Dipl.-Kffr. Svenja Grotzfeld
Die Erfahrungen von Lean Management und Total Quality Management zeigen, dass mit einer wachsenden Zahl von Selbststeuerungsprozessen in Unternehmen die Produktivität und Innovationsfähigkeit erheblich ansteigen. Das Führen durch Zielvereinbarung bringt für alle Beteiligten – Unternehmen als Ganzes, Führungskräfte und Mitarbeiter – zahlreiche Vorteile mit sich.
Vorteile für das Unternehmen:
- Zwang zur Entwicklung einer strategischen Unternehmensplanung (strategische Ziele), die von allen getragen wird,
- größere Sicherheit hinsichtlich künftiger Entwicklungen,
- Engpässe werden frühzeitig erkannt,
- Widersprüche zwischen Zielen werden erkennbar,
- gezielte Auswahl der notwendigen Mittel zur Erreichung der Unternehmensziele,
- Aufbau einer einheitlichen Führungskultur (wenn sich alle Führungskräfte mit dem Konzept identifizieren),
- Freisetzung kreativer Kräfte durch Beteiligung der Mitarbeiter am Zielfindungsprozess,
- Konzentration auf Aufgaben mit hoher Priorität.
Vorteile für die Führungskräfte:
- Klarheit über die (vorrangigen) Unternehmensziele,
- Einsicht in die Zusammenhänge von Unternehmens-, Bereichs- und Abteilungszielen,
- bessere Abstimmung mit anderen Bereichen,
- Verhinderung eines (schädlichen) Übermaßes an Improvisation,
- Einschränkung von improvisationsbedingten Reibungsverlusten,
- mehr Verantwortung durch Beteiligung an unternehmerischen Grundsatzentscheidungen,
- Entlastung von Routineaufgaben durch Delegation auf nachfolgende Einheiten (Mitarbeiter),
- "Kontrolle" reduziert sich auf eine Überprüfung der Zielerreichung und Abweichungsanalysen,
- Maßstab für eine objektive Kontrolle der Leistungen der Mitarbeiter anhand der Zielvorgaben,
- sachliche Lösung von Konflikten durch Orientierung an gemeinsamen übergeordneten Zielen.
Vorteile für die Mitarbeiter:
- Kenntnis (und Verständnis) der Unternehmensziele,
- Einsatz des vorhandenen kreativen Potenzials bei der Zielvereinbarung,
- größere Zufriedenheit und höhere Motivation durch Beteiligung am Zielfindungsprozess,
- Aufwertung des Mitarbeiters, dadurch mehr Verantwortung und Verantwortungsbereitschaft,
- durch Mitwirkung bei der Zielvereinbarung geringere Gefahr der Überforderung,
- Maßstab zur Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit,
- Kontrollen und Korrekturen auf dem Weg zum Ziel können eigenverantwortlich durchgeführt werden,
- weniger improvisationsbedingte Reibungsverluste,
- größerer Freiheitsgrad bei der Aufgabendurchführung; unabhängige Organisation (Zeit, Mittel) der eigenen Aufgaben,
- Erfolgserlebnisse, wenn die Ziele erreicht werden.
Bei so vielen Vorteilen sollten einige mögliche Schwierigkeiten nicht übersehen werden. Als einer der Vorteile auf Mitarbeiterseite wurden mögliche Erfolgserlebnisse beim Erreichen der vereinbarten Ziele genannt. Dem steht natürlich auch die Gefahr des Misserfolgs gegenüber. Durch Zielvereinbarung und die darin festgelegten Erfolgskriterien wird der Leistungsgrad des Mitarbeiters objektiver messbar. Das kann dazu führen, dass manche Mitarbeiter sich aus Furcht vor Misserfolg überhaupt gegen eine Festlegung von Zielen wehren. Hier liegt es an den Führungskräften, solche Bedenken auszuräumen und die Mitarbeiter von den Vorteilen konkreter Zielformulierungen zu überzeugen. Außerdem muss man bei den Vorgesetzten darauf achten, dass keine Ziele vereinbart werden, auf deren Erreichen der Mitarbeiter keinen oder nur geringen Einfluss hat.
Zielvereinbarungen sorgen für mehr Transparenz, wodurch Schwachstellen bei der bisherigen Aufgabendurchführung aufgedeckt werden. Liebgewonnene Tabus (Lieblingsaufgaben, eine ineffiziente Methode, bestimmte Gewohnheiten, zurückgehaltene Informationen u. a. m.) müssen aufgegeben werden. Außerdem führt jede Umstellung zunächst zu einer vorübergehenden Verunsicherung. Auch hier liegt es an den Führungskräften, durch rechtzeitige Aufklärung Vorbehalte auszuräumen.