Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend
Was heißt das aus Sicht der europäischen Union? Auf europäischer Ebene zielen die Mitgliedsstaaten nicht nur auf die "Entwicklung von internationalen Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität der Umwelt und der nachhaltigen Bewirtschaftung der weltweiten natürlichen Ressourcen beizutragen, um eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen", sondern auch auf einen europäischen Green Deal, der auf eine nachhaltige EU-Wirtschaft zielt. Der Green Deal wurde in der letzten Zeit durch das "Fit for 55"-Paket zur Erreichung der europäischen Klimaziele und das "Circular Economy"-Paket zur Verbesserung der Ressourceneffizienz gestärkt. Eine weitere Stärkung des Green Deal soll durch den Net Zero Industry Act (NZIA) erfolgen.
Dieser gilt als Antwort auf den Inflation Reduction Act (IRA) der USA und hat das Ziel, saubere (net zero) Energietechnologien in der europäischen Industrie auszubauen. Der NZIA wurde von der Europäischen Kommission am 16.3.2023 vorgestellt und beinhaltet neben der Finanzierung von zusätzlichen Produktionskapazitäten auch die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Bis 2030 sollen 40 Prozent der für die gesetzten Klimaziele notwendigen Schlüsseltechnologien in der EU selbst hergestellt werden. Dazu gehören: Photovoltaische und solarthermische Technologien, Onshore- und Offshore-Windtechnologien, Batterietechnologien, Wärmepumpen und geothermische Energie, Technologien für erneuerbaren Wasserstoff, Biomethan und Biogas-Technologien, CO2-Abscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS), Netztechnologien und Kernenergie.
Ähnliche Überlegungen hatten die Vereinten Nationen mit dem Global Green New Deal und die OECD mit der Green Growth Strategy. Dazu sollen die klima- und umweltpolitischen Herausforderungen als Chancen gesehen werden. Auch die Ziele für die Umgestaltung der EU-Wirtschaft für eine nachhaltige Zukunft orientieren sich am Dreiklang der Nachhaltigkeit:
Ökonomie
1. Mobilisierung der Industrie für eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft
2. Finanzierung der Wende
Ökologie
3. Ambitioniertere Klimaschutzziele der EU für 2030 und 2050
4. Versorgung mit sauberer, erschwinglicher und sicherer Energie
5. Energie- und ressourcenschonendes Bauen und Renovieren
6. Null-Schadstoff-Ziel für eine schadstofffreie Umwelt
7. Ökosysteme und Biodiversität erhalten und wiederherstellen
8. "Vom Hof auf den Tisch": ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem
9. Raschere Umstellung auf eine nachhaltige und intelligente Mobilität
Soziales
10. Niemanden zurücklassen (gerechter Übergang)
Was heißt das aus deutscher Sicht? Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" konzentriert sich auf 4 Leitlinien: Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung. Der Nationale Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte von 2016 fordert Unternehmen auf, auf freiwilliger Basis die Sustainable Development Goals (SDGs) in ihre Managementprozesse einzubeziehen.
Die Sustainable Development Goals (SDGs)
Bei den SDGs handelt es sich um 17 Ziele (und 169 messbare Unterziele) für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen für das Jahr 2030. Wiederum findet sich in diesen der Dreiklang aus ökonomischen (wie SDG 8, 9, 12, 17), ökologischen (wie SDG 7, 11, 13-15) und sozialen Themen (wie SDG 1-6, 10, 16) wieder.
- Armut beenden – Armut in all ihren Formen und überall beenden
- Ernährung sichern – den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
- Gesundes Leben für alle – ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
- Bildung für alle – inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
- Gleichstellung der Geschlechter – Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
- Wasser und Sanitärversorgung für alle – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
- Nachhaltige und moderne Energie für alle – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
- Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle – dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
- Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung – eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
- Ungleichheit verringern – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
- Nachhaltige Städte und Siedlungen – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
- Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen – nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
- Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen – umgehend Ma...