Weniger Jobs durch Mindestlohn?

Der gesetzliche Mindestlohn hat nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern in Deutschland etwa 60.000 Stellen gekostet. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Zwar seien wegen der Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde nur wenige Arbeitsplätze gestrichen worden. Manche Betriebe hätten aber wegen der Regelung auf die Schaffung neuer Jobs verzichtet.  In welchen Branchen dies besonders der Fall sei, sei noch unklar, so die Studie.

Das IAB beruft sich dabei auf eine repräsentative Befragung von 16.000 Betrieben im Spätsommer vergangenen Jahres. Damit hätten erstmals auf einer breiteren Datenbasis die Wirkungen des am Jahresanfang eingeführten gesetzlichen Mindestlohns untersucht werden können, betonte IAB-Direktor Joachim Möller.

Warnung vor Überinterpretation

Er warnte aber zugleich vor einer Überinterpretation des Studienergebnisses. "60.000 - das hört sich erst einmal viel an. Man muss dazu aber wissen: Der Großteil davon wären Minijobs gewesen", gibt Möller zu bedenken. Zudem entsprächen 60.000 Stellen lediglich einem Anteil von 0,18 Prozent an allen Beschäftigten in Deutschland. Die Auswertung zeige, dass der Mindestlohn weder zu einem "Abbruch des positiven Beschäftigungstrends" noch zu einer konjunkturellen Delle geführt habe.

Insgesamt deutlich höhere Löhne und geringere Fluktuation

Umgekehrt hat der Mindestlohn nach Erkenntnissen der Forscher in Betrieben, die bisher geringer bezahlte Mitarbeiter beschäftigen, zu deutlichen Lohnsteigerungen geführt - besonders stark im Osten Deutschlands. Dort lag der Lohnanstieg auf Betriebsebene ein gutes halbes Jahr nach der Mindestlohneinführung im Schnitt bei 5,2 Prozent, im Westen dagegen nur bei 3,4 Prozent. Zugleich komme es in Betrieben, die Mindestlohn-Empfänger beschäftigten, zu einer geringeren Fluktuation. "Die Leute werden länger als früher beschäftigt."


dpa

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