Julian Backes, Sven Eichler
Rz. 1362
Bei der in 2007 bekannt gewordenen CAN-Bus Problematik hat sich gezeigt, dass aufgrund des Fortschreitens des Einsatzes elektronischer Bauteile im Fahrzeugbau, insbesondere dem Einsatz eines CAN-Bus, die anhand der Raddrehzahlsensoren gewonnenen Wegstreckensignale erst nach einer digitalen Weiterverarbeitung der Messeinrichtung zugeführt werden.
In der bis 2007 gültigen Bauartzulassung war eine digitale Weiterverarbeitung der gewonnenen Wegstreckeninformationen allerdings nicht vorgesehen, wodurch in einigen Fällen die ProViDa-Anlagen mit einer nicht genehmigten Informationsquelle gespeist wurden. Dies führte dazu, dass Fehler in der Vorverarbeitung, Übertragung und/oder Wandlung der Daten letztendlich nicht auszuschließen waren.
Rz. 1363
Allein bei einer Überprüfung von Messfahrzeugen in NRW war festzustellen, dass von insgesamt 29 Fahrzeugen fünf Fahrzeuge nicht mehr geeicht werden konnten und sechs weitere Anlagen vor einer Neueichung zunächst umgerüstet werden mussten.
Der technischen Weiterentwicklung bei der Fahrzeugelektronik Rechnung tragend wurden von der PTB anschließend so genannte Wegstreckensignalkonverter (WSK) zugelassen, welche als bauartzugelassene zwischengeschaltete Einrichtungen bei Fahrzeugen mit CAN-Bus zwischen dem Steuergerät ABS/DSC und dem Hauptmodul des Videonachfahrsystems angeschlossen werden dürfen.
Rz. 1364
Der Wegstreckensignalkonverter ist eine zwischengeschaltete Einrichtung zur Konvertierung der vom CAN-Bus des Fahrzeuges gelieferten digitalen Wegstrecken- und Geschwindigkeitsinformationen in für das Messgerät geeignete Wegstreckenimpulse.
Die an den Fahrzeugrädern installierten Wegimpulsgeber liefern pro Radumdrehung eine definierte Anzahl von elektrischen Impulsen und werden durch das vom Fahrzeughersteller serienmäßig installierte Steuergerät (ABS/DSC) erfasst und verarbeitet.
Anschließend sendet das Steuergerät über einen Highspeed-CAN in einem festen Zeittakt digitale Datentelegramme, welche anstatt der bisher üblichen Wegimpulse als die vom Fahrzeug zur Verfügung gestellten Ausgangssignale zur Wegstreckenmessung dienen.
Der Wegstreckensignalkonverter wertet aus diesen Informationen die aktuelle Raddrehzahl sowie den Radimpulszählerstand eines Rades aus und bildet nach einem definierten Verfahren Wegstreckenimpulse nach. Für den Fall, dass eine Störung bei der Signalübertragung nicht ausgeschlossen werden kann, wird eine Überwachungsfunktion aktiv, die hierbei für mindestens 3,5 s die Ausgabe von Impulsen blockiert.
Rz. 1365
Weiterhin wurde durch die PTB zusätzlich eine so genannte Kontrollbaugruppe in Verbindung mit einem WSK zugelassen, welche weitere Überwachungsfunktionen realisieren soll.
Zu der allerdings nach wie vor bestehenden Problematik bei der digitalen Weiterverarbeitung der Wegstreckeninformationen findet sich unter Rdn 245 eine ausführliche Darstellung.
Mittlerweile wurde weiterhin ein sogenannter Wegimpulsadapter WA11 zugelassen, welcher nun überwiegend in den Messfahrzeugen verbaut ist und auch bei Neuinstallationen eingesetzt wird.
Da hier der Abgriff nunmehr unmittelbar am Sensor erfolgt und kein zwischengeschalteten Bussystems verwendet wird, ist diese Lösung aus technischer Sich zu begrüßen.