Julian Backes, Sven Eichler
Rz. 1463
Damit weist der Hersteller selbst auf die Möglichkeit von Reflexionen hin. Bisherige Untersuchungen zeigen dabei folgende Möglichkeiten von Reflexionen auf:
a) Knickstrahlreflexion
Rz. 1464
Hierbei wird der ständig vom Radargerät ausgesandte Radarstrahl an einem im Strahlbereich befindlichen Reflektor, wie Leitplanke, Beschilderung, parkende Fahrzeuge o.Ä., umgelenkt und nach dem Prinzip Einfallswinkel = Ausfallswinkel in eine andere Messrichtung gesandt. Sich dort bewegende Gegenstände reflektieren die Strahlen auf dem gleichen Weg zum Messgerät zurück und verursachen eine Messwertbildung.
Rz. 1465
Die Geeignetheit der Messstelle für solche Reflexionen lässt sich oftmals bei der Filmauswertung durch das Vorhandensein von "Leerfotos" feststellen, d.h. es befinden sich Messfotos im Messfilm, in welchen an der üblichen Fotoposition kein Fahrzeug abgebildet ist.
Rz. 1466
Messfilme von Messstellen, bei denen im Strahlbereich reflektierende Gegenstände abgebildet sind, sind hierzu immer kritisch zu betrachten.
Rz. 1467
Die Knickstrahlreflexion kann sowohl an fest stationierten Gegenständen erfolgen, wie Garagentoren, Verkehrszeichen, Werbetafeln, Leitplanken u.Ä. Es kann aber auch vorkommen, dass solche Reflektoren kurzfristig in der Messstelle auftreten, etwa ein Kraftomnibus, der kurzfristig auf der dem Messgerät gegenüber liegenden Seite anhält, wie in der folgenden Skizze "Knickstrahlreflexion am Bus" dargestellt.
Abbildung 5: Knickstrahlreflektion an temporären Reflektoren, z.B. Bus
Rz. 1468
Eine besondere Situation ist dann gegeben, wenn sich der Reflektor wie in der folgenden Skizze "Knickstrahlreflexion an einer Tafel" in der Fahrbahnmitte befindet oder am gegenüberliegenden Fahrbahnrand in einer seitlichen Stellung so, dass die Reflexion in den Gegenverkehr erfolgt.
Abbildung 6: Knickstrahlreflektion an einem ortsfesten Reflektor, z.B. Verkehrszeichen
In diesen Fällen wird ein Fahrzeug gemessen, das im Bildaufnahmebereich nicht erfasst wird. Hier sind alle Messungen des Messfilmes besonders kritisch zu betrachten.
Rz. 1469
Zur Verdeutlichung ist im folgenden Bild durch die Kegel der Bereich des aktiven Radarbereiches in etwa dokumentiert.
Abbildung 7: Aktiver Radarbereich
b) Doppelreflexion
Rz. 1470
Bei dieser Reflexionsmessung wird der Radarstrahl im Frontbereich des gemessenen Fahrzeuges nach vorne – und damit außerhalb des Bildaufnahmebereiches – abgelenkt. Diese dorthin reflektierten Strahlen beinhalten die Geschwindigkeitsinformation des Fahrzeuges.
Rz. 1471
Treffen diese noch außerhalb des Bildaufnahmebereiches reflektierten Strahlen auf einen ungünstig positionierten, aber geeigneten Reflektor, der sich auf der dem Messfahrzeug gegenüberliegenden Straßenseite befindet, werden diese Strahlen zurück reflektiert.
Beim zweiten Auftreffen auf das gemessene Fahrzeug wird den Messstrahlen erneut die Geschwindigkeitsinformation des Fahrzeuges hinzuaddiert.
Abbildung 8: Doppelreflexion
In diesem Fall wird für das Fahrzeug das Doppelte der tatsächlichen Geschwindigkeit als Messwert ermittelt.
Rz. 1472
Zu einer solchen Fehlmessung kann es, bei entsprechender Reflektorenkonstellation, insb. dann kommen, wenn die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit unter dem eingestellten Grenzwert des Messgerätes liegt, da in diesem Fall die direkt vom Fahrzeug zum Messgerät reflektierten Strahlen von diesem "ignoriert" werden. Das Vorkommen solcher Messungen ist insb. durch eine aufmerksame Beobachtung der Messungen durch den Messbeamten festzustellen. Im Nachhinein kann durch Filmauswertung und durch Überprüfung der Messstelle lediglich die Möglichkeit solcher Messungen überprüft werden; das tatsächliche Auftreten lässt sich nicht nachweisen.
c) Dreifache Reflexion
Rz. 1473
Die in der folgenden Skizze "Dreifache Reflexion" beschriebene Situation stellt eine Kombination aus den Situationen in den Skizzen "Knickstrahlreflexion an einer Tafel" (Rdn 1468) und "Doppelreflexion" (Rdn 1471) dar.
Abbildung 9: Dreifache Reflexion
Hier wird zunächst die Geschwindigkeitsinformation des im Bild befindlichen Fahrzeuges aufgenommen. Anschließend wird die Geschwindigkeit des entgegen kommenden Fahrzeuges addiert, da sich auch dieses in Bezug zum Radarstrahl im ankommenden Verkehr befindet.
Die von dort in Richtung des zuerst gemessenen Fahrzeuges reflektierte Strahlung nimmt dessen Geschwindigkeit ein zweites Mal, wiederum als entgegenkommend, auf.
d) Übertragung von Messwerten
Rz. 1474
In Ausnahmefällen kann es zur Übertragung von Messwerten kommen. Dies ist dann nicht auszuschließen, wenn das in Messposition befindliche Fahrzeug im Messfoto so vorne abgebildet ist, dass der Radarstrahl gänzlich auf der Fahrzeugseite, so wie in der in der Skizze "Knickstrahlreflexion am Bus" (Rdn 1467) gezeigten Situation, auftrifft.
Rz. 1475
In diesem Fall fungiert das Fahrzeug nicht nur als gemessenes Fahrzeug, sondern auch als Reflektor – und zwar ähnlich der Leitplanke auf der dem Messgerät gegenüberliegenden Straßenseite, nur wesentlich näher zum Messgerät –, womit die Möglichkeit einer Knickstrahlreflexion an diesem Fahrzeug gegeben ist.
Rz. 1476
Fährt ...