Bevor ich auf die entsprechenden Führungskompetenzen eingehe, die die fünf Dimensionen der transformationalen Führung mit Leben füllen, möchte ich zunächst auf die Selbstbestimmungstheorie von Decy & Ryan (2008) hinweisen.
Diese aus der psychologischen Forschung bekannte Theorie untermauert die Wirksamkeit der transformationalen Führung. Gemäß der Selbstbestimmungstheorie gibt es empirisch abgesichert drei permanente und kulturübergreifende psychologische Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. Diese Grundbedürfnisse sind für ein effektives Verhalten und für die psychische Gesundheit von großer Bedeutung:
- Kompetenz/Partizipation
- Autonomie und
- soziale Eingebundenheit.
In der Selbstbestimmungstheorie wird davon ausgegangen, dass der Mensch ein von Natur aus aktives und auf Wachstum ausgerichtetes Wesen ist. D.h. der Mensch, und in unserem Falle der Mitarbeiter, ist intrinsisch motiviert und hat den Wunsch nach persönlichem Wachstum. Laut Decy & Ryan hat jeder Mensch eine Veranlagung in Freude zu lernen. Diese Freude am Lernen wird dadurch unterstützt, dass der Lernende Freiräume bekommt, um aktiv neue Dinge auszuprobieren und anzuwenden.
Autonomie beschreibt, dass jeder Organismus eine in sich verwurzelte Neigung zur Selbstregulation hat. Die Selbstbestimmung, und somit auch die Selbstwirksamkeit, ist für ein natürliches, persönliches Wachsen des Individuums ein wichtiger Bestandteil.
Ein selbstbestimmtes Handeln wird mit Ganzheit, Freiwilligkeit und Vitalität verbunden. Als soziales Wesen ist die Zugehörigkeit einer Gruppe evolutionsbedingt die Voraussetzung zum Überleben. Jeder Mensch sehnt sich nach einer sozialen Eingebundenheit. Nach einem Kollektiv, in dem es gebraucht wird und Anderen dienen kann. Schafft nun der transformationale Leader diese Grundbedürfnisse zu erfüllen, sind ihm loyale, treue, leistungswillige und zufriedene Mitarbeiter gewiss.
Im Folgenden gehe ich auf die einzelnen Führungskompetenzen ein, die von einer Führungskraft der modernen Führung ausgehen sollten.
4.1 Selbstführung und Selbstmanagement
Wer andere führen will, muss sich selber führen. Der moderne Leader befasst sich intensiv mit dem Thema Selbstführung. Darunter fallen Themen wie:
- ein positives Selbstkonzept entwickeln
- sich der eigenen Werte bewusst werden
- Klarheit über die eigenen Stärken gewinnen
- ein starkes Selbstvertrauen entwickeln
- eine hohe Authentizität versprühen
- ein positives Mindset haben
- eigenverantwortlich handeln und
- immer wieder das eigene Handeln reflektiert betrachten
4.2 Überzeugende Kommunikation
Um andere dazu zu gewinnen, gemeinsam die Unternehmensversion zu erreichen, benötigt man einen hervorragenden Kommunikationsstil.
Ein moderner Leader kann:
- beeindruckend reden und präsentieren
- seine Vision bildhaft und überzeugend darstellen
- voller Begeisterung die Führenden vom zu erreichenden Unternehmensziel überzeugen
- offen, ehrlich und transparent kommunizieren
- verantwortungsvolle Aufgaben an die entsprechenden Mitarbeiter delegieren
- vorurteilsfrei mit herangetragenen Informationen umgehen
- ausgewogen und lösungsorientiert abwägen
- in Führungsbeziehungen transparent sein und Emotionen zulassen
- zugleich Kompromissbereitschaft und Zielgerichtetheit zeigen
4.3 Menschliche Führungskompetenz
Verantwortung für andere übernehmen, bedeutet sich für andere zu interessieren. Sich in die Situation des Gegenübers hineinzuversetzen mit der klaren Intention, die Bedürfnisse zu sehen und bestmöglich zu erfüllen.
Dazu benötigt eine moderne Führungskraft:
- eine echte Verbindung zu Menschen
- ein ehrliches Verständnis
- ein hohes Empathievermögen
- das Schaffen von Vertrauen
- ein loyales, gerechtes Verhalten allen gegenüber
- ein Gesprächsritual in dem es in einem geschützten Rahmen möglich wird, dass über Mitarbeiterbelange, deren Sorgen und Bedürfnisse offen gesprochen werden kann
- eine entwickelte Sensibilität für die Mitarbeiter
- ein wohlwollender Umgang voller Wertschätzung und Respekt
4.4 Resilienz und Durchhaltevermögen
Gerade in Krisenzeiten, wird von einem modernen Leader eine hohe Führungsstärke erwartet.
Als Vorbild schreitet er voller Zuversicht voran. Er benötigt dafür eine innere Stärke und zugleich eine unglaubliche Flexibilität, um mit den veränderten Situationen professionell umzugehen.
Man spricht auch von individueller Resilienz.
Diese beinhaltet:
- eine Akzeptanz der veränderten Zustände
- eine optimistische Herangehensweise mit dem festen Glauben, die Situation zu meistern
- eine starke Umsetzungskraft
- Konfliktfähigkeit und zugleich Kooperationsbereitschaft
- strategisches und gleichzeitig innovatives Denken
- vielfältige, kreative Lösungsansätze möglichst in Kooperation mit den Geführten
- eine gute Struktur schaffen, die den Mitarbeitern Sicherheit bietet
- die Krise als Chance sehen
- ein positives Bild der Zukunft skizzieren
4.5 Politisches Gespür und Sensibilität
In der Organisation erkennt die Führungskraft rechtzeitig Gefahren und Risiken im sozialen und technischen Umfeld. Sie erkennt die Fähigkeiten und Potentiale, aber auch die Grenzen der Mitarbeiter, sowie die Chancen ihrer Leistungssteigerung. Außerhalb des Unternehmens handelt er zielführend für den Unternehmenserfolg. Dabei geht es nicht unbedingt nur um eine Gew...