Beschäftigung von Flüchtlingen bleibt schwierig

Für Flüchtlinge kommen nach Schätzungen von Arbeitsmarktforschern derzeit rund 154.000 offene Stellen infrage. Dennoch bleibt die Integration schwierig. Nur jedes zwölfte Unternehmen beschäftigt bereits Flüchtlinge.

In Deutschland kommen nach einer Schätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) derzeit rund 154.000 offene Stellen für gering qualifizierte Flüchtlinge in Frage. Beschäftigungsmöglichkeiten gebe es für sie etwa als Reinigungskräfte, in Bau- und Ausbauberufen sowie bei Paketdiensten. „Das ist aber nur eine Momentaufnahme“, gab IAB-Sprecher Wolfgang Braun zu bedenken.

IAB: 154.000 offene Stellen für Flüchtlinge

Das IAB hat bei seiner Schätzung unterstellt, dass für Flüchtlinge erst einmal nur Stellen in Frage kommen, für die kein Berufsabschluss verlangt wird. Dies sei derzeit bei rund 202.000 zu besetzenden Jobs der Fall. Wegen der häufig unzureichenden Deutschkenntnisse der Asylsuchenden schloss die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zugleich Verkaufsberufe und andere Jobs aus, bei denen etwa Kunden beraten oder schriftlich kommuniziert werden müsste. Umgekehrt könnten Flüchtlinge davon profitieren, dass Firmen etwa zehn Prozent der Stellen, für die eigentlich ein Berufsabschluss verlangt wird, mit unausgebildeten Hilfskräften besetzen.

IW: Jedes zwölfte Unternehmen hat Flüchtlinge beschäftigt

 Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beschäftigen etwas mehr als acht Prozent der Unternehmen in Deutschland Flüchtlinge oder haben dies in den vergangenen zwei Jahren getan. Von den 540 Unternehmen, die sich an der Erhebung beteiligten, gaben zwei Prozent an, sie wollten in den kommenden sechs Monaten Flüchtlinge rekrutieren. Sieben Prozent antworteten mit „eher ja“. Unter den Unternehmen, die schon Flüchtlinge beschäftigt haben, ist die Bereitschaft, dies in naher Zukunft erneut zu tun, etwas größer. Die IW-Studie war im März und April dieses Jahres im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt worden. Die Befragung stützt sich nach Angaben des Instituts auf eine Zufallsstichprobe aus dem Unternehmensregister.

Einstellungshindernisse: Unzureichende oder unklare Qualifikation

Als wichtigstes Einstellungshindernis nannten die Firmen mangelnde Deutschkenntnisse, gefolgt von unzureichender fachlicher Qualifikation. Sie beklagten außerdem „fehlende Informationen über das Qualifikationsniveau“ und den „bürokratischen Aufwand“.

Auch der Verband „Die Familienunternehmer“ beklagte jüngst erneut, dass die Beschäftigung von Flüchtlingen in Deutschland durch zu viele Hürden behindert würde. Etwa drei Viertel der Firmen, die Flüchtlinge eingestellt hätten, berichteten von Problemen. „Für viele Familienunternehmen ist neben den unzureichenden Sprachkenntnissen der häufig ungeklärte Aufenthaltsstatus das größte Hindernis“, sagte der Präsident des Verbandes, Lutz Goebel, der Deutschen Presse-Agentur.

Kritik am Integrationsgesetz: Aufenthaltsstatus schneller klären

 Das Integrationsgesetz gehe nicht weit genug. Behörden müssten schnell klären, wer bleiben könne: „Monatelange Ungewissheit verunsichert die Betriebe, aber vor allem die zu uns kommenden Menschen.“ Als zweite Baustelle nannte Goebel unzureichende Sprachkenntnisse. Es fehle an öffentlichen Integrations- und Sprachkursangeboten. Als Lösung schlägt der Verband einen Dienstleistungsvertrag zwischen Staat und Unternehmen vor: Dabei sollen Betriebe für zwei Jahre je Flüchtling und Monat 1.000 Euro für Sprachunterricht sowie die Betreuung durch erfahrene Mitarbeiter erhalten.

Etwa jedes zehnte der befragten 651 Familienunternehmen beschäftigt derzeit Flüchtlinge. Davon entfallen der Umfrage zufolge rund 42 Prozent auf ein reguläres Arbeitsverhältnis. Nur zwei Prozent der beschäftigten Flüchtlinge seien in Minijobs tätig, 7,2 Prozent als Zeitarbeiter. Der Rest entfällt auf Praktika und Ausbildung. Rund ein Drittel der Unternehmen nennt Qualifikationsdefizite als Problem, gut 26 Prozent verweisen auf eine mangelnde Zusammenarbeit mit Behörden und etwa 16 Prozent auf „Motivationsprobleme“.

 

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dpa

Schlagworte zum Thema:  Flüchtlinge, Diversity