hat sich in der Praxis sehr bewährt, in den Teams unter Zuhilfenahme von Arbeitslisten wie in der folgenden Tabelle Schritt für Schritt nicht nur das Instrument zu zeigen und am realen Fall einzuüben sondern gleichzeitig das Verständnis für die Nützlichkeit zu transportieren.

 

Taxonomien kategorisieren

Stufe Taxonomieebene Verben zur Lernzielformulierung
1 kognitiv: Wissen nennen, benennen, kennzeichnen, aufzählen, berichten
psychomotorisch: Imitation nachmachen, zeichnen, kontrollieren
affektiv: Beachten beachten, aufnehmen, kontrollieren
2 kognitiv: Verstehen auffinden, übersetzen, gegenüberstellen, ordnen, lösen, auswerten, erklären, unterscheiden
psychomotorisch: Manipulation fertigen, betätigen, steuern
affektiv: reagieren beantworten
3 kognitiv: Anwenden benutzen, ausführen, auswerten, anwenden, ermitteln, erkunden
psychomotorisch: Präzision exakt steuern, herstellen
affektiv: Werten anerkennen, helfen, fördern
4 kognitiv: Analyse herausarbeiten, gegenüberstellen, einteilen, nachweisen, analysieren
psychomotorisch: Handlungszergliederung Bewegungsabläufe aufeinander abstimmen, miteinander verknüpfen
affektiv: Wertordnung vergleichen, auseinander setzen, identifizieren
5 kognitiv: Synthese, Bewertung zusammenfügen, aufstellen, planen, vergleichen, ableiten, anwenden, berechnen, beurteilen
psychomotorisch: Neutralisation automatisieren
affektiv: Verhalten und Wertordnung überprüfen, durchsetzen, erfüllen

Im Kern werden auf dieser Liste in den verschiedenen Stufen von niedrig (z. B. „hat es schon einmal gehört“) über mittel (zum Beispiel: „hat es schon einmal gemacht“) bis hin zu hoch („beherrscht es“) differenziert.

Weiterhin sind jeder Stufe drei Ebenen zugeordnet.

  • Geht es darum Wissen zu erwerben? (Kognitiv, Kopf)
  • Geht es darum eine Einstellung oder Haltung zu entwickeln? (Herz)
  • Geht es darum etwas auf einem bestimmten Niveau zu beherrschen/über eine Fähigkeit zu verfügen/etwas zu können? (Hand)
 
Praxis-Tipp

Methodenwahl genau prüfen

Es braucht wenig Fantasie, um zu sagen, dass es für jede Stufe und für jede Ebene besser oder weniger gut geeignete Methoden gibt. Sehr vereinfacht gesprochen kann man methodisch davon ausgehen, dass man Wissen mit Informationsvermittlung (ob Präsenztraining, E-Learning, Fachbüchern etc.) effizient vermitteln kann, diese aber wahrscheinlich nicht ganz so gut sind, um Haltungsänderungen herbeizuführen. Hier ist vielleicht die Reflexion oder die Orientierung an einem positiven Vorbild zielführender. Das damit aber keine Fähigkeit erworben wird, sondern dass es hierfür Übung und Praxis braucht, ist ebenfalls augenfällig.

Die letzte Spalte verweist auf die Erkenntnisse einer Forschungsgruppe, die behauptet, das formulierte Lernziele – im verstehenden Lesen – immer wieder Verben aufweisen, die einen Zusammenhang von Ziel und Ebene (und idealerweise auch Methode) erschließen lässt. Eruiert man den Bedarf des Einzelnen oder des Teams mit dargebotenen Lerninhalt sollte sich relativ zügig ergeben, ob eine vorgeschlagene Maßnahme das Richtige ist (bzw. nach was man suchen muss).

3.2 Phase 2

In der zweiten Phase folgen (meist mehrfach wiederkehrend) immer wieder die Schritte

  • Planung,
  • selbstgestaltete Lernzeit,
  • Reflexion der Ergebnisse und
  • Reflexion der Prozesse.

In der Planung geht es vor allem darum, welche konkreten Aufgaben mit welcher Lernstrategie bearbeitet werden.

Eine sehr gute – wenn auch nicht flächendeckende Umsetzung der – Planungsph...

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