Zusammenfassung
Die Kalkulation der Produkte bestimmt nach den Herstellkosten einen Wert, der die gesamten Kosten eines Artikels feststellt: die Selbstkosten. Mit diesem Wert können die gesamten Kosten eines Produkts (in der Vollkostenrechnung) bzw. der Anteil der variablen Kosten (in der Teilkostenrechnung) angegeben werden.
1 Wie ermittelt man die Selbstkosten?
Werden alle Selbstkosten der verkauften Artikel addiert, ergeben sich die Gesamtkosten der Periode. Damit können in einem Unternehmen, das nur ein Produkt herstellt, die Selbstkosten durch eine einfache Division ermittelt werden:
Selbstkosten pro Stück (EUR/Einheit) = Gesamtkosten (EUR) / Gesamtmenge (Einheit)
Da in der Praxis eine solche Situation kaum angetroffen wird, gestaltet sich die Ermittlung der Selbstkosten schwieriger. Sie werden innerhalb der Kalkulation als Wert der Herstellkosten zuzüglich der Gemeinkosten für Vertrieb und Verwaltung ermittelt. Die Selbstkosten ergeben sich automatisch, wenn die entsprechenden EDV-Programme im Controlling mit den Werten gefüllt werden.
2 Welche Bestandteile beinhalten die Selbstkosten?
In einem Produktionsunternehmen ergeben sich die Selbstkosten aus der Addition der Herstellkosten und den Vertriebs- und Verwaltungsgemeinkosten. Hinzukommen noch die Sondereinzelkosten des Vertriebes. Damit beinhalten die Selbstkosten die folgenden Kostenblöcke:
- Die Materialkosten setzen sich aus den für die Herstellung benötigten Fertigungsmaterialien und den Materialgemeinkosten, in der Regel ein prozentualer Aufschlag auf den Wert des eingesetzten Materials, zusammen.
- Die Fertigungskosten werden aus drei Teilen gebildet. Die Fertigungseinzelkosten enthalten die Fertigungslöhne und weitere Fertigungskosten, die direkt dem Produkt zugeordnet werden können (z. B. Maschinenstundensätze). Dazu kommen die Sondereinzelkosten der Fertigung wie z. B. Werkzeugkosten, Lizenzkosten oder Aufwendungen für Modelle. Die in der Fertigung auftretenden Gemeinkosten werden über einen Zuschlagssatz in den Fertigungseinzelkosten berücksichtigt.
- Die Verwaltungsgemeinkosten werden ebenfalls mit einem Zuschlagssatz, diesmal auf die Herstellkosten (Summe aus Material- und Fertigungskosten), in den Selbstkosten berücksichtigt.
- Die gleiche Grundlage haben die Zuschlagssätze für die Vertriebsgemeinkosten.
- Sollten auf das produktbezogene Kosten für den Vertrieb angefallen sein (z. B. besondere Messeauftritte, Werbung, Landing Pages, Ausgaben für Search Engine Advertising (SEA)), so werden diese als Sondereinzelkosten des Vertriebes in die Selbstkosten eingerechnet.
Für Handelsprodukte ist der Inhalt der Selbstkosten etwas einfacher. Die Herstellkosten werden aus der Summe des Einstandspreises, der Nebenkosten und der Gemeinkosten des Einkaufs gebildet. Die Verwaltungs- und Vertriebskosten werden wie bei den selbst hergestellten Produkten berücksichtigt.
|
Herstellung |
Handel |
|
Fertigungsmaterial |
Einstandspreis |
+ |
Materialgemeinkosten |
Nebenkosten |
+ |
Fertigungseinzelkosten |
Gemeinkosten des Einkaufs |
+ |
Sondereinzelkosten der Fertigung |
|
+ |
Fertigungsgemeinkosten |
|
= |
Herstellkosten |
Beschaffungskosten |
+ |
Verwaltungsgemeinkosten |
Verwaltungsgemeinkosten |
+ |
Vertriebsgemeinkosten |
Vertriebsgemeinkosten |
+ |
Sondereinzelkosten des Vertriebes |
Sondereinzelkosten des Vertriebes |
= |
Selbstkosten |
Selbstkosten |
Tab. 1: Kalkulationsschema für produzierende Unternehmen und Handel
3 Wie werden die Selbstkosten ermittelt?
Damit steht fest, dass die Selbstkosten durch die Kalkulation ermittelt werden. Die Zuschlagssätze ergeben sich aus dem Betriebsabrechnungsbogen der Kostenstellenrechnung. Sollen die Istselbstkosten ermittelt werden, wird auf die in der Istkostenrechnung festgestellten Werte zurückgegriffen. Die Planselbstkosten ergeben sich aus den Stücklisten und Arbeitsplänen (Fertigungseinzelkosten und Fertigungsmaterial) und den Planzuschlagssätzen.
4 Welche Bedeutung haben die Selbstkosten?
Für die Kostenkontrolle haben die Selbstkosten des Produkts nur geringe Bedeutung. Die einzelnen Bestandteile wie Material- und Fertigungskosten können separat wesentlich effektiver auf Abweichungen untersucht werden. Auch gleichen sich gegenläufige Tendenzen in der Kostenentwicklung einzelner Bestandteile in den Selbstkosten wieder aus. Dennoch haben die Selbstkosten in der Kostenrechnung einen Nutzen.
- Die Selbstkosten bilden die Grundlage für die weitere Kalkulation bis zum Verkaufspreis. Gewinn, Rabatte und Skonti errechnen sich auf der Grundlage dieses Wertes.
- Der Wert der Selbstkosten eignet sich zum ersten Vergleich zwischen zwei ähnlichen Unternehmen. In einem mittels Profitcenter organisierten Unternehmen können die Selbstkosten der verschiedenen Bereiche verglichen werden, um eine Rangfolge der Vorteilhaftigkeit zu ermitteln.
- Die Selbstkosten bilden eine psychologische Preisgrenze für den Vertrieb. Diese darf nicht mit der Preisuntergrenze verwechselt werden, die in angespannten Situationen genutzt wird. Langfristig muss der Preis eines Produkts die Selbstkosten decken.
- Mit den Selbstkosten können die innerbetrieblichen Leistungen zwischen den einzelnen Kostenstellen verrechnet werden. Selbstverständlich sind dann keine Vertriebskosten einzurechnen.