Die Vorgesetztenbeurteilung kann auf verschiedene Weise geschehen:
- Im Rahmen der Mitarbeiterbeurteilung werden auch die Führungskräfte von ihren Vorgesetzten beurteilt. (Diese Abwärtsbeurteilung läuft in der Regel unter dem Begriff Mitarbeiterbeurteilung.)
- Die gegenseitige Beurteilung im Rahmen der Mitarbeiterbeurteilung, bei der der Vorgesetzte von unten mit dem traditionellen Beurteilungsbogen beurteilt wird.
- Die Vorgesetzten werden im Rahmen eines "Development Centers" beobachtet und beurteilt. (Ermittlung von Aufstiegspotenzial durch "neutrale" Beobachter, d. h. durch nicht direkte Vorgesetzte und externe Beobachter und außerhalb der Arbeitssituation.)
- Die Vorgesetzten werden von den von ihnen Geführten in einem speziellen Beurteilungsprozess mithilfe eines besonderen Bogens beurteilt. (Diese Aufwärtsbeurteilung ist die eigentliche Vorgesetztenbeurteilung.)
- Die Vorgesetzten werden im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung beurteilt. (Hier enthält der Fragebogen auch Fragen zum Führungsverhalten und zum Betriebsklima.)
- Führungskräfte werden in einem Management-Audit geprüft. (Obere Führungskräfte werden von externen Beratern auf ihre Management-Qualitäten und insbesondere auf weiteres Aufstiegspotenzial hin geprüft.)
- Die Vorgesetzten werden im Rahmen eines Feedbacksystems, z. B. des "360º Feedback" von mehreren Seiten (Vorgesetzter, Kollegen, Mitarbeiter, Selbstbild und ggf. Kunden/Lieferanten etc.) beurteilt.
9.1 Die Beurteilung der Vorgesetzten im Rahmen der Mitarbeiterbeurteilung
Die Mitarbeiterbeurteilung beschränkt sich in den meisten Unternehmen nicht nur auf die Mitarbeiter (Nicht-Führungskräfte). In der Regel werden auch die Führungskräfte der mittleren Ebenen, manchmal auch die oberen Führungskräfte im Rahmen der Mitarbeiterbeurteilung beurteilt. Für diesen Zweck enthalten die traditionellen Beurteilungsbogen auch Beurteilungskriterien zum Führungsverhalten. Dank dieser Ausweitung der Mitarbeiterbeurteilung auf einige Führungsebenen erhalten die Unternehmen ein gewisses (aber einseitiges) Bild von ihren Führungskräften. Dies kann durch die Vorgesetztenbeurteilung ergänzt und abgerundet werden.
9.2 Die gegenseitige Beurteilung im Rahmen der Mitarbeiterbeurteilung
Die traditionelle Form der Mitarbeiterbeurteilung (Abwärtsbeurteilung) bietet bereits die Chance einer Vorgesetztenbeurteilung (Aufwärtsbeurteilung) – allerdings auf freiwilliger Basis. Dies kann so geschehen: Der Vorgesetzte teilt an seine Mitarbeiter ebenfalls Beurteilungsbögen aus und bittet sie, ihn mit Hilfe dieser Bögen zu beurteilen und die Bögen zum Beurteilungsgespräch mitzubringen. Im Beurteilungsgespräch besprechen Vorgesetzter und Mitarbeiter zunächst die Beurteilung des Mitarbeiters. Geschieht dies in einer kooperativen und vertrauensvollen Atmosphäre, sind gute Voraussetzungen für eine anschließende Besprechung der Vorgesetztenbeurteilung gegeben. Anschließend erläutert der Mitarbeiter dem Vorgesetzten, wie er dessen Leistungen und Verhalten beurteilt. Dabei dürfte in der Regel der Schwerpunkt beim Thema Führung liegen. Es können aber auch Urteile über den Arbeitsstil oder die Delegationsbereitschaft (vielleicht delegiert der Vorgesetzte zu wenig und/oder kontrolliert zu viel) und in Ausnahmefällen sogar über die Fach- und Methodenkompetenz besprochen werden. Jetzt ist die Beurteilung keine "Einbahnstraße" mehr, sondern ein echter Austausch - eben ein beidseitiges Feedbackgespräch.
Natürlich kann der Vorgesetzte als niederschwellige Variante auch einfach direkt im Gespräch Feedback des Mitarbeiters zu seinem Führungsverhalten einfordern!
Freiwilligkeit
Die gegenseitige Beurteilung setzt Freiwilligkeit auf beiden Seiten voraus. Sie erfolgt auf Wunsch des Vorgesetzten. Sie fordert von beiden Partnern Fairness und Vertraulichkeit. Die Ergebnisse der Aufwärtsbeurteilung bleiben beim Vorgesetzten. Es ist ihm überlassen, ob er mit anderen darüber spricht (z. B. mit seinem Coach).
Bevor Vorgesetzter und Mitarbeiter zu einer gegenseitigen Beurteilung kommen, können sie bereits in einer Vorstufe eine partizipative Beurteilung üben:
Der Vorgesetzte teilt auch an seine Mitarbeiter Beurteilungsbögen aus und bittet sie, sich selbst zu beurteilen und die Bögen zum Beurteilungsgespräch mitzubringen. Im Gespräch ergibt sich aus dem Vergleich der beiden Beurteilungen und damit der Fremd- und Selbstbilder (im Idealfall) ein gemeinsames Bild vom Mitarbeiter. Auf diesem lassen sich Ziele konkret vereinbaren und Entwicklungsmaßnahmen gezielt einleiten. Bei dieser Gelegenheit können die Mitarbeiter den Vorgesetzten darauf hinweisen, welchen Einfluss das Führungsverhalten des Vorgesetzten auf ihre Leistungen und ihr Verhalten hat. Diese informelle Form des Feedback hat oft eine recht heilsame Wirkung.
Die Selbstbeurteilung der Mitarbeiter und der Vergleich der Beurteilungen hat einige Vorteile:
- Der Vorgesetzte erfährt, wie sich die Mitarbeiter selbst sehen. (Häufig beurteilen sich die Mitarbeiter selbst kritischer als ihre Vorgesetzten dies tun. Das erleichtert dem Vorgesetzten das Beurteilungsgespräch.)
- Der Vorgesetzte erhält ein Feedback über seine Beurteilungsfähigkeiten.
- Die Mitarbeiter bek...