Gerhard Ring, Line Olsen-Ring
1. Regelungsziel und Inkrafttreten
Rz. 422
Das Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung vom 25.10.1980 (HKEntfÜ – das im Rahmen seines sachlichen Anwendungsbereichs gem. Art. 34 S. 1 im Verhältnis der Vertragsstaaten zueinander dem Haager Übereinkommen über den Minderjährigenschutz (MSA) vom 5.10.1961 vorgeht – jedoch nach Art. 50 des neuen Haager Übereinkommens über den Schutz von Kindern (KSÜ) vom 19.10.1996 neben diesem Übereinkommen weiter anwendbar ist) zielt nach seinem Art. 1 auf zweierlei:
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die Sicherstellung einer sofortigen Rückgabe "widerrechtlich" (i.S.d. Art. 3 Abs. 1 lit. a und b HKEntfÜ – ein Verbringen oder Zurückhalten ist dann "widerrechtlich", wenn dadurch die Alleinsorge oder die gemeinsame Sorge einer Person oder Behörde verletzt worden ist) in einen Vertragsstaat verbrachter oder dort zurückgehaltener Kinder (unter 16 Jahren); |
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die Gewährleistung der tatsächlichen Beachtung des in einem Vertragsstaat bestehenden Sorgerechts (i.S.d. Art. 5 lit. a HKEntfÜ – mithin der Personensorge einschließlich des Rechts auf Bestimmung des Kindesaufenthalts) und des Rechts zum persönlichen Umgang (Besuchsrecht – i.S.d. Art. 5 lit. b HKEntfÜ – d.h. dem Recht, das Kind für eine begrenzte Zeit an einen anderen Ort als seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort zu bringen) in den anderen Vertragsstaaten. |
Rz. 423
Im Hinblick auf diese Zielsetzungen sollen die Vertragsstaaten gem. Art. 2 HKEntfÜ alle geeigneten Maßnahmen treffen, um in ihrem Hoheitsgebiet die Ziele des Übereinkommens zu verwirklichen, und dazu ihre "schnellstmöglichen Verfahren" anwenden: reibungslose und schnelle Rückführung durch eine enge Zusammenarbeit der Behörden und eine sofortige Herausgabe.
Rz. 424
Das Haager Kindesentführungsübereinkommen ist für die Bundesrepublik Deutschland am 1.12.1990 im Verhältnis zu Australien, Belize, Frankreich, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, der Schweiz, Spanien, Ungarn, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich in Kraft getreten. Heute gilt es (Grundlage: Liste der Vertragsstaaten des HKEntfÜ im Verhältnis zu Deutschland, Bundesamt für Justiz – Stand 28.10.2019) zudem im Verhältnis zu Argentinien (seit dem 1.6.1991), Dänemark (seit dem 1.7.1991), Irland (seit dem 1.10.1991), Israel (seit dem 1.12.1991), Kroatien (seit dem 1.12.1991), Mazedonien (seit dem 1.12.1991), Mexiko und Neuseeland (jeweils seit dem 1.2.1992), Bosnien und Herzegowina (seit dem 6.3.1992), Serbien und Montenegro (seit dem 27.4.1992), Ecuador (seit dem 1.9.1992), Burkina Faso (seit dem 1.1.1993), Polen (seit dem 1.2.1993), Griechenland (seit dem 1.6.1993), Monaco (seit dem 1.7.1993), Rumänien (seit dem 1.7.1993), Mauritius (seit dem 1.12.1993), Bahamas (seit dem 1.5.1994), Finnland und Honduras (jeweils seit dem 1.8.1994), Italien, St. Kitts und Nevis und Zypern (jeweils seit dem 1.5.1995), Chile, Panama und Slowenien (jeweils seit dem 1.6.1995), Kolumbien (seit dem 1.11.1996), Venezuela (seit dem 1.1.1997), Simbabwe (seit dem 1.2.1997) und Island (seit dem 1.4.1997), Südafrika (seit dem 1.2.1998), Georgien (seit dem 1.3.1998) und Turkmenistan (seit dem 1.8.1998), Weißrussland (seit dem 1.2.1999), der Tschechischen Republik (seit dem 1.3.1998) und Belgien (seit dem 1.5.1999), der Republik Moldau (seit dem 1.5.2000), der Türkei (seit dem 1.8.2000), der Slowakei (seit dem 1.2.2001), Uruguay (seit dem 1.10.2001), Estland und Paraguay (jeweils seit dem 1.12.2001), Brasilien (seit dem 1.5.2002), El Salvador, Lettland und Malta (jeweils seit dem 1.11.2002), Guatemala (seit dem 1.1.2003), Sri Lanka (seit dem 1.1.2003), Bulgarien und Litauen (seit dem 1.12.2004), Montenegro (seit dem 1.6.2006), Thailand (seit dem 1.6.2007), San Marino, Nicaragua, Peru, Trinidad und Tobago (seit dem 1.9.2007), Albanien (seit dem 1.10.2007), Costa Rica (seit dem 1.12.2007), Ukraine (seit dem. 1.1.2008), die Dominikanische Republik und Fidschi (seit dem 1.4.2008), Seychellen (seit dem 1.4.2009), Usbekistan (seit dem 1.10.2009), Armenien (seit dem 1.10.2009), Marokko (seit dem 1.10.2010), Singapur (seit dem 1.6.2011), Andorra (seit dem 1.9.2011), Ukraine (seit dem 1.9.2006), (Gabun Inkrafttreten am 1.9.2011, aber noch keine Geltung im Verhältnis zu Deutschland), (Russland Inkrafttreten am 1.10.2011, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), (Guinea Inkrafttreten am 1.2.2012, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), (Lesotho Inkrafttreten am 1.9.2012, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), die Koreanische Republik (seit dem 1.3.2013), (Kasachstan Inkrafttreten am 1.9.2013, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), Japan (seit dem 1.4.2014), Irak (seit dem 1.6.2014), (Sambia Inkrafttreten am 1.11.2014, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), Philippinen (seit dem 1.6.2016, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), Bolivien (seit dem 1.10.2016, aber noch nicht im Verhältnis zu Deutschland), Pakistan (seit dem 1.3.2017, aber noch nicht im...