Rz. 44

Der Geschädigte hat Art und Umfang seines Schadens darzulegen und gem. § 287 ZPO zu beweisen (vgl. § 5 Rdn 85 ff.).[134] In einem Rechtsstreit ist der dafür maßgebliche Zeitpunkt die letzte mündliche Verhandlung vor dem Tatrichter;[135] die künftige Schadensentwicklung ist nur zu berücksichtigen, wenn sie aufgrund der vorgetragenen Tatsachen mit einer für § 287 ZPO ausreichenden Wahrscheinlichkeit beurteilt werden kann.[136] Zur Vorbereitung einer Schadensersatzklage kann dem Geschädigten ein Anspruch auf Auskunft gegen den Schädiger zustehen.[137]

Die Darlegung des Schadens erfordert einen Gesamtvermögensvergleich, der alle Vermögenspositionen umfasst, die von dem haftungsbegründenden Ereignis betroffen sind; die Differenzrechnung darf sich also nicht auf einzelne Rechnungsposten beschränken.[138]

 

Rz. 45

I.R.d. § 287 ZPO hat der Richter notfalls den Schaden zu schätzen, wenn und soweit ausreichende Umstände vorliegen; eine solche Schätzung – wenigstens eines "Mindestschadens" – entfällt nur dann, wenn greifbare Anhaltspunkte fehlen und deswegen das richterliche Ermessen völlig in der Luft hinge.[139] Da § 287 ZPO auch die Darlegungslast des Geschädigten mindert, darf die Klage also trotz lückenhaften Vorbringens nicht abgewiesen werden, soweit eine Grundlage für eine Schadensschätzung vorhanden ist. Diese Vorschrift ändert allerdings nichts daran, dass demjenigen, der Schadensersatz fordert, grds. die Darlegungs- und Beweislast für die Entstehung und Höhe des geltend gemachten Schadens verbleibt.[140]

 

Rz. 46

Verlangt der Geschädigte Ersatz entgangenen Gewinns (§ 249 Abs. 1, § 252 Satz 1 BGB), so hat der Richter bei seiner Entscheidung nach § 287 ZPO auch die Darlegungs- und Beweiserleichterung des § 252 Satz 2 BGB zu berücksichtigen.[141]

 

Rz. 47

Einen vermögensrechtlichen Anspruch aus einer Straftat kann der Verletzte auch im Adhäsionsverfahren eines Strafprozesses geltend machen (§§ 403 ff. StPO).[142]

[134] BGH, NJW 1990, 1358; vgl. BGHZ 10, 6, 11 = NJW 1953, 977; BGH, NJW 1968, 985; BGHZ 111, 168, 181 = NJW 1990, 2060; BGHZ 129, 386, 400 = WM 1995, 1450; BGH, WM 1998, 142, 143; BGH, NJW 2004, 444, 445 f.; BGH, WM 2005, 999, 1000.
[135] BGH, NJW 1996, 2652, 2654; BGH, WM 2001, 2251, 2252; BGH, NJW 2004, 444, 445.
[136] BGH, NJW 2004, 444, 445.
[137] BGH, NJW 1962, 731; BGH, NJW 1990, 1358.
[138] BGH, WM 1983, 418; BGH, NJW 1988, 1837, 1838; BGH, WM 1990, 695, 699; BGH, WM 2004, 472, 474; BGH, ZIP 2004, 2192; BGH, WM 2005, 999, 1000.
[139] BGHZ 54, 45, 55 = NJW 1970, 1411; BGH, WM 1992, 1155, 1156; BGH, NJW 1992, 2694, 2695; BGH, NJW 1993, 734 = WM 1993, 382.
[140] BGH, WM 1992, 1155, 1156.
[141] BGHZ 54, 45, 55 = NJW 1970, 1411; BGH, WM 1992, 1155, 1156.
[142] Vgl. BGH, NStZ 1988, 237 f.; BGH, NJW 1991, 1244; Wohlers, MDR 1990, 763.

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