Tag des Schlafes: Schlafpausen im Büro

Am 21. Juni ist Tag des Schlafes. Die Initiative will auf die gesundheitliche Bedeutung eines erholsamen Schlafes aufmerksam machen. Für Schlafpausen auch im Betrieb macht sich das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung stark  – was das bringen soll, erklärt Institutsleiter Utz Niklas Walter.

Haufe Online-Redaktion: Ihr Institut macht sich für Schlafpausen während der Arbeit stark – gehört Schlafen nicht eindeutig in den Bereich der Freizeit?

Utz Niklas Walter: Das kann man durchaus so sehen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es in den Nachmittagsstunden zu einer natürlichen Zunahme der Müdigkeit kommt. Viele Arbeitnehmer wünschen sich daher die Möglichkeit, sich während des Arbeitsalltags hinzulegen, was sich in unseren Untersuchungen bestätigt. Vielen Beschäftigten sind dabei hohe Hygiene- und Diskretionsstandards wichtig, so dass Ihre Privatsphäre ein Stück weit geschützt ist.

Haufe Online-Redaktion: Und welches ist die ideale Länge für Schlafpausen?

Eine allgemeingültige Empfehlung gibt es nicht. Die verlässlichsten Studien geben eine Dauer von fünf bis 15 Minuten an, wohlgemerkt vom Zeitpunkt des tatsächlichen Einschlafens an. Dann sind unmittelbare Leistungsverbesserungen am wahrscheinlichsten. Länger als 15 Minuten zu schlafen, kann zu einem gegenteiligen Effekt führen. Denn erreicht der Schlafende das erste Tiefschlafstadium, kann Schlaftrunkenheit auftreten. Kognitive Leistungsverbesserungen sind dann nicht zu erwarten.  

Haufe Online-Redaktion: Wie reagieren die Unternehmen, denen sie solche Schlafprojekte  vorstellen?

Walter: Wir stellen derzeit ein stark wachsendes Interesse am Thema fest. Dies liegt sicher auch daran, dass die Unternehmensverantwortlichen stets nach neuen Handlungsfeldern für ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement suchen. Und der Bereich Schlaf und Erholung in der Arbeitswelt wurde bislang eher stiefmütterlich behandelt, obwohl ein großes Potenzial für Gesundheits- und Leistungsverbesserungen besteht.

Haufe Online-Redaktion: In südlichen Ländern gibt es die Siesta, in Japan ist Inemuri durchaus üblich („anwesend sein und schlafen“) – warum tun sich die Deutschen so schwer mit Schlafpausen?

Walter: Schlafen wird in vielen westlichen Industrienationen wie Deutschland immer noch als Schwäche angesehen. Wer schläft, gilt schnell als faul, was viele davon abhält, diesem natürlichen Bedürfnis während des Arbeitsalltags nachzugeben. Neben diesem Akzeptanzproblem fehlt es aber auch an den entsprechenden Rahmenbedingungen in den Unternehmen sowie an fundierten Informationen zu den Vorteilen von Schlafpausen.

Haufe Online-Redaktion: Was wären die ersten Schritte für Unternehmen, um Schlafpausen einzuführen? Braucht man Ruheräume? Oder kann das am Arbeitsplatz geschehen? Wie kann das organisiert werden?

Walter: Zunächst einmal würden wir empfehlen, den konkreten Bedarf in diesem Bereich fundiert zu ermitteln, indem man beispielsweise Fragen zum Thema Schlaf in die bestehende Mitarbeiterbefragung integriert oder eine Gesundheitserhebung durchführt. Anhand der gewonnenen Informationen können die Unternehmensverantwortlichen weitere Schritte planen, zu denen eine passende Kommunikationsstrategie oder die Einrichtung von Ruheräumlichkeiten in Verbindung mit klaren Verhaltensregeln gehören kann. Selbst für kleinere Unternehmen lassen sich häufig kreative Lösungen finden.

Haufe Online-Redaktion: Schläft ihr Institut denn auch mittags?

Walter: Wir haben das Glück, unsere Arbeitszeiten sehr frei einteilen zu können. Dementsprechend kann sich jeder, der es möchte, in den Nachmittagsstunden so lange zurückziehen, wie er möchte. Etwa die Hälfte unserer Mitarbeiter nimmt dies tatsächlich in Anspruch.


Dr. Utz Niklas Walter ist Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG), einer Ausgründung von Wissenschaftlern der Universitäten Konstanz, München (TU) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Das Interview führte Katharina Schmitt