Mitarbeiterbeurteilungen bzw. regelmäßige Mitarbeitergespräche sind seit vielen Jahren in einer großen Zahl von Unternehmen eingeführt und sie werden auch – mehr oder weniger regelmäßig erfolgreich – durchgeführt. Im Rahmen dieser Feedbacks "von oben nach unten" ("Abwärtsbeurteilung") werden auch die Führungskräfte der unteren und mittleren Ebenen (und seltener auch die oberen Führungskräfte) von ihren jeweiligen Vorgesetzten beurteilt. Insofern sind viele Führungskräfte sowohl Beurteiler als auch Beurteilte.
Eine Beurteilung der Führungskräfte oder besser: Feedback an die Führungskräfte durch die ihnen jeweils unterstellten Mitarbeiter bzw. Führungskräfte, findet allmählich häufiger statt, manchmal auch in Form eines "360º Feedbacks". Dieses kann wesentliche Erkenntnisse über den Führungsstil und das Führungsverhalten der Führungskräfte liefern. Schließlich beeinflussen Vorgesetzte entscheidend die Zusammenarbeit und das Arbeitsklima und damit auch die Ergebnisse in ihren Verantwortungsbereichen.
Wer kann die Art und die Wirkung der Führung durch die Vorgesetzten besser einschätzen als die unmittelbar Betroffenen? Dagegen können die nächst höheren Vorgesetzten aus ihrer "höheren Warte" oft nur Vermutungen über die Führungsleistung der ihnen unterstellten Führungskräfte anstellen, weil sie die tägliche Führungsarbeit nur selten direkt beobachten können.
Auch die Führungskräfte selbst haben hinsichtlich ihres Wirkens häufig einen "blinden Fleck". Sie können sich manche Reaktionen ihrer Mitarbeiter nicht erklären und wundem oder ärgern sich über mäßige Ergebnisse ihrer Führungsbemühungen: schlecht qualifizierte oder wenig motivierte Mitarbeiter, hohe Fehlzeiten, Versetzungswünsche, Kündigungen oder ein schlechtes Betriebsklima.
Einige Führungskräfte erkennen und beklagen sogar einen Mangel an Rückmeldung (Feedback) "von unten". Hier könnte eine Vorgesetztenbeurteilung Abhilfe schaffen. Sie könnte dazu beitragen, einen Führungsprozess und eine bessere Kommunikation in beiden Richtungen in Gang zu setzen. Hiervon würden Vorgesetzte wie Mitarbeiter und nicht zuletzt das Unternehmen profitieren.
Wichtig ist allerdings der Grundsatz, dass das Feedback der Mitarbeiter über das Führungsverhalten ihrer Vorgesetzten zunächst als beschreibendes Feedback aufgenommen wird, welches analysiert und z. B. durch den nächsthöheren Vorgesetzten in Perspektive "gerückt" werden muss. Natürlich muss auch die beurteilte Führungskraft selber die Möglichkeit haben, sich zu dem Feedback zu äußern.
In vielen modernen Unternehmen mit agilen Strukturen geht der Trend weg von klassischen Beurteilungssystemen hin zu einer umfassenden Feedbackkultur in alle Richtungen!