Jens Harmeier, Arne Prieß
Soziale und psychologische Auswirkungen auf Mitarbeiter
Trennungen haben sowohl für die Betroffenen als auch für die verbleibenden Mitarbeiter erhebliche soziale und psychologische Auswirkungen, die es zu beachten gilt. Vor allem sollte die psychologische Seite einer Trennung nicht unterschätzt werden. So verhalten sich Mitarbeiter in der Regel nicht sachlich-rational, wenn es um ihre eigene Freisetzung geht. Ihr Verhalten wird vielmehr von Gefühlen wie Angst, Frust, Machtlosigkeit, Wut und Erregung bestimmt, die sich in einem destruktiven Verhalten gegenüber dem Unternehmen niederschlagen (siehe Kapitel 4). Um ihre Wut und Enttäuschung an das Unternehmen zurückzugeben, können einige Mitarbeiter Unruhe verbreiten und/oder betriebliche Abläufe nachhaltig stören.
Diese Reaktionen sind möglich:
- Die betroffenen Mitarbeiter sind wegen der Art und Weise der Trennung verärgert und bekunden ihren Ärger gegenüber Kollegen, Familie, Freunden, Bekannten und im schlimmsten Falle gegenüber Kunden und Geschäftspartnern.
- Die nicht von einer Trennung betroffenen Mitarbeiter sehen die Vorgänge mit kritischem Blick, weil sie weitere Personalfreisetzungen befürchten und den Umgang des Arbeitgebers mit Trennungen bewerten. Dies kann zu sinkender Arbeitseffizienz und einer mangelnden Mitarbeiterbindung (Retention) führen.
Identitätsverlust nicht unterschätzen
Die meisten Menschen wachsen in dem Bewusstsein auf, dass ein Beruf zum Leben gehört und Identität stiftet. Eine Trennung wird daher vielfach als Identitätsverlust erlebt. Freigesetzte Mitarbeiter sind deshalb zumeist unsicher, empfinden Sinnlosigkeit und starke Selbstzweifel. Die Intensität dieses Leereempfindens zeigt sich insbesondere in einer hohen Suizidrate unter Entlassenen. Dieser Befund unterstreicht die Notwendigkeit, Trennungen mit Verantwortung und Rücksichtnahme vorzunehmen, ohne dabei die unternehmerischen Ziele aus den Augen zu verlieren. Dies ist oftmals eine schwierige Gratwanderung.
Auswirkungen auf Unternehmen
Trennungen von Mitarbeitern können den Ruf eines Unternehmens erheblich beeinflussen, insbesondere wenn sie unsensibel oder unprofessionell durchgeführt werden. Negative Erfahrungen und Berichte ehemaliger Mitarbeiter können schnell in sozialen Medien und Bewertungsplattformen verbreitet werden, was potenzielle neue Talente und Kunden abschrecken könnte. Ein schlechter Ruf in Bezug auf den Umgang mit Mitarbeitern kann zudem das Vertrauen und die Loyalität der verbleibenden Belegschaft mindern, was langfristig die Unternehmenskultur und die Produktivität beeinträchtigen kann.
Auch Partner, Mitbewerber und Kunden betrachten die Veränderungen wachsam und bewerten die Auswirkungen auf die gemeinsamen Schnittstellen bzw. die Leistungserbringung Die Wirkungsmechanismen von Trennungen veranschaulicht Abbildung 2.
Abb. 2: Die Wirkungsmechanismen von Trennungen