Dipl.-Betriebsw. (FH) Wolfgang Kult
Zusammenfassung
Die Zuschlagskalkulation ist ein Kostenrechnungsverfahren, das in Betrieben, die verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Arbeitsabläufen in Einzel- oder Serienfertigung herstellen, angewandt wird. Sie findet dann Verwendung, wenn verschiedene Erzeugnisse mit unterschiedlichen Kosten, verursacht durch Material und unterschiedliche Fertigungsverfahren im gleichen Betrieb, hergestellt werden.
Im Vergleich zur Divisionskalkulation wird bei dieser Rechenart zwischen Einzel- und Gemeinkosten (Einzelkosten, Gemeinkosten), auch Zuschlagskosten genannt, unterschieden. Daneben können noch Sondereinzelkosten auftreten.
1 Überblick über die Zuschlagskalkulation
Bei der Durchführung der Zuschlagskalkulation – Kostenträgerrechnung – werden die Einzelkosten des Produkts direkt erfasst und die ihm nicht direkt zurechenbaren Gemeinkosten als prozentualer Zuschlag auf die Einzelkosten verrechnet.
Man muss darauf hinweisen, dass die Zuschlagskalkulation zunehmend durch aussagefähigere Verfahren, wie Maschinenstundensatz- beziehungsweise Arbeitsstundenkostensatz- oder Platzkostenrechnung und Grenzkostendeckungsbeitragsrechnung ersetzt wird. Wobei der Grundgedanke, dass jeder Kostenträger nur mit den Kosten belastet werden soll, die er tatsächlich verursacht hat, noch stärker in den Vordergrund tritt.
Jeder Verteilungsschlüssel steht für Ungenauigkeiten, da ihn Kompromisse und zum Teil willkürliche Festlegungen geschaffen haben.
Bei der Zuschlagskalkulation sind zwei Verfahren zu unterscheiden:
- Summarische Zuschlagkalkulation und die
- Differenzierende Zuschlagskalkulation
2 Summarische Zuschlagskalkulation
Die summarische Zuschlagskalkulation ist ein einfaches, ungenaues Rechenverfahren, das nur in Betrieben mit geringen Gemeinkosten zur Anwendung kommen soll.
Eine Kostenstellenrechnung ist nicht erforderlich.
Das Prinzip der Kostenverursachung bleibt unberücksichtigt.
Zwei Verfahren werden unterschieden:
2.1 Kumulative Zuschlagskalkulation
Alle den Erzeugnissen direkt zurechenbaren Einzelkosten eines Abrechnungszeitraumes werden addiert. Die "verbleibenden" Gemeinkosten dieses Abrechnungszeitraumes werden ermittelt. Der Zuschlagsatz wird durch Division der Summe der Gemeinkosten mit der Summe Einzelkosten berechnet:
Zuschlagssatz = |
Gesamte Gemeinkosten des Zeitraums |
Gesamte Einzelkosten des Zeitraums |
Nachteil: Bei dieser Vorgehensweise wird unterstellt, dass ein konstantes Verhältnis zwischen Gemeinkosten und unterschiedlichen Einzelkostenarten besteht.
So rechnen Sie richtig
Ermittlung der Einzelkosten eines Produkts, Berechnung des produktbezogenen Zuschlagsatzes durch Multiplikation mit dem obigen Faktor und Addition zu den Einzelkosten.
Selbstkosten = Einzelkosten x (1 + Zuschlagsatz)
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Materialkosten |
100 EUR |
|
|
|
+ |
Fertigungslohnkosten |
+ 200 EUR |
|
|
|
= |
Summe Einzelkosten |
= |
300 EUR |
|
|
+ |
Gemeinkosten 10 % von 300 EUR |
+ |
30 EUR |
|
|
= |
Selbstkosten |
|
|
= 330 EUR |
|
Kostenkalkulation
Ermittlung des Zuschlagsatzes:
Summe Einzelkosten pro Jahr |
1.000.000 EUR |
Summe Gemeinkosten pro Jahr |
100.000 EUR |
Zuschlagsatz |
= |
100.000 EUR |
× 100 % = 10 % |
1.000.000 EUR |
2.2 Elektive Zuschlagskalkulation
Mit der elektiven Zuschlagskalkulation wird versucht, durch eine immer noch sehr einfache Methode bessere Ergebnisse zu erzielen.
Die Grundlage für den Gemeinkostenzuschlag bilden nur noch bestimmte Arten von den Einzelkosten. Beispielsweise kann bei einer sehr lohnintensiven Fertigung auf der Basis des Fertigungslohns der Gemeinkostenzuschlag errechnet werden; bei der Kalkulation dieser Produkte muss dann entsprechend vorgegangen werden:
Elektive Zuschlagskalkulation
Ermittlung des Zuschlagsatzes:
Summe Lohnkosten im Abrechnungszeitraum |
800.000 EUR |
Summe Gemeinkosten im Abrechnungszeitraum |
100.000 EUR |
Zuschlagsatz |
= |
100.000 EUR |
• 100 % = 12,5 % |
800.000 EUR |
|
Materialkosten |
60,00 EUR |
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|
|
+ |
Fertigungslohnkosten |
+ 240,00 EUR |
|
|
|
= |
Summe Einzelkosten |
= |
300,00 EUR |
|
|
+ |
Gemeinkosten 12,5 % von 300 EUR |
+ |
37,50 EUR |
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|
= |
Selbstkosten |
|
|
= 337,50 EUR |
|
Vorstellbar ist die vergleichbare Vorgehensweise auch bei einer Fertigung, die sehr materialintensiv ist: Bildung eines Gemeinkostenzuschlags auf Materialeinzelkostenbasis und Verrechnung der Gemeinkosten bei der Kalkulation auf Materialeinzelkosten.
Verbesserung der Kalkulation
Die veränderte Rechenweise der elektiven Zuschlagskalkulation bringt nur eine unwesentliche Verbesserung der Ergebnisse.
Aufgrund der unzureichenden Aussagekraft der Methoden der summarischen Zuschlagskalkulation, vor allem ab einer bestimmten Größenordnung der Gemeinkosten, müssen Sie zwangsläufig eine Verbesserung der Kalkulation anstreben.
3 Differenzierende Zuschlagskalkulation
Hierbei wird versucht, die Gemeinkosten jeweils differenziert den sie "auslösenden" Bereichen zuzurechnen, um dem Verursachungsprinzip so weit als möglich gerecht zu werden.
Gemein- und auch Einzelkosten entstehen in der Regel in folgenden Bereichen, auch Hauptkostenstellen genannt:
- Material
- Fertigung
- Verwaltung
- Vertrieb
Bei der tieferen Gliederung dieser Hauptkostenstellen kommt man zwangsläufig zu
- Materialkostenstellen (z. ...