Zusammenfassung
Die Ursachen von Unternehmensinsolvenzen sind i. d. R. vielschichtig und meist gibt es nicht nur einen Grund für eine Unternehmensinsolvenz gibt. Eine Insolvenz bricht allerdings auch nicht über Nacht über ein Unternehmen herein, sondern ist i. d. R. das Ergebnis eines längeren Prozesses, bei dem die Signale von der Unternehmensleitung leider nicht oder nicht rechtzeitig erkannt werden. Vielfach werden diese Signale auch verdrängt. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann zu spät, um gegensteuern und damit das Unternehmen retten zu können.
Unternehmen sind nicht nur von der eigenen Insolvenz bedroht, sondern recht häufig liegen die Ursachen in der Insolvenz von Lieferanten oder Kunden.
Was ist zu tun? Insolvenzgefahren rechtzeitig erkennen und unverzüglich gegensteuern. Das ist leichter gesagt als getan: Während für das eigene Unternehmen meist aussagekräftige Daten zur Beurteilung vorliegen, ist dies bei den anderen Unternehmen i. d. R. nicht der Fall. Trotzdem gibt es vielfältige Anhaltspunkte, die die Lage von Kunden und Lieferanten transparent machen. Eine regelmäßige Selbstanalyse ist zu empfehlen.
1 Insolvenzentwicklung in Deutschland
Insolvenzen sind nicht nur für die betroffenen Unternehmen und deren Mitarbeiter, sondern für die wirtschaftliche Entwicklung einer gesamten Volkswirtschaft eine verhängnisvolle Tatsache.
Besonders häufig (rd. 80,8 %) sind kleine Unternehmen, mit 1 bis 10 Mitarbeiter, von Insolvenzen betroffen. Auch regional betrachtet sind vergleichsweise große Abweichungen zu beobachten. Besonders stark ausgeprägt ist die Insolvenzgefahr in Berlin mit rd. 118 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen. Danach folgen Hamburg (103) sowie Nordrhein-Westfalen (92). Die geringste Insolvenzhäufigkeit findet sich in Brandenburg (48) sowie in Bayern (51) und Thüringen (55).
Im Jahr 2023 mussten 18.020 Unternehmen in Deutschland insolvenzbedingt aufgeben. Dies war gegenüber 2022 eine Zunahme um 22,9 %. Insolvenzen verursachen einen beträchtlichen Schaden, der im Jahr 2023 rd. 34,0 Mrd. EUR betrug. Außerdem gingen ca. 205.000 Arbeitsplätze verloren.
Abb. 1: Firmeninsolvenzen in Deutschland 2015 bis 2023 (und Schätzung 2024)
Bedingt durch die ab 2023 eingetretene Rezession und die weiterhin schwache Wirtschaftsentwicklung sowie die anhaltend hohen Belastungen für die Unternehmen ist mit steigenden Insolvenzen zu rechnen.
2 Magisches Dreieck: Rentabilität, Liquidität und Sicherheit
Maßstab des unternehmerischen Handelns muss die Verwirklichung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Rentabilität, Liquidität und Sicherheit sein. Das Verhältnis dieser 3 Größen zueinander wird auch als "Magisches Dreieck" bezeichnet.
Wird eine dieser Größen maximiert, so bedeutet dies automatisch eine Vernachlässigung der anderen beiden Größen. Beispielsweise würde eine maximale Rentabilität zulasten der Liquidität und Sicherheit des Unternehmens gehen. Dies bedeutet, dass das Unternehmen zwar rentabel wäre, seinen Geschäftsbetrieb aber letztendlich wegen Illiquidität einstellen müsste. Andererseits würde eine maximale Liquidität im Endeffekt zu einer Unrentabilität führen und somit ebenfalls, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt, das Ende für das Unternehmen bedeuten.
Abb. 2: Magisches Dreieck
Daraus folgt, dass die Sicherheit des Unternehmens, also der dauerhafte Bestand, zu gewährleisten ist. Diese ist aber nur dauerhaft gewährleistet, wenn das Unternehmen jederzeit liquide ist. Dies bedeutet, zu jedem Zeitpunkt in der Lage zu sein, seine Verbindlichkeiten vollständig zu erfüllen. Die Liquidität und damit die Sicherheit des Unternehmens ist in dem Maße zu garantieren, dass ein größtmögliches Maß an Rentabilität erreicht wird.
In diesem Beitrag geht es v. a. um die Erkennbarkeit von Insolvenzgefahren. Ergibt die Analyse des Unternehmens keine Insolvenzgefahr, also eine ausreichende und dauerhafte Sicherheit des Unternehmens, können anschließend Möglichkeiten der Rentabilitätsverbesserung untersucht werden. Bei allen Möglichkeiten der Rentabilitätssteigerung müssen die Auswirkung auf die Sicherheit und Liquidität des Unternehmens beachtet und berücksichtigt werden.
Warum die Anzeichen einer Insolvenz ernst nehmen?
Eine Insolvenz entsteht schleichend, i. d. R. über einen längeren Zeitraum. Dem Aufspüren möglicher Insolvenzgefahren muss sich die Unternehmensleitung i. R. d. Controllings fortlaufend stellen. Ziel muss es sein, Anzeichen einer drohenden Insolvenz rasch zu erkennen, um noch reagieren zu können. Die Erfahrung zeigt: Ist die Lage erst einmal ernst, ist es meist zu spät, um die Schieflage des Unternehmens abzuwenden.
3 Ablauf einer Insolvenz im Unternehmen
3.1 Insolvenzstadien
In der betriebswirtschaftlichen Praxis lassen sich 4 Stadien unterscheiden, in denen Insolvenzen im Allgemeinen ablaufen:
- Strategiekrise,
- Rentabilitätskrise,
- Ertragskrise,
- Liquiditätskrise.
3.1.1 Strategiekrise
Situation: Die Betriebsergebnisse sind (noch) positiv. Das Unternehmen arbeitet aber in eingefahrenen Gleisen. Die Qualifikation und die Motivation der Mitarbeiter nehmen mangels ausreichender Personalentwic...