Was eine gute Wertschätzungskultur ausmacht
"Wertschätzung bringt in Organisationen wirtschaftlichen Erfolg": Das ist die These einer Studie von Rochus Mummert Executive Consultants (kurz: Mummert). Deswegen vertritt Mummert auch die Ansicht, dass das Etablieren und die Pflege einer wertschätzenden Kultur zu den harten Faktoren guter Unternehmensführung zählen und eine Kernkompetenz des Managements sein sollte.
Die Mummert-Human-Resources-Studie 2016 stützt sich auf Angaben aus 100 Unternehmen mit 500 bis 150.000 Mitarbeitern. 58 Prozent der befragten Personalverantwortlichen haben das Thema "Wertschätzung" laut der Studienergebnisse ganz oben auf der Agenda.
Wertschätzungskultur gehört bei vielen zur Leitkultur
Die Antwort auf die Frage "Glauben Sie, dass Unternehmen mit einer klaren normativen Haltung zur Wertschätzung die erfolgreicheren Unternehmen sind?" ist eindeutig: 97 Prozent antworteten mit "ja" oder "eher ja". Bei 72 Prozent gehört Wertschätzung weitgehend zur Leitkultur, meist ist sie in den Unternehmensleitlinien (42 Prozent) fixiert.
In der Studie mussten die HR-Chefs auch die Qualität der Wertschätzungskultur in ihrem Unternehmen benoten. Dabei ergibt sich ein klares Bild: Gruppe eins: Sechs Prozent der Befragten attestieren ihrem Unternehmen einen sehr guten Umgang mit Wertschätzung und eine sehr gute Wertschätzungsstruktur, 48 Prozent bewerten beides als gut.
Das sind die Handlungsfelder für Wertschätzung
Um die Handlungsfelder auf dem Weg zu einer wertschätzenden Kultur zu identifizieren, wurden die Personalverantwortlichen gebeten, zu zehn Dimensionen zum Thema "Wertschätzung" ihre Bewertung abzugeben. Hierzu mussten die Befragten Items anhand von Polaritätenprofilen zu den in der Grafik abgebildeten Dimensionen bewerten:
Allen genannten Faktoren attestieren die Befragten einen hohen Beitrag zur Gesamtwertschätzungskultur. Aber folgende Dimensionen sind dabei zentral: Themen, die inhaltlich und formal um eine wertschätzende Kommunikation kreisen.
Wertschätzungskultur setzt Vertrauen und Angstfreiheit voraus
Im Fokus stehen die beiden Führungsthemen "Vertrauenskultur" und "Angstfreiheit in der Organisation". Vertrauen und Angstfreiheit sind der Boden, auf dem die Wertschätzungskultur gedeiht. Fehlt dies, so wird die Organisation wie durch einen Virus von Mikropolitik, von Unauthentizität und Machtspielchen durchsetzt.
Die Folge sind etwa, dass selbst die Meetings zu Bühnen der Selbstdarsteller werden und nach Meinung der Personalverantwortlichen zu zwei Drittel unproduktiv verlaufen.
Wie Wertschätzung zur Wertschöpfung beiträgt
Wertschätzung liefert einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit. Wie ist das Verhältnis zum ökonomischen Erfolg? In der Abbildung "Weiterempfehlungsquote" sind die teilnehmenden Unternehmen in einer Positionierungskarte nach Scorewert der Wertschätzungskultur und ihrer Weiterempfehlungsquote (Prozentzahl der Mitarbeiter, die ihren Arbeitgeber an Dritte weiterempfehlen) positioniert.
In wertschätzenden Organisationen ist diese Quote deutlich höher. Die Farbunterschiede symbolisieren die Umsatzrendite. Die renditestärksten Unternehmen (gelb, mehr als zehn Prozent Umsatzrendite) befinden sich im linken oberen Feld (hohe Wertschätzungskultur und Weiterempfehlungsquote).
Weiche Führungsfaktoren sind messbar und erfolgskritisch
Damit bestätigt sich einmal mehr, dass weiche Führungsfaktoren messbar und oft entscheidend für den Erfolg sind. Wertschätzung kann mit vergleichsweise geringem Aufwand große Wirkung erzielen. Die innere Haltung des Wertschätzungsgebers entscheidet, da der Empfänger oft instrumentelle Absichten spüren kann und damit die Wirkung verpufft.
Wertschätzung ist mehrdimensional und betrifft alle Bereiche der Führungs- und Leistungskultur. Dem Mitarbeiter sollte der Wert seiner Leistung offen, authentisch, zeitnah, nachvollziehbar klar werden, und Kritik sollte auf Augenhöhe erfolgen. Zentrale Vermittler dieser Unternehmenskultur sind die Kulturstifter beziehungsweise Führungskader in ihrer Geschlossenheit und der Pflicht, Wertschätzung vorzuleben.
In der Studie gehören dazu die klassischen Mittelstandsunternehmen, die sich als "Caring Company" der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlen und in Nischenmärkten eine starke Marktposition haben. Im Gegensatz dazu stehen die eher "fluiden Unternehmen" und die mit eher asiatischer oder transatlantischer Eigentümerstruktur.
Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag "Die Wertschätzung macht's", der in Ausgabe 02/2017 des Personalmagazins erschienen ist. Hier können Sie den kompletten Beitrag in der Personalmagazin-App lesen.
Dr. Hans Schlipat ist Managing Partner der Rochus Mummert-Gruppe, München.
Prof. Dr. Michael Martin ist Professor an der Hochschule Rhein-Main, Wiesbaden.
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