Festgesetzt werden können sämtliche Kosten der Partei, die mit der Durchführung des Rechtsstreits im Zusammenhang stehen. Hierzu zählen

Vorbereitungskosten (Kosten für private Sachverständigengutachten, Detektivkosten, Übersetzungskosten, Informationsreisekosten, Meldeamtsgebühren etc.),
Vertretungskosten (Prozessbevollmächtigter, Korrespondenzanwalt, Patentanwalt, Terminsvertreter etc.),
Parteikosten (Reisekosten zum Verhandlungstermin, Reisekosten zur Information des Prozessbevollmächtigten, Verdienstausfall infolge Zeitversäumnis, Porto, Telefongebühren etc.),
Vorgelegte Gerichtskosten, soweit sie verbraucht worden sind (die Höhe dieser Kosten muss nicht beziffert angegeben werden, da sich diese bereits aus den Gerichtsakten ergeben. Über sie ist im Kostenansatzverfahren zu entscheiden). Siehe § 2 Erstattungs-ABC → Bindungswirkung an den Kostenansatz.
Gebühren eines Güteverfahrens (§ 91 Abs. 3 ZPO). Siehe § 2 Erstattungs-ABC → Güteverfahren.
Erstattete Kosten: Kosten einschließlich Zinsen, die aufgrund einer vorangegangenen abgeänderten oder aufgehobenen Kostenentscheidung oder -festsetzung an den Gegner gezahlt worden sind (§ 91 Abs. 4 ZPO).

Vorgerichtliche Vertretungskosten sind grundsätzlich nicht festsetzbar. Insbesondere ist eine vorgerichtliche Geschäftsgebühr nach Nr. 2300 VV RVG nicht festsetzbar. Das gilt sowohl für die auf Klägerseite zur Anspruchsdurchsetzung angefallene vorgerichtliche Geschäftsgebühr[10] als auch für die auf Beklagtenseite zur vorgerichtlichen Abwehr angefallene Geschäftsgebühr.[11] Auch die Kosten einer wettbewerbsrechtlichen Abmahnung sind nicht festsetzbar,[12] ebensowenig die Kosten eines Abschlussschreibens.[13] Solche Kosten können allenfalls als materiell-rechtlicher Kostenerstattungsanspruch mit eingeklagt werden.

Eine Ausnahme gilt nur für die Kosten eines obligatorischen Streitschlichtungsverfahrens nach § 15a EGZPO. Die hier anfallende Geschäftsgebühr nach Nr. 2303 VV RVG nebst Auslagen und Umsatzsteuer ist festsetzbar.[14]

Zur Erstattungsfähigkeit der einzelnen Kostenpositionen siehe § 2 Erstattungs-ABC.

Festgesetzt werden können nur tatsächliche Kosten, keine fiktiven Kosten. Daher müssen die tatsächlichen Kosten stets angegeben werden. Falls diese als nicht erstattungsfähig angesehen werden, kommt ihre Festsetzung jedoch in Betracht, soweit hierdurch andere – fiktive Kosten – vermieden worden sind. So werden in aller Regel Kosten eines Terminsvertreters als nicht erstattungsfähig angesehen, wenn es kostengünstiger gewesen wäre, dass der am Prozessgericht nicht ansässige Anwalt selbst angereist wäre. Da in diesem Fall jedoch die Kosten der Anreise angefallen wären, sind die Kosten des Terminsvertreters immer in Höhe der ersparten fiktiven Reisekosten des Prozessbevollmächtigten erstattungsfähig.

 

Beispiel

Der Kläger beauftragt neben dem Prozessbevollmächtigten einen Terminsvertreter, obwohl die Anreise des Prozessbevollmächtigten erheblich günstiger gewesen wäre.

Da bei einer Anreise des Prozessbevollmächtigten jedoch die Kosten seiner Anreise angefallen wären, sind die Kosten des Terminsvertreters in Höhe der ersparten fiktiven Reisekosten des Prozessbevollmächtigten P erstattungsfähig, wobei die Rechtsprechung noch einen Toleranzzuschlag von 10 Prozent gewährt.[15]

[10] BGH AGS 2006, 357 = FamRZ 2006, 1114 = ZfBR 2006, 559 = Rpfleger 2006, 505 = NJW 2006, 2560 = Rbeistand 2006, 63 = NJ 2006, 507 = JurBüro 2006, 586 = BGHR 2006, 1070 = MDR 2006, 1436 = RVGreport 2006, 274 = VersR 2006, 1561 = RVGprof. 2006, 127.
[11] BGH AGS 2008, 158 = NJW 2008, 1323 = FamRZ 2008, 878 = RVGprof. 2008, 55 = AnwBl 2008, 378 = DAR 2008, 295 = zfs 2008, 288 = MDR 2008, 592 = Rpfleger 2008, 332 = NdsRpfl 2008, 187 = BGHR 2008, 622 = JurBüro 2008, 302 = MittdtschPatAnw 2008, 370 = VersR 2008, 1556 = NJW-Spezial 2008, 251 = RVGreport 2008, 148 = WuM 2008, 245 = GuT 2008, 157 = NJ 2008, 271 = BRAK-Mitt 2008, 141 = MietRB 2008, 205 = EWiR 2008, 477 = FamRB 2008, 240.
[12] BGH AGS 2008, 366 = GuT 2008, 225 = WRP 2008, 947 = NJW 2008, 2040 = GRUR 2008, 639 = MDR 2008, 833 = Rpfleger 2008, 445 = BGHR 2008, 831 = JurBüro 2008, 426 = MittdtschPatAnw 2008, 369 = ZIP 2008, 1200 = RVGreport 2008, 272; AGS 2006, 146 = WRP 2006, 237 = BB 2006, 127 = AnwBl 2006, 143 = BGHR 2006, 270 = Rpfleger 2006, 165 = JurBüro 2006, 140 = NJW-RR 2006, 501 = GRUR 2006, 439 = MDR 2006, 776 = MittdtschPatAnw 2006, 89 = RVGreport 2006, 72 = GuT 2006, 94; AGS 2009, 51 = GuT 2008, 387 = RVGreport 2008, 467.
[13] BGH AGS 2008, 270 = AfP 2008, 192 = WRP 2008, 805 = NJW 2008, 1744 = MDR 2008, 650 = BGHR 2008, 673 = VersR 2008, 985 = JurBüro 2008, 361 = RuS 2008, 446 = GRUR-RR 2008, 368 = RVGprof. 2008, 99 = RVGreport 2008, 184 = BRAK-Mitt 2008, 140 = AnwBl 2008, 550 = MittdtschPatAnw 2008, 426; OLG Frankfurt GRUR 1989, 374 = AfP 1989, 601 = JurBüro 1989, 1124.
[14] OLG Karlsruhe AGS 2009, 98 = OLGR 2008, 761 = JurBüro 2008, 538 = Justiz 2009, 7; LG Freiburg AGS 2009, 99; OLG Köln RVGreport 2010, 191 = zfs 2010, 45 = AG...

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