Volker Abel, Dr. Adrian Peller
Zusammenfassung
- Aufgrund des hochdynamischen mikro- und makroökonomischen Marktumfeldes von FinTechs stellen sich die Geschäftsplanung und das Forecasting für die jungen Unternehmen als besonders herausfordernd dar.
- Von sich teils stetig ändernden Geschäftsmodellen der FinTechs bis zur FinTech-spezifischen Unternehmenskultur: die 5 wesentlichsten Herausforderungen für die Geschäftsplanung in FinTechs werden im Artikel näher betrachtet und analysiert.
- Die daraus entstehenden Implikationen für die Planung und das Forecasting werden abgeleitet und durch bewährte Lösungsansätze aus erfolgreichen Projekten bei führenden FinTechs in Europa ergänzt.
1 Herausforderungen in der Planung von FinTechs
Die dynamische Welt der FinTechs stellt sehr hohe Anforderungen an die Mehrjahresplanung und das Forecasting. FinTechs sind junge, durch Innovation getriebene Unternehmen, die anhand von modernen Technologien den Finanzmarkt aufmischen und konventionellen Finanzdienstleistern Konkurrenz machen. Sie decken ein breites Spektrum an Business to Business (B2B)- und Business to Consumer (B2C)-Finanzdienstleistungen ab und unterliegen somit in unterschiedlichem Maße regulatorischen Anforderungen.
Abb. 1: Marktprognose FinTechs vs. gesamter Bankensektor
Wie in Abbildung 1 dargestellt, liegt die Wachstumsprognose für FinTechs deutlich über dem der traditionellen Banken. Sowohl das rasante Wachstum, welches oft durch aggressive Expansionspläne und die Einführung neuer Finanzprodukte geprägt ist, als auch die sich ständig ändernden Finanzierungsbedingungen und steigenden regulatorischen Anforderungen erzeugen ein hochdynamisches Umfeld, das in der Geschäftsplanung und dem Forecasting zu berücksichtigen ist. Die Herausforderungen für FinTechs lassen sich im Wesentlichen auf 6 Punkte herunterbrechen:
- sich stetig ändernde Geschäftsmodelle,
- hohe regulatorische Anforderungen,
- instabile Prozessgovernance,
- mangelhafte Datenqualität,
- die Berücksichtigung der oft bankenuntypischen Investorensicht und
- die FinTech-spezifische Unternehmenskultur.
In diesem Artikel werden die obigen Herausforderungen näher betrachtet und daraus entstehende Implikationen anhand unserer Projekterfahrung bei führenden, europäischen FinTechs abgeleitet.
2 Herausforderungen in der Planung von FinTechs
Während die Geschäftsplanung in traditionellen Banken bereits ein hohes Maß an Komplexität aufweist, müssen sich FinTechs zusätzlichen Herausforderungen stellen. Diese lassen sich zum einen auf FinTech-spezifische Faktoren, wie z. B. auf die oftmals jungen und ungefestigten Geschäftsmodelle und den starken Investorenfokus, zum anderen auf allgemeine Faktoren, wie beispielhaft umfassende regulatorische Anforderungen und mangelhafte Datenqualität, zurückführen.
2.1 Moving Target: Die Geschäftsmodelle ändern sich
Eine der größten Herausforderungen stellt in vielen FinTechs das "Moving Target" in der Planung dar, welches sich vor allem durch die ambitionierten Wachstumsannahmen und sich in der Findungsphase befindenden Geschäftsmodelle charakterisieren lässt. Dabei ist zu beobachten, dass sich die FinTechs erst seit kurzem vermehrt auf Themen wie Profitabilität und nachhaltiges Wachstum fokussieren. Zuvor lag die Priorität hauptsächlich auf der Marktdurchdringung und Skalierung, was zu starken Abhängigkeiten von großen Finanzierungsrunden führte. Um den ambitionierten Wachstumsannahmen gerecht zu werden und den Investoren einen überzeugenden Pitch zu liefern, experimentieren FinTechs regelmäßig mit neuen Finanzprodukten und Kundenzielgruppen. Dieser dynamische Umstand macht es äußerst schwierig, das aktuelle Geschäftsmodell als auch zukünftige Geschäftsmodelladaptionen adäquat in der Planung abzubilden. Dies führt zu einem hohen Aufwand, da neue Produkte und/oder Kundengruppen in die Planungsmethodik integriert werden müssen. Zudem bedarf es eines intensiveren Austauschs mit internen Stakeholdern, wie z. B. den Commercial- und Product-Teams, um die Entwicklungsprozesse und deren Implikationen im Blick zu behalten.
2.2 Regulatorische Anforderungen
Da die regulatorischen Anforderungen für Banken weitestgehend allgemein gültig sind, herrscht auch für die oftmals kleineren FinTechs ein hoher regulatorischer Druck. Dies ist vor allem durch die hohen regulatorischen Anforderungen an die Dokumentation und Erläuterung der Businesspläne, insbesondere hinsichtlich der Planungsannahmen, spürbar. Zum Beispiel erhöht sich die Kapitalplanungsgranularität bei FinTechs aufgrund des dynamischen Umfeldes oftmals von jährlich, wie bei traditionellen Banken, auf monatlich, da die meist risikoreicheren Geschäfte und noch unprofitablen Geschäftsmodelle eine genauere Steuerung der Kapital- und Liquiditätsquoten erfordern. Dies bedeutet im Planungsprozess die Antizipation der Auswirkungen der rechtlichen und regulatorischen Anforderungen auf die Wachstums- und Profitabilitätsannahmen, wie z. B. die Skalierbarkeit von Produkten und Dienstleistungen.
2.3 Instabile Prozesse und unzureichende Governance
Instabile Prozesse und unzureichende Governance stellen eine weitere Herausforderung für die Durchführung der Planung von FinTechs dar, die meist zu einer verringerten Planungsgüte führen. Der agile und dynamische Charakter ...