Rz. 475

Den Eltern eines getöteten Kindes kann grundsätzlich ein Schadenersatzanspruch zustehen. Dabei kommt es aber nicht auf individuelle Versorgungsabsprachen, sondern allein auf den gesetzlich geschuldeten Unterhalt an.[362]

 

Rz. 476

Der Wegfall bzw. die Schmälerung von Kinder-, Erziehungs- und Elterngeld sind nicht ersatzfähig. Pflegeleistungen werden nicht als Unterhalt geschuldet.[363]

 

Rz. 477

Ein Ersatzanspruch wegen entzogenen Betreuungsunterhalts entfällt, da dieser Anspruch generell mit Erreichen der Volljährigkeit endet.

 

Rz. 478

Die (regelmäßig fiktiv zu betrachtende) gesetzliche Barunterhaltspflicht eines getöteten Kindes gegenüber seinen Eltern bestimmt sich zum ersten nach deren Unterhaltsbedürftigkeit (§ 1602 BGB),[364] zum zweiten nach der eigenen – ausgesprochen schwierig zu prognostizierenden – Leistungsfähigkeit (§ 1603 BGB), zum drittenaber auch danach, ob neben dem Getöteten noch andere Unterhaltspflichtige (Ehegatten, geschiedene Ehegatten, Geschwister[365] etc.) vorhanden sind.[366] Existieren neben dem Verstorbenen weitere Unterhaltspflichtige, entfällt die Unterhaltspflicht aber nur anteilig und nicht etwa gesamtschuldnerisch (§ 1606 Abs. 3 BGB).[367]

[362] Zu Detailfragen siehe Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012, § 6 Rn 198 ff., 224 ff., § 8 Rn 198 f.
[363] Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012, § 1 Rn 89 ff., § 6 Rn 202 f.,
[364] BGH v. 18.6.1985 – VI ZR 6/84 – VersR 1985, 1140 = VRS 70, 91 = zfs 1986, 105 (Ein Unterhaltsbedürftiger i.S.v. § 1602 Abs. 1 BGB muss zur Deckung seines Lebensbedarfes zunächst seine eigenen Mittel einschließlich seines Vermögens verwerten, es sei denn, die Verwertung ist unwirtschaftlich oder unzumutbar).
[365] BGH v. 9.6.1967 – VI ZR 180/65 – VersR 1967, 880.
[366] OLG Koblenz v. 18.11.2002 – 12 U 1035/01 – FamRZ 2003, 1661 = NJW 2003, 521 = OLGR 2003, 149 = PVR 2003, 254 (nur Ls.) = SP 2003, 200 = VRS 104, 185.
[367] Zu den Einzelheiten siehe Birkmann, Die Rechtsprechung des BGH zum Verkehrshaftpflichtrecht, DAR 1989, 209; BGH v. 5.7.1988 – VI ZR 299/87 – BB 1988, 2061 = DAR 1989, 21 = DB 1988, 2456 (nur Ls.) = MDR 1988, 1047 = NJW-RR 1988, 1238 = NZV 1988, 217 = VersR 1988, 1116 = VRS 75, 416 = zfs 1988, 383.

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