Dr. rer. nat. Björn Siemer
Rz. 97
In der Abbildung 4 (b) (Rdn 81) ist eine typische Signalanalyse einer zu hohen Abtastung gezeigt. Hier wurde ein Fahrzeug offensichtlich zu spät fotodokumentiert. In diesem Falle hat es die Fotolinie schon weit überfahren (1,5 m), was eine Überprüfung der Rohmessdaten nach sich zog. Die Signalanalyse ergab, dass das Messgerät wohl die Motorhaube detektierte und aufgrund von Fahrzeugschwankungen annahm, dass diese ein unruhiger Hintergrund sei. Die Kontur des Fahrzeuges wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt in Höhe der A-Säule erkannt. Aus diesem Grund befindet sich in der Fotodokumentation auch die A-Säule in Höhe der Fotolinie. Dies ist dem nicht optimalen Aufbau durch den Messbeamten geschuldet, was die Frage nach gut geschultem Messpersonal erlaubt.
Wird im Gegensatz dazu das Fahrzeug zu früh abgebildet, wurde möglicherweise ein Schatten detektiert und dieser zum Fahrzeug dazugezählt.
Rz. 98
Problematisch ist, dass bei Dunkelheit die Messanlage lediglich einen Signalausschlag ausgibt, da nur die Frontscheinwerfer im Erfassungsbereich der Sensoren liegen könnten (Abbildung 10, Rdn 99). In diesen Fällen könnte unter bestimmten Umständen das Prinzip der Einfachlichtschranke zutage kommen (vgl. Rdn 6). In diesem Fall wäre es möglich, falls eine schräge Kontur von den Sensoren erfasst wird und das Betroffenenfahrzeug z.B. schwankt, dass ein zu hoher Geschwindigkeitswert gemessen wird. Solche Messungen sind durchaus als kritisch zu beurteilen.
Rz. 99
Abbildung 10: Hier ist zu erkennen, dass das Betroffenenfahrzeug lediglich an den Frontscheinwerfern erfasst wurde, da die Heckscheinwerfer außerhalb des Erfassungsbereiches (gestrichelte Linien) liegen. Demnach ähnelt diese Messung einer Einfachmessung mit der Lichtschranke, bei der Abtastfehler auftreten konnten.
Rz. 100
Interne Gerätetests laufen beim Einschalten und während des Messbetriebs automatisch ab. Wenn ein Test nicht erfolgreich verläuft, wird eine dementsprechende Fehlermeldung auf dem Bildschirm angezeigt. Ein Testfoto gibt es hingegen nicht.
Aufgrund der Auswerteroutine ist es möglich, dass durch die Einwirkung von modernen LED-Leuchten vom Messgerät ein falscher Geschwindigkeitsmesswert ausgegeben wird. Dabei beeinflussen periodisch blinkende Lichtquellen (Scheinwerfer mit LED-Birnen) die mathematische Methode der Kreuzkorrelation, sodass das Gerät einen Messwert ermittelt, der vom real gefahrenen Geschwindigkeitswert abweichen kann. Hierfür müssen aber mehrere Faktoren zusammentreffen. Die Messanlage muss so aufgebaut sein, dass die Sensoren hauptsächlich die LED-Leuchten erfassen und diese Signalausschläge auswerten. Zusätzlich müssen die Frequenzen der LED-Leuchten den passenden Abstand zur gefahrenen Geschwindigkeit haben. Ein Hinweis auf eine fehlerhafte Geschwindigkeitsbestimmung könnte ein abweichender Seitenabstand oder ein Abweichen der Fotoposition sein. Da bei diesem Messgerät die Rohmessdaten zur Verfügung gestellt werden, ist es in solchen Fällen empfehlenswert, eine Auswertung bezüglich der Beeinflussung der LED-Leuchten durchzuführen.