Dr. rer. nat. Björn Siemer
Rz. 14
Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Messanlagen, die mit Piezosensoren oder optischen Sensoren arbeiten, aufgeführt werden. Die TraffiPhot S, TraffiStar S330 und V-Control IIb sind Messanlagen des Herstellers Jenoptik, während die Truvelo M42 und die VDS M5 von VDS vertrieben werden.
I. Traffipax TraffiPhot S
1. Informationen zum Gerät
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Die Traffipax TraffiPhot S besteht aus einem Außengehäuse, in dem sich das Innenteil befindet. Dies beinhaltet die Kamera, das Netzteil und die gesamte Messtechnik. Das Innenteil ist dabei nicht fest an einen Standort gebunden und kann an mehreren Messstellen verwendet werden, die mit zugelassenen Sensoren, Vorverstärkern und Außengehäusen ausgestattet sind.
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Abbildung 2: (a) Beispielfoto der TraffiPhot S. Die Überfahrstrecke von 0,56 m stimmt mit dem vorgeworfenen Geschwindigkeitswert von 100 km/h und der Fotoverzugszeit von ~20 ms überein. (b) Beispielfoto der TraffiStar S 330 mit Anbindung an Wechselverkehrszeichen (weißes durchgezogenes Rechteck). Die Überfahrstrecke von 1,23 m ergibt eine realistische Verzögerungszeit von ~40 ms.
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Im Messfeld liegen, wie unter Rdn 1–4 beschrieben, drei senkrecht über die Fahrbahn verlaufende Piezosensoren, mit denen drei Geschwindigkeitswerte ermittelt werden. Bei einer Überschreitung des eingestellten Grenzwertes wird eine Fotodokumentation (SmartCamera IM; SmartCamera IV) erstellt. Das Bild wird zusammen mit einigen Informationen der Messung in einer Falldatei zusammengefasst, digital signiert und verschlüsselt.
Mit diesem Messgerät ist eine Überwachung von mehreren Fahrstreifen möglich, wobei dann der relevante Fahrstreifen in die Datenzeile der Fotodokumentation mit eingeblendet wird (Abbildung 2 (a), gestrichelt weißes Rechteck (L2), Rdn 16).
Die analogen Signale der Sensoren können mit einem intelligenten Piezo-Vorverstärker (IPV) erfasst werden, der diese analysiert. So kann der IPV mögliche Fehlmessungen erkennen und eine Klassifizierung des Fahrzeuges (Lkw oder Pkw) vornehmen. Dies ermöglicht auch die Einstellung zweier unterschiedlicher Grenzwerte.
Bei der Verwendung eines IPV reicht eine jährliche Wartung des Sensorbereiches, während eine halbjährliche Wartung von Nöten ist, wenn kein IPV eingebaut ist.
a) Technische Daten
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Messbereich |
20 km/h–250 km/h (geeicht) |
Blitzdauer |
1/1000 s |
Blitzfolge |
Max. 2 Blitze pro s |
Gesamtmessstrecke |
2,00 m/1,99 m–2,02 m) |
Teilmessstrecke |
1,00 m (0,995 m–1,01 m) |
Temperaturbereiche der TraffiPhot S |
Netzbetrieb |
– 20°C bis + 60°C |
b) Toleranzen
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Kommt bei einer Messanlage ein IPV zum Einsatz, wandelt dieser die analogen Drucksignale in digitale Signale um und beurteilt den Signalverlauf. Hierbei ermittelt er den Zeitpunkt der maximalen Steigung des Signals und generiert daraus drei Spannungsimpulse, die an die Traffiphot-S Anlage weitergeleitet werden. Der IPV führt verschiedene Plausibilitätskontrollen der Signale durch und annulliert ggf. Messungen, noch bevor sie an die Traffiphot-S Anlage weitergeleitet werden. Sollten nun zusätzliche Signale, z.B. durch starke Erschütterungen, auftreten, würde der IPV dies registrieren und die Messung wegen der nicht erfüllten Kriterien, verwerfen.
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Um einen Geschwindigkeitswert zu bestimmen, erfolgt ein Vergleich der drei aufgenommenen Messwerte (vgl. Rdn 4). Nur wenn die maximale Abweichung der drei Messwerte kleiner als ± 3 km/h – bzw. ab 100 km/h 3 % – ist, kommt es zur Geschwindigkeitsanzeige, so der Gerätehersteller bzw. die PTB. Ist die Abweichung größer, wird das Ergebnis als nicht verwertbar angesehen und verworfen. In dem Fall erfolgt dann auch keine Fotoauslösung. Vorgeworfen wird dabei der kleinste der drei zuvor ermittelten Geschwindigkeitswerte.
c) Eichung
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Für die eichtechnische Prüfung gilt die Richtlinie zur Eichung der Geschwindigkeitsüberwachungsgerätes vom Typ Traffipax TraffiPhot S.
Die Wartung des Sensorbereiches muss in einem Abstand von einem halben Jahr durchgeführt werden. Wird bei der Messanlage allerdings ein IPV verwendet, reicht ein jährlicher Wartungs-/Eichzyklus.
2. Einrichtung der Messstelle/Messdurchführung
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Bei der Einrichtung der Messstelle muss ein Abgleich der Uhrzeit und des Datums stattfinden. Des Weiteren muss die Kamera eingestellt werden, sodass das Fahrzeugkennzeichen, der Fahrzeugführer und die Sensorkennzeichnung auf der Straße erkennbar sind. Dann muss ein Kalibrierfoto ausgelöst werden. Dies beinhaltet eine Funktionsprüfung, bei der die Signale eines Geschwindigkeitswertes von 100 km/h simuliert und somit alle folgenden Funktionen zur Fotoauslösung und der korrekten Dateneinblendung geprüft werden. Eine fehlerfrei durchgeführte Funktionsprüfung endet mit einem Kalibrierfoto. In dieses Foto wird die Zeichenfolge *CALIBRATION* eingefügt, als Geschwindigkeitswert wird 100 km/h angezeigt.
Rz. 23
Wird lediglich die Messanlage eingeschaltet, wird ein automatischer Selbsttest der Anlage durchgeführt, was mit einer grünen LED bestätigt wird. Im weiteren Verlauf der Inbetriebnahme muss ein Kalibrierfoto ausgelöst werden.
Rz. 24
Zusätzlich muss laut Hersteller ein Kalibrierfoto beim Anschließen oder Entfernen eines USB-S...