Rz. 450

Behinderte Menschen, die u.a. in anerkannten Einrichtungen für Behinderte tätig sind, sind in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert (§ 344 Abs. 3 SGB III, § 5 Abs. 1 Nr. 7 SGB V, § 1 S. 1 Nr. 2 SGB VI, § 20 Abs. 1 Nr. 7 SGB XI). Sobald ein Verletzter in einer beschützenden Werkstatt untergebracht wird, werden (nach fiktiven Werten berechnete) insbesondere relativ hohe Pflichtbeiträge zur Rentenversicherung abgeführt.[337] Die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung sind "echte Beiträge" und bestimmen Ansprüche auf Alters-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrente wie Arbeitseinkommen.

 

Rz. 451

Der Beitragssatz entspricht dem für Arbeitnehmer geltenden Satz. Als beitragspflichtige Einnahme gilt zwar grundsätzlich das Arbeitsentgelt (§ 14 SGB IV); die Mindestbemessungsgrundlage beträgt aber stets 80 % der monatlichen sozialen Bezugsgröße (§ 18 SGB IV; Tabelle 6.46, § 6 Rdn 322), § 166 Nr. 2 SGB VI:[338] Im Jahre 2023 betrug die monatliche Bezugsgröße 3.395 EUR (West) bzw. 3.290 EUR (Ost) (entsprechend 40.740 EUR [West] und 39.480 EUR [Ost]), sodass den RV-Beiträgen ein Brutto-Jahreseinkommen von 32.592 EUR (West) bzw. 31.584 EUR (Ost) zugrunde liegt. Ein Regress nach § 119 SGB X erstreckt sich nur auf Minderverdienste jenseits dieser fiktiven Werte;[339] für den Regress nach § 179 Abs. 1a SGB VI ist hingegen der konkrete Verdienstausfallschaden zu berücksichtigen.[340] Da die soziale Bezugsgröße dynamisch ist, steigt der rentenbegründende Beitrag an den RVT in regelmäßigen Abständen.

 

Rz. 452

 

Tabelle 1.4: Beschützende Werkstatt und Rentenversicherungsbeitrag

Jahr RV-Beitragssatz 80 % BZG RV-Beitrag
Jahr Jahr
West [EUR] Ost [EUR] West [EUR] Ost [EUR]
2010 19,90 % 24.528,00 EUR 20.832,00 EUR 4.881,07 EUR 4.145,57 EUR
2011 19,90 % 24.528,00 EUR 21.504,00 EUR 4.881,07 EUR 4.279,30 EUR
2012 19,60 % 25.200,00 EUR 21.504,00 EUR 4.939,20 EUR 4.214,78 EUR
2013 18,90 % 25.872,00 EUR 21.840,00 EUR 4.889,81 EUR 4.127,76 EUR
2014 18,90 % 26.544,00 EUR 22.512,00 EUR 5.016,82 EUR 4.254,77 EUR
2015 18,70 % 27.216,00 EUR 23.184,00 EUR 5.089,39 EUR 4.335,41 EUR
2016 18,70 % 27.888,00 EUR 24.192,00 EUR 5.215,06 EUR 4.523,90 EUR
2017 18,70 % 28.560,00 EUR 25.536,00 EUR 5.340,72 EUR 4.775,23 EUR
2018 18,70 % 29.232,00 EUR 25.872,00 EUR 5.466,38 EUR 4.838,06 EUR
2019 18,60 % 29.904,00 EUR 27.552,00 EUR 5.562,14 EUR 5.124,67 EUR
2020 18,60 % 30.576,00 EUR 28.896,00 EUR 5.687,14 EUR 5.374,66 EUR
2021 18,60 % 31.584,00 EUR 29.904,00 EUR 5.874,62 EUR 5.562,14 EUR
2022 18,60 % 31.584,00 EUR 30.240,00 EUR 5.874,62 EUR 5.624,64 EUR
2023 18,60 % 32.592,00 EUR 31.584,00 EUR 6.062,11 EUR 5.874,62 EUR
2024 18,60 % 33.936,00 EUR 33.264,00 EUR 6.312,10 EUR 6.187,10 EUR
[337] Zu Details Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 28. Aufl. 2024, § 843 BGB Rn 43; Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 4 Rn 1777 ff.; Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 4718 ff.
[338] Siehe zum Aspekt der Unterbringung in einer beschützenden Werkstatt und den daraus resultierenden Problemstellungen Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 4 Rn 1153 ff., 1700 f., 1781 ff.
[339] Zu Einzelheiten zum Regress nach § 179 Abs. 1a SGB VI siehe Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 4 Rn 1777 ff.
[340] BGH v. 10.7.2006 – VI ZR 192/06 – BGHReport 2007, 1123 = DAR 2007, 639 (nur Ls.) = MDR 2007, 1370 (nur Ls.) = r+s 2007, 478 = VersR 2007, 1536.

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