Weniger Arbeit, mehr Teilzeit - oder gleich gar nicht mehr arbeiten
Für eine alljährliche Berufestudie befragte das Umfrageinstitut Yougov im Auftrag von HDI im Juni und Juli 2022 knapp 4.000 Berufstätige ab 15 Jahren. Dabei äußerten 56 Prozent, dass sie bei ausreichenden Finanzen das Arbeiten am liebsten einstellen würden.
2019, vor Beginn der Coronapandemie, hatten das nur 41 Prozent der Befragten gesagt. Mehr als drei Viertel gaben damals an, dass sie die Einführung der Viertagewoche in ihrer jeweiligen Firma begrüßen würden, eine große Mehrheit allerdings nur bei vollem Lohnausgleich.
Besonders junge Menschen wünschen sich Work-Life-Balance
Die Umfrage zeigte auch, dass die Antworten sehr vom Alter der Befragten abhängig sind: Die Bindung an die Arbeit nimmt vor allem bei jungen Arbeitnehmenden ab. 2022 sagten 58 Prozent der unter 25-Jährigen, dass sie sich ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen könnten, 2020 waren es noch 69 Prozent gewesen.
Sowohl der Auftraggeber HDI als auch die Bundesagentur für Arbeit sehen die Umfrage als Beleg des raschen Wandels der Arbeitswelt: "Es verwundert nicht, dass die Anforderung von Unternehmen wie auch die Erwartungen der Beschäftigten an ihr Arbeits- und Alltagsleben sich rasant verändern", sagte Torsten Withake, Chef der nordrhein-westfälischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. "Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf", berichtete HDI-Deutschlandchef Christopher Lehmann.
Fachkräftemangel so groß wie nie
Die Erwartungen der Arbeitnehmenden stehen dabei im Gegensatz zu den Anforderungen des Arbeitsmarkts. Nach Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab es im zweiten Quartal dieses Jahres 1,9 Million offene Stellen - so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebungen. Angespannt ist die Personalsituation demnach in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, aber auch Handwerk und IT-Branche melden viele offene Stellen.
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