Vergütungsprognose 2018: Inflation frisst Gehaltserhöhung
Die Vergütungsexperten der Korn Ferry Hay Group erwarten einen Anstieg der Reallöhne um lediglich 0,9 Prozent in Westeuropa - und das obwohl die Unternehmen die Gehälter mit einer Steigerung von 2,3 Prozent nominal nicht weniger stark angehoben haben als in den Vorjahren. "Die Inflation im Westen ist spürbar zurück", sagt Thomas Gruhle, Vergütungsexperte der Korn Ferry Hay Group, die den "Global Salary Forecast 2018" vorgelegt hat. Die Geldentwertung habe sich bereits 2017 ausgewirkt, so Gruhle, und werde auch 2018 einen Großteil der Zugewinne auffressen.
Gehaltsentwicklung im Vereinigten Königreich und Finnland: Reallöhne sinken
0,5 Prozent weniger werden die Einwohner des Vereinigten Königreichs 2018 im Portemonnaie haben, die Finnen 0,2 Prozent weniger. Laut "Global Salary Forecast 2018" ist diese negative Gehaltsentwicklung auf die Tatsache zurückzuführen, dass in beiden Ländern die Unternehmen die nominalen Löhne nur sehr gering anheben wollen: Im Vereinigten Königreich um 2,0 Prozent, in Finnland nur um 1,0 Prozent. Gruhle: "Die Inflation tut ihr Übriges, um aus der Lohnerhöhung faktisch eine Reallohnminderung zu machen."
Die geringsten realen Steigerungen verzeichnen Dänemark (0,1 Prozent), Schweden (0,2 Prozent) sowie Frankreich, Norwegen und Portugal (je 0,7 Prozent). Die stärksten Steigerungen in Westeuropa werden für Zypern (2,4 Prozent), Irland (2,0 Prozent) und Italien (1,8 Prozent) erwartet.
Russland und Ukraine erhöhen Nominallöhne deutlich
Im Osten Europas, einschließlich Ländern wie Russland und der Ukraine, stellt sich die Lage anders dar. Während viele Länder mit einer noch deutlich höheren Inflation als der Westen zu kämpfen haben, wollen die Unternehmen die Nominallöhne durchschnittlich um 6,0 Prozent anheben. Damit bleiben den Menschen im Osten nach Abzug der Inflation real 1,4 Prozent übrig. Die Gewinner sind Aserbaidschan (4,8 Prozent), die Ukraine (4,4 Prozent) und Russland (3,0 Prozent).
"Aber auch EU-Mitglieder im Osten haben bessere Prognosen als im Westen", sagt Thomas Gruhle. Die reale Kaufkraft nimmt in Rumänien um 2,5 Prozent, in Litauen um 2,2 Prozent, in Tschechien um 1,9 Prozent zu und in Bulgarien um 1,8 Prozent zu.
Schlechte Zeiten für Azubis
Auch Auszubildende werden relative Vergütungseinbußen hinnehmen müssen. Das zeigt der Rückblick auf ihre Vergütung 2017. Zwar sind mit durchschnittlich 881 Euro (alte Bundesländer) beziehungsweise 827 Euro (neue Bundesländer) nach einer Erhebung des Bundesinstituts für Berufsausbildung (BIBB) die tariflichen Ausbildungsvergütungen im vergangenen Jahr um durchschnittlich 2,6 Prozent gestiegen. Diese Werte liegen aber rund ein bis zwei Prozent unter den Gehaltssteigerungen der Vorjahre. Von 2012 bis 2016 lagen die jährlichen Zuwächse zwischen 3,4 und 4,5 Prozent.
Eine Erklärung für das vergleichsweise niedrige Plus 2017 nennen die BiBB-Experten nicht. Ausgewertet werden für die Analyse Zahlen aus Tarifabschlüssen für 181 verschiedene Berufe in Westdeutschland und 152 Berufe im Osten. Damit sind nach Einschätzung des BiBB fast 90 Prozent aller Azubis in Deutschland abgedeckt.
Gehaltsunterschiede bei Auszubildenden bis zu 500 Euro
Zwischen den einzelnen Berufsgruppen zeigen sich in der Höhe der Vergütung allerdings deutliche Unterschiede. So gehören Maurer mit durchschnittlich 1.095 Euro brutto monatlich zu den Besserverdienern unter den Azubis. Knapp dahinter liegen Mechatroniker mit 1.043 Euro und Versicherungskaufleute mit 1028 Euro. Weniger gibt es für Maler und Lackierer mit 693 Euro, für Bäcker (637 Euro), Floristen (617 Euro) und Schornsteinfeger (518 Euro).
Die Azubi-Bezahlung steigt von Lehrjahr zu Lehrjahr - errechnet wurde der Durchschnittswert in der ganzen Ausbildungszeit.
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