In diesem Schritt wird festgelegt, was überhaupt unter immateriellen Ressourcen bzw. dem intellektuellen Kapitel für den jeweiligen Betrieb zu verstehen ist. Im Kern sind das die drei "Kapitalarten": Human-, Struktur- und Beziehungskapital (vgl. Punkt 1).
Wer in der Wissensbilanz z. B. Nachhaltigkeitsaspekte ebenfalls berücksichtigen möchte, muss sich überlegen, welche Faktoren in Betracht kommen. Nachhaltigkeit setzt sich im Wesentlichen aus 3 Säulen zusammen:
- Ökonomie (u. a. messbar durch Umsätze oder Gewinne),
- Ökologie (u. a. messbar durch Anteile nachwachsender Rohstoffe, Emissionen oder Verbrauchsmengen bei Energie) und
- Soziales (u. a. messbar durch ausgewogene Stellenbesetzung mit männlichen und weiblichen Personen, Aus- und Fortbildung oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Daher können auch aus diesen Säulen viele Faktoren im Rahmen einer Wissensbilanz erfasst und dargestellt werden.
Intelligente Verknüpfung möglich
Beispielsweise ist es möglich, beim Beziehungskapital das Umweltverhalten von Lieferern oder das Einkaufsverhalten von Kunden in Bezug auf Nachhaltigkeit zu messen. Mitarbeiterbezogene Faktoren können beim Humankapital erfasst werden. Veränderungen in der Unternehmenskultur in Richtung Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Ziele lassen sich in der Säule Strukturkapital abbilden. Insofern gibt es zwischen Nachhaltigkeit, Lieferkettengesetz und Wissensbilanz bereits relativ große Schnittmengen und es können ggf. Synergieeffekte erschlossen werden.
Je Kapitalart sollten zunächst 2-4 Einflussfaktoren benannt werden, die die Kapitalarten im Betrieb näher beschreiben. Der AK-Wissensbilanz definiert einen Einflussfaktor als "abgrenzbares Element, mit dem ein Aspekt des Intellektuellen Kapitals präzise beschrieben wird. Verändert sich ein Einflussfaktor, wirkt sich das direkt oder indirekt auf den Geschäftserfolg und damit auf die Zielerreichung ihres Unternehmens aus."
Fachkompetenzen hervorheben
Als Einflussfaktor beim Humankapital kann die "Fachkompetenz" genannt werden. Kümmert sich ein Unternehmen nicht darum, dass sich seine Mitarbeiter konsequent fortbilden, wird es auf mittlere Sicht nur noch bedingt in der Lage sein, alle Kundenwünsche zu erfüllen, was zu Kundenverlusten und Gewinnrückgängen führt. Die Definition der Einflussfaktoren ist in der Praxis eher unproblematisch. Oft gibt es von den Teammitgliedern mehr sinnvolle Vorschläge, als in einer ersten Version umgesetzt werden können. Die Herausforderung für das Team ist es hier also eher, sich auf einige wenige zentrale Aspekte zu einigen und einen Konsens zu erzielen. Beispiele für mögliche Einflussfaktoren, die in vielen Unternehmen und Branchen relevant sein können, finden sich in Tabelle 1.
Anzahl der Faktoren zunächst begrenzen
Um den Arbeitsaufwand zu begrenzen, sollten für die erste Version der Wissensbilanz nicht mehr als vier Faktoren je Kapitalart gewählt werden, inkl. möglicher Faktoren zur Nachhaltigkeit. Bei der Erstellung der nächsten Wissensbilanz, wenn schon Erfahrungen und Routine gegeben sind, kann die Anzahl der Faktoren ggf. erhöht werden.
Kapitalart |
|
Einflussfaktoren |
Humankapital |
HK-1 HK-2 HK-3 HK-4 |
Fachkompetenz Soziale Kompetenz Mitarbeitermotivation Führungskompetenz |
Strukturkapital |
SK-1 SK-2 SK-3 SK-4 |
Führungsinstrumente Unternehmenskultur Informationstechnik Dokumentiertes Wissen |
Beziehungskapital |
BK-1 BK-2 BK-3 BK-4 |
Kundenbeziehungen Lieferantenbeziehungen Beziehungen zur Öffentlichkeit Beziehungen zu Kapitalgebern, Investoren, Eignern |
Beispiele für Einflussfaktoren je Kapitalart