Industrie 4.0: Roboter und Cobots

Ein Roboter als Kollege? Daran werden sich die Beschäftigten in der Industrie und so manchen Dienstleistungsunternehmen gewöhnen müssen. Denn eine neue Generation maschineller Helfer, die mit Menschen im Team zusammenarbeiten, erobert die Arbeitswelt.

Roboter haben schon lange ihren festen Platz in den Werkshallen weltweit. Doch spätestens das Übernahmeangebot des chinesischen Hausgeräteherstellers Midea für den Augsburger Roboterbauer Kuka macht klar, dass den maschinellen Fabrikarbeitern eine Schlüsselrolle bei der Zukunft der Industrie zukommt.

Roboter in der Fabrik: Mensch-Maschine-Interaktion nimmt zu

Gleichförmige Arbeiten wie Schweißen und Lackieren im Fahrzeugbau erledigen sie seit Jahrzehnten zuverlässig und schnell. Künftig werden Roboter aber stärker Hand in Hand mit dem Menschen arbeiten. Auf der Münchner Messe Automatica (21. bis 24. Juni) geben solche "Cobots", die auch Kuka und der Schweizer Industriekonzern ABB bauen, in diesem Jahr den Ton an. Die Bezeichnung "Cobot" steht für "collaborative robot" bzw. kollaborativer Roboter.

Cobots: Speziell für die Zusammenarbeit mit Menschen ausgelegt

Als Vorreiter gilt die Automobilindustrie. BMW beispielsweise brachte 2013 in seinem US-Werk in Spartanburg (South Carolina) erste "kollaborative Automaten" zum Einsatz. Sie helfen ihren menschlichen Kollegen dabei, Türdichtungen anzubringen, und sorgen für den passenden Anpressdruck beim Einkleben. Mittlerweile hat BMW 30 solcher Geräte in Spartanburg, aber auch an den deutschen Standorten Dingolfing und Regensburg im Einsatz, wie ein Sprecher sagt. Auch bei VW und Daimler tun Leichtbauroboter ihren Dienst. Anders als automatische Haushaltshelfer wie Mäh- und Staubsauge-Roboter sind Cobots von Haus aus für die Zusammenarbeit mit dem Menschen ausgelegt und werden dank ausgefeilter Sensortechnik zunehmend auf sie reagieren und eingehen können. Als weitere Einsatzfelder kommen etwa Krankenhäuser, der Einzelhandel oder die Gastronomie in Betracht.

Automatisierung: Ersetzen Roboter und "Cobots" den Menschen?

Industrie und Branchenvertreter beteuern, dass die Maschinen vor allem Beschäftigte bei ihrer Arbeit entlasten sollen. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels könnten Cobots dabei helfen, ältere Mitarbeiter länger am Arbeitsplatz zu halten, weil sie ihnen bei körperlich anstrengenden oder schlecht zugänglichen Tätigkeiten assistieren. Mit einer vergleichbaren Automatisierungswelle wie in den 1970er und 1980er Jahren sei nicht zu rechnen, heißt es bei BMW.

Industrie 4.0: Deutschland bei "Roboter-Dichte" auf dem dritten Platz weltweit

Auch der Maschinenbauverband VDMA sieht keinen Grund für solche Sorgen. Schon heute liege Deutschland bei der "Roboter-Dichte" weltweit auf dem dritten Platz hinter Südkorea und Japan - und trotzdem sei die Beschäftigung auf einem Rekordstand. 292 Roboter kämen derzeit auf 10 000 Industrie-Beschäftigte in Deutschland.

Niedrigere Arbeitskosten, höhere Qualifikation, ergonomische Arbeitsbedingungen

Die IG Metall sieht erst einmal mehr Chancen als Risiken - vorausgesetzt, die Menschen behalten die Oberhand über die Maschinen und werden nicht "im Ballett der Leichtbauroboter" an den Rand gedrängt, wie Gewerkschaftschef Jörg Hofmann bei einer Fachtagung deutlich machte. Intelligent kombiniert könnte das Team Mensch/Maschine dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern - etwa durch in Summe niedrigere Arbeitskosten, eine höhere Qualifikation und ergonomische Arbeitsbedingungen.

Neue Technologien steigern Produktivität und schaffen neue Jobs

Skeptischer sind Experten der ING-Diba. In einer Studie von Ende April warnt die Bank, dass gut 18 Millionen Jobs in Deutschland durch die fortschreitende Automatisierung gefährdet sein könnten - darunter in Büros und Sekretariaten, bei Post- und Zustelldiensten oder in der Lagerwirtschaft. Das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZWE) dagegen verweist ähnlich wie die IG Metall darauf, dass neue Technologien Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern und so auch neue Jobs schaffen können.

 

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dpa

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