Rz. 479

Auch wenn ein Anspruch auf Feststellung der Ersatzpflicht hinsichtlich des Unterhaltsschadens häufig besteht,[368] ist für die Geschädigten (Eltern des Verstorbenen) dieser Anspruch in seiner Höhe kaum darzulegen und zu beweisen. Eine Kapitalisierung ist ebenfalls häufig schwer, so dass sich ein wirtschaftlich tragbarer pauschaler Gesamtvergleich regelmäßig anbietet.

 

Rz. 480

Die Zukunftsprognose für die Kapitalabfindung richtet sich wesentlich an der hypothetischen beruflichen und der nicht zu vernachlässigenden privaten Entwicklung des verstorbenen Kindes aus (fiktive Heirat, fiktive Scheidung, fiktive Kinder).[369] Die Prognose wird ergänzt um die unterhaltsrechtlich relevanten Veränderungen bei den etwaig vorhandenen weiteren Unterhaltspflichtigen.

 

Rz. 481

Sind die Eltern sozialversichert oder beamtenrechtlich versorgt, sind u.U. auch noch Geschwister des Verstorbenen vorhanden, kann sich mangels ausreichender Wahrscheinlichkeit einer ausreichenden unterhaltsrechtlichen Bedürftigkeit eine Feststellungsklage als unbegründet herausstellen.[370]

 

Rz. 482

Ferner ist der Aspekt der Grundsicherung[371] zu sehen, der gerade auch der Altersarmut vorbeugen will.

[368] BGH v. 21.10.1953 – VI ZR 320/52 – LM BGB § 844 Abs. 2 Nr. 9 = MDR 1954, 160; BGH v. 7.4.1952 – III ZR 194/51 – LM BGB § 844 Abs. 2 Nr. 7; BGH v. 3.12.1951 – III ZR 119/51 – BGHZ 4, 133 = NJW 1952, 539; OLG Celle v. 19.3.1987 – 5 U 122/86 – NJW-RR 1988, 990; OLG Düsseldorf v. 23.3.1994 – 15 U 282/92 – SP 1994, 210 (Voraussetzung ist, dass der Eintritt eines zukünftigen Unterhaltsschadens hinreichend wahrscheinlich ist); OLG Koblenz v. 18.11.2002 – 12 U 1035/01 – FamRZ 2003, 1661 = NJW 2003, 521 = OLGR 2003, 149 = PVR 2003, 254 (nur Ls.) = SP 2003, 200 = VRS 104, 185; OLG Nürnberg v. 31.10.1984 – 9 U 943/84 – (Bei Erlass des Feststellungsurteils darf nicht offen gelassen werden, ob sich die Eltern eine Mitverantwortung ihres getöteten Kindes anrechnen lassen müssen); OLG Oldenburg v. 19.1.2011 – 5 U 48/10 – BeckRS 2011, 10925 = MDR 2011, 1202 = NZV 2011, 446 (Anm. Küppersbusch) = SP 2011, 251 = VersR 2011, 1027 = VRR 2011; LG Braunschweig v. 20.10.1971 – 5 O 151/71 – VersR 1972, 567; LG Mühlhausen v. 1.11.2005 – 2 S 237/05 – DAR 2006, 217; AG Eisenach v. 7.7.2005 – 57 C 518/05 – zfs 2006, 446 (LG hat das AG bestätigt) (Anm. Diehl) (Erforderlich ist nur, dass nach der Erfahrung des Lebens und dem gewöhnlichen Lauf der Dinge die spätere Verwirklichung des elterlichen Unterhaltsanspruchs nicht ausgeschlossen erscheint, sondern vielmehr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist). Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012, § 6 Rn 199 ff. m.w.N.
[369] BGH v. 3.12.1951 – III ZR 119/51 – BGHZ 4, 133 (Die mutmaßliche Leistungsfähigkeit des Getöteten ist anhand der im Zeitpunkt der Urteilsfindung bekannten Tatsachen zu prüfen. Eine bestimmte Altersgrenze, von der an die mutmaßliche Leistungsfähigkeit eines getöteten Kindes erst beurteilt werden kann, ist nicht festzulegen.); OLG Hamm v. 4.11.1991 – 6 U 109/91 – OLGR 1992, 44.
[370] LG Rostock v. 9.2.2001 – 9 O 342/99 – SP 2001, 302 (Allein die theoretische Wahrscheinlichkeit einer möglichen Anspruchsberechtigung aus §§ 1601 ff. BGB reicht nicht aus; erforderlich ist schon eine gewisse Wahrscheinlichkeit).
[371] Siehe dazu Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch des Personenschadensrechts, 1. Aufl. 2016, Kap. 5 Rn 1444 ff.

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