Rz. 472

Von Drittleistungsträgern werden zum Haushaltsführungsschaden kongruente Leistungen erbracht, die anspruchsmindernd auf den Direktanspruch anzurechnen sind.

 

Rz. 473

Bei der Kapitalisierung von Regressforderungen der Drittleistungsträger ist zu bedenken, dass sich der Haushaltsführungsschaden rechtlich aus dem Verdienstausfallschadenanteil und dem Teil der vermehrten Bedürfnisse zusammensetzt.[360] Die Anteile verändern sich mit jeder Veränderung der familiären Situation (z.B. Heirat, Scheidung, Verrentung des Partners, Tod des Partners, sukzessiver Auszug von Kindern; siehe Rdn 468 ff.), so dass sich auch die Forderungsübergänge auf Drittleistungsträger verändern.

[360] Im Detail Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 8 Rn 31 ff.

(1) Verdienstausfall

 

Rz. 474

Krankengeld,[361] Verletztengeld, Übergangsgeld, Verletztenrente,[362] Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit[363] und Arbeitslosengeld sind auf den Haushaltsführungsschaden zu verrechnen, wenn und soweit dieser auf § 842 BGB (Verdienstausfall) gestützt ist.

 

Rz. 475

Soweit der Ausfall der verletzten Person (Hausfrau, Hausmann) zu den vermehrten Bedürfnissen (Eigenversorgung, § 843 BGB) zu rechnen ist, besteht keine sachliche Kongruenz zu Lohnersatzleistungen, so dass der Forderungsübergang wegen dieses Teiles entfällt.[364]

 

Rz. 476

Soweit der Forderungsübergang bzgl. des Haushaltsführungsschadens nur den Anteil des Verdienstausfallschadens (Fremdversorgung, § 842 BGB) betrifft, bedeutet dieses:

 

Rz. 477

 

Übersicht 1.5: Haushaltsführung

Ehegatte Kongruenz nur zum Fremdversorgungsschaden (Familie)
Lebenspartner (LPartG)

bis zum 31.12.2004 keine Kongruenz,

ab 1.1.2005 wie bei Ehegatten
Ledige, Verwitwete keine Kongruenz und damit kein Regressanspruch des SVT, da hier nur vermehrte Bedürfnisse tangiert sind
nicht-eheliche Lebensgemeinschaft keine Kongruenz
Kinder Kongruenz zum Fremdversorgungsschaden
Teilungsabkommen Etliche Abkommen enthalten vertragliche Abreden zur Übergangsfähigkeit von Renten, unabhängig von der rechtlichen Zuordnung zu § 842 BGB oder § 843 BGB.
[361] OLG Hamm v. 24.9.2001 – 6 U 86/01 – HVBG-Info 2002, 1269 = r+s 2001, 506.
[362] BGH v. 4.12.1984 – VI ZR 117/83 – DAR 1985, 119 = MDR 1985, 660 = NJW 1985, 735 = VersR 1985, 356 = zfs 1985, 141.
[363] BGH v. 25.9.1973 – VI ZR 49/72 – BG 1974, 268 = FamRZ 1975, 30 = MDR 1974, 302 = NJW 1974, 41, 640 = SGb 1974, 390 = VersR 1974, 162 = zfs 1974, 158 (Aufgabe von BGH v. 19.12.1967 – VI ZR 62/66 – BG 1968, 405 = DB 1968, 349 = FamRZ 1968, 146 = MDR 1968, 317 = VersR 1968, 194); OLG Nürnberg v. 31.3.2000 – 6 U 3817/99 – OLGR 2000, 288 = VersR 2002, 1114 (nur Ls.).
[364] BGH v. 23.6.1998 – VI ZR 327/98 – DAR 1998, 447; BGH v. 8.10.1996 – VI ZR 247/95 – DAR 1997, 66 = NJW 1997, 256 = r+s 1997, 22 = VersR 1996, 1565 = zfs 1997, 12; BGH v. 25.9.1973 – VI ZR 49/72 – BG 1974, 268 = FamRZ 1975, 30 = MDR 1974, 302 = NJW 1974, 41, 640 = SGb 1974, 390 = VersR 1974, 162 = zfs 1974, 158.

(2) Vermehrte Bedürfnisse

 

Rz. 478

Die Leistungen für häusliche Pflegehilfe der Krankenkasse nach §§ 53 ff. SGB V a.F. und der Pflegeversicherung nach § 36 SGB XI sind kongruent zu den vermehrten Bedürfnissen und dementsprechend auf den Haushaltsführungsschaden anzurechnen, soweit dieser auf die Eigenversorgung (§ 843 BGB) entfällt.[365]

[365] BGH v. 8.10.1996 – VI ZR 247/95 – DAR 1997, 66 = MDR 1997, 146 = NJW 1997, 256 = NZV 1997, 71 = r+s 1997, 22 = VersR 1996, 1565 = zfs 1997, 12.

(3) Zusammenfassung

 

Rz. 479

 

Übersicht 1.6: Haushaltsführungsschaden und Kongruenz

Leistung Verdienstausfall vermehrte Bedürfnisse Unterhaltsschaden
Krankengeld, Verletztengeld, Übergangsgeld, Arbeitslosengeld ×    
Erwerbsminderungsrente (u.a. RVT) ×    
Verletztenrente (u.a. UVT) ×    
Haushaltshilfe ×    
häusliche Pflegehilfe   ×  
Hinterbliebenenrente     ×

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge