Unternehmensinsolvenzen steigen weltweit an

Die wirtschaftlichen Bedingungen durch Rezession und steigende Kosten sind momentan alles andere als einfach: Viele Unternehmen kämpfen derzeit mit erheblichen Liquiditätsengpässen. Für 2023 und 2024 ist mit mehr Insolvenzen zu rechnen, wie aktuelle Studien zeigen.

Weiterhin hohe Liquidität ist sehr ungleich verteilt

Der Kreditversicherer Allianz Trade stellt in seinen Insolvenzprognosen für 2023 und 2024 einen Anstieg der weltweiten Insolvenzen von 6 % für 2023 und 10 % für 2024 fest. In seiner Analyse kommt der Kreditversicherer zum Ergebnis, dass die Rezession bei den Unternehmenseinnahmen bei anhaltend hohen Kosten die Rentabilität schmälert. Das wirkt sich auch auf die Liquidität der Unternehmen aus und wird sich – laut Allianz Trade – wahrscheinlich nicht vor 2025 verbessern.

"Die Unternehmen verfügen immer noch über eine beträchtliche Menge an überschüssiger Liquidität, 3,4 Billionen EUR in der Eurozone und 2,5 Billionen USD in den USA. Diese Liquiditätspuffer sind jedoch nach wie vor stark in den Händen großer Unternehmen und in bestimmten Sektoren wie Technologie und zyklische Konsumgüter konzentriert. Und im Allgemeinen sind die meisten Unternehmen nicht in der Lage, ihre liquiden Mittel im Kontext eines länger anhaltenden geringeren Wirtschaftswachstums durch operative Maßnahmen zu erhöhen. Insgesamt erwarten wir einen zweimaligen Anstieg der weltweiten Unternehmensinsolvenzen, mit +6 % im Jahr 2023 und +10 % im Jahr 2024, nach +1 % im Jahr 2022", erklärt Aylin Somersan Coqui, CEO von Allianz Trade.

Wie werden sich die Insolvenzzahlen global entwickeln?

Der Kreditversicherer geht davon aus, dass in den westlichen Ländern noch Ende 2023 die Normalisierung der Unternehmensinsolvenzen abgeschlossen sein wird. Mehr als die Hälfte der Länder werden voraussichtlich einen starken zweistelligen Anstieg verzeichnen. Hierbei hebt die Analyse folgende Länder hervor:

  • USA (+47 %),
  • Frankreich (+36 %),
  • Niederlande (+59 %),
  • Japan (+35 %) und
  • Südkorea (+41 %).

Bis Ende 2024 werden – global betrachtet – 3 von 5 Ländern bei der Zahl der Insolvenzen wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen. Dies gilt auch für Deutschland. Entscheidend für diese Prognose sei jedoch das BIP-Wachstum. Dies müsse sich verdoppeln, damit auch die Anzahl der Unternehmenspleiten wieder zurückgeht.

Insolvenzen in Deutschland

Vergleicht man die Insolvenzzahlen mit anderen Ländern, wie bspw. den USA (+47 %), dann zeigt sich der Anstieg in Deutschland mit 22 % noch recht moderat. Allerdings sollte hier bedacht werden, dass in Deutschland während der Corona-Pandemie das Insolvenzrecht entschärft wurde (vgl. Neuregelungen zum Insolvenz- und Sanierungsrecht). So wurde bspw. vorübergehend die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Beim Insolvenzgrund Überschuldung wurde der Prognosezeitraum verkürzt. Die Insolvenzzahlen waren in Deutschland insgesamt (im Vergleich mit anderen Ländern) in der jüngsten Vergangenheit auf einem eher niedrigen Level.

Nun steigen auch in Deutschland die Insolvenzzahlen deutlich an. So zeigt bspw. das Statistische Bundesamt, dass im Oktober 2023 22,4 % mehr Regelinsolvenzen beantragt wurden als im Oktober 2022. Vom Januar bis September 2023 wurden 11,4 % mehr Gewerbeaufgaben größerer Betriebe gemeldet. Allerdings wurden im gleichen Vergleichszeitraum immerhin auch mehr Unternehmen neu gegründet (+ 8,6 %).

Noch deutlichere Zahlen liefert eine Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): Demnach lag die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland im Oktober 2023 bei 1.037. Im Vergleich zum Oktober 2022 ist das ein Anstieg von 44 %. Vor der Corona-Pandemie war der Oktober-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 rund 12 % niedriger. Auch das IHW geht von steigenden Insolvenzzahlen für die kommenden Monaten aus. Die deutsche Wirtschaft muss sich also auf mehr Unternehmenspleiten einstellen.

Was heißt dies für Unternehmen?

Ein erfolgreiches Liquiditätsmanagement ist von großer Bedeutung. Unternehmen müssen nicht nur sicherstellen, dass die Umsätze gesichert und Kosten im Griff behalten werden. Auch für unvorhergesehene Ereignisse, bspw. die Insolvenz von Geschäftspartnern, müssen sich Firmen absichern. So muss der Überblick bewahrt werden:

  • Wie viel Liquidität wird (kurz -und langfristig) benötigt?
  • Welche Liquiditätsreserven sind vorhanden?
  • Wie steht es um das Forderungsmanagement? Drohen vermehrt Forderungsausfälle?

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