Rz. 9

Auch am Fahrwerk können sich Defekte durch Verschleiß oder Materialversagen auswirken. Zum besseren Verständnis werden dazu zunächst einige Fahrwerksteile in der Abb. 10.3 gezeigt. Es handelt sich um eine Vorderradaufhängung mit dem sog. MacPherson-Federbein. Das Federbein besteht aus Achsschenkel, Feder und Stoßdämpfer in einer Einheit. Das Federbein wird an der Unterseite von dem Querlenker geführt und ist oben mit dem Radhausdom verbunden. Das Rad ist mit der Radnabe verschraubt, die im Achsschenkel gelagert ist. Der Vorderradantrieb erfolgt über die Antriebswellen, die mit der Radnabe verbunden sind. An der Radnabe befindet sich auch die Bremsscheibe, der Bremssattel mit den Bremsbelägen ist am Achsschenkel befestigt.

Abb. 10.3

 

Rz. 10

In Abb. 10.4 ist ein defekter Bremssattel zu sehen, dessen Manschette (Pfeil) eingerissen ist. Aus dem Bremssattel ist Bremsflüssigkeit ausgetreten, die den Bremsbelag verschmiert und die Bremsleistung erheblich reduziert hat. Der Flüssigkeitsaustritt ist nicht die direkte Folge des Schadens an der Manschette, die Manschette schützt den Kolben vor Verschmutzung. Die Undichtigkeit wird erst durch die Verschmutzungen verursacht, die in das System eingedrungen sind. Durch den blockierten Bremskolben liegt der Bremsbelag ständig an der Scheibe an, was zur einer Überhitzung und übermäßiger Abnutzung des Belagmaterials führt. Die Überhitzung hat eine Rissbildung im Material zur Folge, auf die in Abb. 10.5 hingewiesen wird. Im Endstadium bricht der Bremsbelag vom Belag­träger ab. Eine Restbremswirkung ist auch nach Abbrechen des Belagmaterials noch vorhanden, auch wenn bereits "Eisen auf Eisen" reibt. Eine reduzierte Bremsleistung hat jedoch zwangsläufig eine Verlängerung des Bremsweges bzw. bei einseitigem Brems­­ausfall ein Schiefziehen des Fahrzeuges beim Bremsen zur Folge.

 

Die Folgen einer Überalterung des Bremsschlauchmaterials sind in Abb. 10.6 dargestellt. Die Gummierung des Schlauches ist porös geworden und hat nahe am Anschluss eine Blase geworfen. Durch die Überdehnung des Materials reduziert sich der Bremsdruck, bei weiterer Belastung kann der Schlauch platzen.

Abb. 10.6

In Abb. 10.7 ist eine defekte Trommelbremse zu sehen. Die Bremsanlage ist korrosionsbedingt schwergängig geworden, die Bremsbeläge haben sich durch Überhitzung von den Bremsbacken abgelöst (Abb. 10.8) und in der Bremstrommel mitgedreht. In diesem Fall ist eine Bremswirkung nicht mehr vorhanden.

 

Die Dichtung des doppelt wirkenden Rad­­bremszylinders in Abb. 10.9 ist alterungsbedingt eingerissen und der Bremskolben korrosionsbedingt blockiert. Zum Festgehen des Kolbens kann es sowohl im gebremsten als auch im ungebremsten Zustand kommen. Bleibt der Kolben im ausgefahrenen Zustand stecken, dann liegen die Bremsbeläge an und überhitzen, wie im vorherigen Beispiel erläutert.

Abb. 10.9

Die in Abb. 10.10 abgebildete Scheibenbremse ist aufgrund längerer Standzeit erheblich korrodiert. Die Bremsbeläge sind durch den Rostüberzug an der Bremsfläche durch tiefe Riefen und ungleichmäßige Abtragungen geschädigt, wie in Abb. 10.11 im Vergleich zu einem Neuteil ersichtlich wird. Die Bremswirkung ist durch die ungleichmäßige Belagoberfläche reduziert, die Bremsen "rubbeln".

 

Eine eingerissene Bremsscheibe ist in Abb. 10.12 zu sehen. Die Scheibenstärke ist durch fortgeschrittenen Verschleiß erheblich reduziert, am Rand hat sich ein sog. Bund gebildet. Die Bremsscheibe hat der Bremsbelastung nicht standgehalten, im Scheibenmaterial haben sich Risse gebildet.

In Abb. 10.13 wird eine nach übermäßigem Verschleiß auseinander gebrochene Bremsscheibe (innenbelüftete Ausführung mit innerer und äußerer Bremsfläche) dargestellt. Die Scheibe ist in drei Teile zerbrochen, die innenseitige Scheibenfläche hat sich von der Nabe gelöst, die äußere Scheibenfläche ist vollständig weggebrochen. Durch einen solchen Ausfall einer Radbremse kann das Rad blockieren oder das Fahrzeug insbesondere beim Abbremsen aus höheren Geschwindigkeiten instabil werden.

 
 

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Eindringende Feuchtigkeit ist auch ein Problem an den Lagerstellen der Radaufhängung. In Abb. 10.14 sind 2 Traggelenke zu sehen, die den Querlenker mit dem Federbein verbinden. Durch eine alterungsbedingte Porosität der Dichtmanschetten dringt Feuchtigkeit in die Lagerstelle ein, wodurch das Fett ausgehärtet wird und die Schmierung versagt. Am Traggelenk in Abb. 10.15 ist die Schädigung weiter fortgeschritten, die Kugellagerung ist verrostet. Es bildet sich mit der Zeit eine Lose im Traggelenk. Im Endstadium kann die Kugel aus der Pfanne herausbrechen und sich das Federbein mit der Radaufhängung vom Fahrzeug lösen.

 

In Abb. 10.16 ist ebenfalls ein Querlenker der vorderen Radaufhängung zu sehen. Durch die Beanspruchung im Fahrbetrieb verschleißen die Gummilager, die den Lenker an der Karosserie abstützen. Es bildet sich Spiel in der Lagerstelle (Abb. 10.17). Derartige Schäden machen sich in der Regel durch ein "Klopfen" beim Überfahren von Fahrbahnunebenheiten bemerkbar.

 

Das in Abb....

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