Das Work-Ability-Konzept oder Haus der Arbeitsfähigkeit nach Illmarinen setzt sich aus 4 Bereichen bzw. Stockwerken zusammen, die auf den WAI wirken.

Die ersten 3 Stockwerke beinhalten die individuellen Potenziale und Ressourcen des Beschäftigten und damit die individuelle Leistungsfähigkeit. Im 4. Stockwerk stehen der Leistungsfähigkeit des Beschäftigten die vielschichtigen Anforderungen und Rahmenbedingungen der Arbeit gegenüber (Abb. 1).

Abb. 1: Work-Ability-Konzept oder Haus der Arbeitsfähigkeit nach Ilmarinen

2.1 Anwendung des Konzeptes

Aus dem Work-Ability-Konzept haben die Finnen Ilmarinen und Tuomi 4 Handlungsfelder abgeleitet, in denen die Arbeitsfähigkeit beeinflusst und gezielt gestärkt werden kann:

  • Handlungsfeld 1 umfasst die individuelle Gesundheit des Menschen mit seiner physischen, psychischen und sozialen Leistungsfähigkeit, kurz: seine funktionelle Kapazität.
  • Handlungsfeld 2 bezieht sich auf den Arbeitsinhalt und die Arbeitsumgebung. Damit sind die konkret zu leistende Arbeit mit ihren Belastungen, Beanspruchungen und Anforderungen gemeint, wie auch z. B. das soziale Arbeitsumfeld; Interventionen sind u. a. denkbar in den Bereichen Ergonomie, Hygiene und Sicherheit.
  • Handlungsfeld 3 richtet den Fokus auf die professionelle Kompetenz, also Ausbildung, Qualifikation und Weiterbildung.
  • Handlungsfeld 4 rückt die Arbeitsorganisation und Führung in den Blickpunkt, wobei Studien unterstreichen, dass gerade gute Führung bei älteren Beschäftigten besonders wichtig für den Erhalt und den Ausbau der Arbeitsfähigkeit ist.[1]

Für die Maßnahmenplanung in den 4 Handlungsfeldern werden Analysemethoden verwendet, die den WAI ergänzen. Dies sind Gefährdungsbeurteilungen, Altersstrukturanalyse und Kompetenzanalyse.

Die Planung und Ausrichtung von Maßnahmen orientieren sich an folgenden Überlegungen:

  • Stehen Arbeitsanforderung und Leistungsvoraussetzungen in einem gesunden Verhältnis zueinander?
  • Stehen gute Produktivität und Qualität der Arbeit in der Balance mit guter Lebensqualität und Wohlbefinden?

Abb. 2 zeigt die Handlungsfelder und Hebel zur Steigerung der Arbeitsfähigkeit für eine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung sowie eine individuelle Kompetenzentwicklung.

Abb. 2: Analysemethoden und Interventionen zur Steigerung der Arbeitsfähigkeit nach Ilmarinen[2]

Konkrete Praxisbeispiele, die die Nutzung des WAI und des Konzeptes veranschaulichen, zeigt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in ihrer Broschüre Why WAI?

[1] Quelle: BAuA, Why WAI?, 2009.
[2] Quelle: BAuA, Why WAI?, 2009.

2.2 Erfolgskriterien für die Implementierung

Erfolgreiche Konzepte in der Gesundheitsförderung und in der Personal- und Organisationsentwicklung zeichnen sich durch Partizipation der Beschäftigten, Akzeptanz, systematisches Vorgehen und Nachhaltigkeit aus. Diese werden durch geeignete Bedingungen initiiert und unterstützt, z. B.:

  • Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung stehen hinter dem Konzept,
  • die fachübergreifende/interdisziplinäre Zusammenarbeit ist stark ausgeprägt,
  • Beschäftigte werden von Anfang an informiert und beteiligt,
  • alle Führungsstrukturen werden befähigt und in die Prozesse eingebunden,
  • Befragungen sind anonym und freiwillig, der Datenschutz ist sichergestellt,
  • Ergebnisse sind für Beteiligte bzw. Zielgruppen transparent, die interne Kommunikation ist sichergestellt,
  • Analysen und Maßnahmen werden dokumentiert,
  • durchgeführte Maßnahmen werden gewürdigt und evaluiert,
  • Wirksamkeit und Nachhaltigkeit bedeuten: Verantwortung der Führungskräfte – Umsetzung durch die Beschäftigten.

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